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„Den Hirsch interessiert das nicht“

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Die Polizei hofft, dass die Autofahrer durch die Aufstellung der neuen Dreibeine auf den Wildwechsel aufmerksam gemacht werden und damit den Fuß vom Gaspedal nehmen.
Die Polizei hofft, dass die Autofahrer durch die Aufstellung der neuen Dreibeine auf den Wildwechsel aufmerksam gemacht werden und damit den Fuß vom Gaspedal nehmen. © Kristina Stecklein

Landkreis - von Kristina Stecklein. Vor fünf Jahren wurden sie zum ersten Mal an den Straßenrändern im Landkreis aufgestellt, mittlerweile kennt sie jeder: Die leuchtend pinken Dreibeine, die vor Wild auf der Straße auf besonders vorbelasteten Strecken warnen, sollten die Autofahrer auf die fortwährende Gefahr aufmerksam machen.

Die B209 Richtung Rethem ist neben Erichshagen und Liebenau hinsichtlich der Wildunfälle ein zusätzlicher Schwerpunkt – seit dem 1. Mai hat es hier bereits vier weitere Wildunfälle gegeben. Durch die Aufstellung von weiteren Dreibeinen auf dieser Strecke sollen die Autofahrer zusätzlich wach gerüttelt werden.

2011 verzeichnete die Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg 984 Wildunfälle im Landkreis Nienburg. Eine Zahl, die seit 2009 rapide gestiegen ist. Die Aufstellung der Dreibeine erwies sich als durchaus positiv – die Unfallzahlen gingen wieder runter. Nach einem so genannten „Gewöhnungeffekt“ stiegen die Zahlen seit 2015 aber wieder deutlich an. „Den Hirsch interessiert das nicht“, sagt Werner Müller, Sachbearbeiter Verkehr der Polizeiinspektion, schmunzelnd. Die Fahrer müssten aufmerksamer werden – und damit auch am helllichten Tag mit einem Tier auf der Straße rechnen. „Wichtig ist, dass man bei der Geschwindigkeit runter geht“, sagt er. Dem stimmt auch Axel Grünvogel, Verkehrssicherheitsberater bei der Polizei Nienburg, zu. „Ich empfehle immer bei Landstraßen mit maximal 80 Stundenkilometern unterwegs zu sein“, betont der Verkehrssicherheitsberater.

Gründe für den Anstieg gebe es viele. Gute Futterbedingungen, schlechte Sichtbarkeit durch wachsende Vegetation und die Brunftzeit im Juli sowie im August mache die Tiere „nahezu kopflos“ – da ist sich Hans-Joachim Blask, Jagdpächter im Revier Anderten-Nord, sicher: „Das Verkehrsaufkommen ist natürlich auch enorm an dieser Stelle.“ Dass es heutzutage mehr Wild gibt oder die Jäger weniger schießen, kann Blask allerdings in keinster Weise bestätigen. „Wir versuchen das Wild an der Straße auch vermehrt zu schießen.“ Wenn es trotz aller Vorsicht doch zu einem Unfall kommen sollte, gibt es einige Schritte, die beachtet werden müssen. „Der Warnblinker muss eingeschaltet werden. Bevor der Fahrer aus dem Auto steigt, muss die Warnweste angezogen werden. Natürlich ist es auch eine Hilfe, wenn der zuständige Jäger gerufen wird und die Kadaver wegräumt, bevor die Polizei eintrifft und sich um den Vorfall kümmern kann“, erklärt Grünvogel. Für das Räumen der Straße ist der Jäger übrigens nicht verpflichtet – dies sei Aufgabe der Straßenmeisterei.

„Der Jäger erlöst das Tier allerdings, wenn es Schmerzen hat“, fügt Grünvogel an. Deshalb sei dieser hier genauso wichtig. Dafür muss der Jäger eine Jagdsteuer zahlen, die laut Blask „nicht mehr zeitgemäß“ ist. Durch die Bergung und Entsorgung kämen hohe Kosten auf den Revierinhaber, die eine Jagdsteuer zusätzlich unnötig erhöhe.

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