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Parkplatzkino mit Nostalgie-Faktor - an der Landesgrenze zu Bremen

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Das Autokino in Brinkum-Nord hinter der BMÖ-Tankstelle. Mit 180 Fahrzeugen war die Vorführung des Films „Bohemian Rhapsody“ ausverkauft. Fotos : RAINER JYSCH
Das Autokino in Brinkum-Nord hinter der BMÖ-Tankstelle. Mit 180 Fahrzeugen war die Vorführung des Films „Bohemian Rhapsody“ ausverkauft. Fotos : RAINER JYSCH © -

Brinkum-Nord - Dass das Autokino in Corona-Zeiten eine Renaissance erlebt, findet Cinespace-Geschäftsführer Bernd Aurin „richtig cool“. Der Leiter des Multiplex-Kinos an der Bremer Waterfront zeichnet dort seit 17 Jahren verantwortlich und jetzt auch für das Autokino in Brinkum-Nord. Das Projekt wurde gemeinsam von Bernd Aurin, Ronald Rose (Betreiber der BMÖ-Tankstelle und Besitzer des Grundstücks), Servet Mutlu (Inhaber der Agentur planetmutlu) sowie von Alexander Thye (Geschäftsführer der Moviescreens Rental) auf die Beine gestellt. Am 25. April war Premiere. Vorgesehen ist, den vorerst bis zum 13. Mai laufenden Spielplan bis zum Monatsende mit neuen Filmen zu verlängern, wenn die erforderlichen Genehmigungen erteilt werden.

Am letzten Tag im April stand ab 21 Uhr das biografische Drama „Bohemian Rhapsody“ auf dem Programm: der 2019 mit vier Oscars ausgezeichnete Film über das Leben von Freddie Mercury, Frontmann der Rockgruppe „Queen“. An diesem Abend waren lediglich 180 Fahrzeuge zugelassen worden. Die auf 250 Fahrzeuge errechnete Kapazität des Platzes wurde somit nicht voll ausgeschöpft. „Lieber weniger Fahrzeuge, als alles vollzustopfen. Sicherheit geht immer vor“, äußerte sich Servet Mutlu. „Mit der aufblasbaren, 200 Quadratmeter großen Air-Screen-Leinwand haben wir mit Abstand die größte Leinwand in der Region“, erklärte er. „Wir zeigen damit klassisches Kino auf einer großen Projektionsfläche. Sonst hat das keinen Sinn“, ergänzt Bernd Aurin.

Auch die Programmauswahl kann sich sehen lassen. „Wir machen Kino mit Herzblut“, so der Leiter des Multiplex-Kinos. Der Erfolg gibt dem Projektteam recht. Nahezu alle bisher angebotenen Vorführungen waren innerhalb von Stunden ausverkauft. 24 Euro kostet der Spaß für ein mit zwei Personen besetztes Auto.

Hartmut und Lydia aus Heiligenrode haben sich rechtzeitig um Kinokarten für ihren Wunschfilm bemüht. Bereits am nächsten Tag waren die Tickets ausverkauft.
Hartmut und Lydia aus Heiligenrode haben sich rechtzeitig um Kinokarten für ihren Wunschfilm bemüht. Bereits am nächsten Tag waren die Tickets ausverkauft. © -

90 Minuten vor Beginn des Films konnten die Zuschauer mit ihren Fahrzeugen auf das Gelände hinter der BMÖ-Tankstelle fahren. Die Wetterbedingungen waren ideal: Kein Wind und ein strahlender Sonnenuntergang beendeten das Tageslicht. Mitarbeiter des Veranstalterteams wiesen den Besuchern die Plätze zu. Große Fahrzeuge wie SUVs, Transporter und VW-Bullis fanden in der letzten Reihe Platz, die anderen Autos in Reih und Glied davor. Fluchtwege und Parkabstände wurden von den Platzanweisern beachtet. Die Leinwand wurde erst 20 Minuten vor Beginn der Vorstellung aufgerichtet. Die Tonübertragung erfolgte über spezielle UKW-Frequenzen direkt ins Autoradio der Besucher. Ein Beamer mit einer 6000-Watt-Lampe warf die digitalen Bilder gestochen scharf auf die 140 Meter entfernte Leinwand.

Lesen Sie auch: Autokinos in Niedersachsen in der Übersicht

Weitere Informationen: Corona-News-Ticker für Niedersachsen

Bereits kurz nach 19.30 Uhr fuhren Michael und Susanne im Passat-Variant auf das Gelände. Das Ehepaar aus Bremen-Horn hatte von Berichten über den Jahrestag der ersten Drive-In-Kinos in Deutschland gehört und sich nach aktuellen Autokinos erkundigt. Schnell hatten die beiden Mittfünfziger festgestellt, dass das Autokino in Bruchhausen-Vilsen längst nicht mehr existiert und sich inzwischen in ein Wohngebiet verwandelt hat. Über das Internet waren sie dann auf die Veranstaltungsreihe in Brinkum gestoßen. „Den Film haben wir schon einmal im Kino gesehen und waren begeistert“, erzählte Michael. „Ich finde das eine tolle Idee, zumal man ja im Moment nicht viel anderes machen kann“, bedauerte Ehefrau Susanne.

Typische Kinoausstattung mit Chips, Popcorn und Getränken

„Ich würde mir auch gerne noch mal einen James-Bond-Film im Autokino ansehen“, so der Bremer, der sich an diesem Tag ebenfalls um die typische Kinoausstattung mit Chips, Popcorn und Getränken gekümmert hatte.

Auch die stellvertretende Bürgermeisterin der Gemeinde Stuhr, Sigrid Rother, war zusammen mit Ehemann Uwe unter den Autokino-Besuchern. Mitte der 1980er-Jahre waren beide öfter in den Autokinos in Bruchhausen-Vilsen und in Delmenhorst gewesen. „Meine ersten LPs waren von Queen“, berichtete Uwe Rother stolz.

Facebook und das Internet hatten Hartmut (62) und Lydia (60) aus Heiligenrode auf die Spur des Autokinos in Brinkum geführt. Die Eheleute kennen die früheren Autokinos in Bruchhausen-Vilsen und Delmenhorst ebenfalls aus ihrer Jugend. „Gleich nach Bekanntgabe des Programms haben wir die Karten für den Queen-Film gebucht“, verriet Hartmut. „Bereits am nächsten Tag waren alle Tickets weg.“ Beide sind schon lange Queen-Fans und haben den Film bereits zwei Mal gesehen. Sie freuten sich auf die Rockmusik und auf den erneuten Filmgenuss im Parkplatzkino mit Nostalgie-Faktor.

Im VW-Bulli mit Kennzeichen aus Rotenburg (Wümme) und Campingausstattung hatten es sich David und Anna auf der Rückbank bequem gemacht. Der Bulli stand aufgrund seiner Größe in der letzten Reihe. Im Radio hatten sie von der Eröffnung des Autokinos in Brinkum gehört. Für die beiden 31-Jährigen aus der Wümme-Stadt war es eine Premiere: Sie waren noch nie zuvor in einem Autokino. Beide sind Queen-Fans und haben den Film bereits als DVD genossen. Ihre Erwartungen an die Vorführung im Autokino waren überschaubar: „Hauptsache man kann alles sehen.“

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