1. Startseite
  2. Deutschland

Leiche von Mirco entdeckt - Schicksal geklärt

KommentareDrucken

Grefrath - Vor fast fünf Monaten wurde Mirco in Grefrath am Niederrhein entführt. Seither hat die Polizei unermüdlich ermittelt. Am Donnerstag der Durchbruch: Die Ermittler haben einen Tatverdächtigen gefasst und finden Mircos Leiche.

Der zehnjährige Mirco aus Grefrath ist tot - sein mutmaßlicher Peiniger festgenommen. Die Polizei fand die Leiche des Kindes und verdächtigt einen Familienvater, den Jungen umgebracht zu haben. Das Schicksal des im September verschwundenen Jungen vom Niederrhein sei geklärt, teilte die Staatsanwaltschaft in Krefeld am Donnerstag mit. Der Verdächtige wurde in Krefeld am Abend einem Ermittlungsrichter vorgeführt.

Der Familienvater aus dem Kreis Viersen war am Mittwoch festgenommen und am Donnerstag als dringend tatverdächtig eingestuft worden. Das Nachrichtenportal “RP Online“ berichtete, der 46-Jährige stamme aus Schwalmtal und habe die Tat bereits am Mittwoch gestanden. Sein Wagen habe ein Münsteraner Kennzeichen, er arbeite bei einem Bonner Konzern. Die Behörden wollten dies zunächst nicht bestätigen.

Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) dankte allen Ermittlern der “Soko Mirco“ für ihr großes Engagement. Sie seien mehr als 9000 Spuren nachgegangen. “Unsere Gedanken sind aber auch bei Mircos Eltern, den Angehörigen und Freunden. Sie haben quälende Monate der Ungewissheit erleiden müssen, die jetzt vorüber sind.“

Auto war die entscheidende Spur

Lesen Sie auch:

Polizei muss im Fall Mirco 15.000 Autos prüfen

Drohne findet Mirco nicht

Mirco: Suchtrupps in Waldstück und Sumpf

Polizei: Mircos Handy gefunden

Die Ermittler waren stets von einem Sexualmord ausgegangen. Der VW Passat des Mannes sei die entscheidende Spur gewesen, gab die Polizei nun bekannt. Er habe am Mittwoch zur Festnahme geführt. “Wir haben von Anfang an gesagt: Wenn wir den richtigen VW Passat in der Kontrolle haben, dann wird uns das zum Täter führen“, sagte Polizeisprecher Peter Spiertz. Die Polizei war in den vergangenen Monaten mit der Überprüfung von mehreren Tausend VW Passat beschäftigt, die ins Fahndungsraster passten. Informationen, wonach der Verdächtige versucht haben soll, das Auto ins Ausland zu verkaufen, bestätigte die Polizei nicht.

Die 65-köpfige Sonderkommission ermittle aber unter Hochdruck sämtliche Ansätze, die sich nach der Festnahme des Mannes am Mittwoch ergeben hätten. “Wir haben uns dem Verdächtigen aus vielen Richtungen genähert“, sagte Spiertz. Bis zum Donnerstagabend wollten die Ermittler ihre Ergebnisse zusammenfassen und am Freitag um 11.00 Uhr eine Pressekonferenz geben. Am Mittwoch hatte die Polizei sich noch zurückhaltend gezeigt und lediglich von einer weiteren Festnahme in dem Fall gesprochen. Die bisherigen Festnahmen habe man “sehr diskret abgearbeitet“. “Das war sicher auch gut so, denn in diesen Fällen hatte sich schnell die Unschuld der Verdächtigen erwiesen“, sagte ein Polizeisprecher.

Auf dem Heimweg abgepasst

Mirco war vor fast fünf Monaten, am 3. September vergangenen Jahres, im Alter von zehn Jahren auf dem Nachhauseweg entführt worden. Mit einer der größten Suchaktionen in der Geschichte der Bundesrepublik hatten zeitweise 1000 Polizisten nach dem Kind gesucht. Auch Tornado-Aufklärungsjets der Bundeswehr und Drohnen kamen zum Einsatz. Die Polizei hatte tausende Hinweise aus der Bevölkerung erhalten und sich immer wieder zuversichtlich gezeigt, den Täter doch noch ermitteln zu können. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Junge einem Sexualmord zum Opfer gefallen ist.

Nach der bisherigen Rekonstruktion des Verbrechens hatte der Täter Mirco auf dem Heimweg von einer Skater-Anlage an einer einsamen Stelle östlich von Grefrath abgepasst und mit seinem Auto entführt. Mircos Fahrrad blieb zurück, wurde von ahnungslosen Passanten entdeckt, mitgenommen, gesäubert und erst nach Bekanntwerden des Verbrechens der Polizei übergeben. In einem Bogen soll der Entführer dann in einem VW Passat Kombi nördlich um Grefrath herumgefahren sein. Spezielle Spürhunde hatten Mircos Fährte noch kilometerweit verfolgt. In der Nähe eines Klosters bei Wachtendonk nördlich von Grefrath vernahmen Nonnen in der Tatnacht einen markerschütternden Schrei.

Auf der anderen Seite von Grefrath fanden sich später Kleidungsstücke des Jungen und nach Wochen auch sein Handy. Fingerabdrücke des Täters fanden sich nicht. Obwohl die Polizei-Hundertschaften ein mehr als 50 Quadratkilometer großes Gebiet zum Teil mehrfach durchkämmten, blieb der Junge verschwunden. Auch ein bewegender Aufruf von Mircos Eltern im Fernsehen konnte den Täter nicht dazu bewegen zu verraten, wo er den Jungen versteckt hat.  

Bilder von den Ermittlungen im Fall Mirco (10)

dpa

Auch interessant

Kommentare