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Kometen „Swan“ und „Neowise“: Sind sie schon bald mit bloßem Auge erkennbar?

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Der Komet Lovejoy (C/2013 R1), aufgenommen am 26.11.2013 in Köln. Er war gerade so mit bloßem Auge sichtbar. Derzeit gilt der Komet Swan (C/2020 F8) als vielversprechend. Wie entwickelt er sich weiter? (Symbolbild)
Der Komet Lovejoy (C/2013 R1), aufgenommen am 26.11.2013 in Köln. Er war gerade so mit bloßem Auge sichtbar. Derzeit gilt der Komet Swan (C/2020 F8) als vielversprechend. Wie entwickelt er sich weiter? (Symbolbild) © dpa / Henning Kaiser

Komet „Swan“ (C/2020 F8) und Komet „Neowise“ (C/2020 F3) sind die neuen Hoffnungsträger der Kometenbeobachter: Sind sie schon bald mit bloßem Auge erkennbar?

Update vom 8. Mai 2020: Während der zerbrochene Komet „Atlas“* wohl keine Show am Himmel mehr liefern wird, mehren sich die Hoffnungen, dass Komet „Swan“ (C/2020 F8) durchhält, bis er auf der Nordhalbkugel zu sehen ist. Dort wird Komet „Swan“ ab etwa Mitte Mai auftauchen. Derzeit liegt seine Helligkeit bei etwa 5,2 mag, er wäre dann an einem dunklen Beobachtungsstandort mit bloßem Auge sichtbar. Im Laufe der Zeit könnte sich der Komet bis zu einer Helligkeit von 3 mag steigern - doch weiterhin gilt: Es ist alles möglich, wenn es um Kometen geht.

Komet „Neowise“ könnte im Juli mit bloßem Auge sichtbar werden

Ein weiterer Komet weckt derzeit Hoffnungen auf einen Himmelskörper, der mit bloßem Auge am Himmel zu sehen ist: Der Komet „Neowise“ (C/2020 F3). Er wurde am 27. März 2020 mit dem Weltraumteleskop „Neowise“ entdeckt und könnte etwa ab Mitte Juli in Europa am dunklen Himmel zu sehen sein.

Update vom 5. Mai 2020: Der Komet „Swan“ wird weiter heller. Derzeit wird seine Helligkeit auf etwa 5,1 bis 5,2 mag geschätzt. Auf Twitter gibt es bereits zahlreiche beeindruckende Aufnahmen des Kometen, die zeigen, dass Komet „Swan“ bereits einen beeindruckenden Schweif entwickelt hat. Doch ob der Komet tatsächlich mit bloßem Auge zu sehen sein wird, kann niemand seriös vorhersagen.

Mit bloßem Auge sichtbarer Komet? Die Hoffnungen ruhen auf Komet „Swan“ 

Update vom 28. April 2020: Nachdem Komet „Atlas“ zerbrochen ist - das „Hubble“-Weltraumteleskop hat mehr als 20 einzelne Teile des Kometen beobachten können - ruhen die Hoffnungen von Astronomen und Kometen-Freunden auf Komet „Swan“ (C/2020 F8). Der Komet ist bisher nur auf der Südhalbkugel zu sehen, wird jedoch von einigen Kometen-Beobachtern regelmäßig beobachtet und fotografiert. Der Astrofotograf Damian Peach beispielsweise hat ganz aktuell ein Bild getwittert, das den Kometen „Swan“ mit einem sehr langen Schweif zeigt. „Der beste Komet, den ich seit Jahren gesehen habe!“, twittert er dazu.

Aus Namibia stammt eine Aufnahme, die zeigt, wie der Komet „Swan“ ausgast. Andere Beobachter auf der Südhalbkugel berichten, dass sie die Helligkeit von Komet „Swan“ mittlerweile auf 5,8 bis 5,9 mag schätzen. Bei besonders guten Beobachtungsbedingungen könnte man den Kometen „Swan“ mittlerweile also schon mit bloßem Auge wahrnehmen.

Komet „Swan“ könnte bald mit bloßem Auge sichtbar werden

Update vom 19. April 2020: Seit langer Zeit hoffen Astronomen auf einen Kometen, der mit bloßem Auge sichtbar wird. Komet „Atlas“, der Ende 2019 entdeckt wurde, hätte bis Mai ein solch heller Komet werden können. Doch Kometen sind unberechenbar - derzeit zerbricht Komet „Atlas“ offenbar und die Chancen, ihn mit bloßem Auge zu sehen, nehmen rapide ab.

Zwei „Hubble“-Aufnahmen zeigen Komet „Atlas“ (C/2019 Y4). Auf beiden ist zu sehen, dass der Kometenkern in zahlreiche Teile zerbrochen ist. Mindestens 30 Teile hat „Hubble“ entdeckt.
Zwei „Hubble“-Aufnahmen zeigen Komet „Atlas“ (C/2019 Y4). Auf beiden ist zu sehen, dass der Kometenkern in zahlreiche Teile zerbrochen ist. Mindestens 30 Teile hat „Hubble“ entdeckt. © Nasa/Esa/STScI and D. Jewitt (UCLA)

Gleichzeitig entpuppt sich nun jedoch ein anderer Komet als möglicher „Nachfolger“ von Komet „Atlas“: In Daten des „Solar and Heliospheric Observatory“ (SOHO) der Nasa hat der Amateurastronom Michael Mattiazzo nämlich einen neuen Kometen entdeckt, der viel Potenzial zu haben scheint. Derzeit ist der Komet, der den Namen „Swan“ trägt (benannt nach dem SOHO-Instrument „Solar Wind ANisotrophies“, das ihn aufgespürt hat) nur südlich des Äquators zu sehen.

Folgt Komet „Swan“ auf Komet „Atlas“? Möglicherweise ist er bald mit bloßen Augen zu sehen

Bisher weiß man nicht viel über Komet „Swan“, Experten gehen bisher davon aus, dass er bis zu 3 mag (siehe Infobox weiter unten) hell wird, wenn sich seine Helligkeit weiter in der bisherigen Geschwindigkeit steigert. Er wäre dann mit bloßem Auge zu sehen - und zwar genau dann, wenn er nördlich des Äquators am Himmel steht. Doch hier greift wieder das Problem, das es auch bei Komet „Atlas“ gab: Kometen sind unberechenbar.

Es gibt die Theorie, dass Komet „Swan“ so plötzlich auftauchte, weil er gerade einen Helligkeitsausbruch erlebte. Das könnte alles bedeuten:

Wird Komet „Swan“ mit bloßem Auge sichtbar? Noch ist alles möglich

Bisher weiß man über Komet „Swan“ nur so viel: Er wird am 12. Mai seinen geringsten Abstand zur Erde haben (83,3 Millionen Kilometer) und wird sich der Sonne am 27. Mai bis auf 64,4 Millionen Kilometer nähern. In der nördlichen Hemisphäre wird Komet „Swan“ - sollte er mit bloßem Auge zu sehen sein - nach Sonnenuntergang sehr tief im Nordwesten stehen und vor Sonnenaufgang sehr tief im Nordosten.

Doch bis es soweit ist, kann mit Komet „Swan“ noch einiges passieren - in der Astronomie gibt es dafür ein sehr passendes Sprichwort, geprägt vom Amateurastronom und Wissenschaftsautor David Levy: „Kometen sind wie Katzen: Sie haben Schwänze und tun, was sie wollen“.

Komet „Atlas“ ist offenbar in mehrere Teile zerbrochen

Update vom 9. April 2020: Was ist mit Komet „Atlas“ los? Bisher wurde er sehr schnell - schneller als vorhergesagt - heller, doch nun haben Forscher schlechte Nachrichten. „Wir berichten über das mögliche Auseinanderbrechen von Komet C/2019 Y4 (Atlas)“, schreiben die Astronomen Quanzhi Ye (University of Maryland) und Qicheng Zhang (Caltech) im „Astronomers Telegram“.

Aufnahmen des Kometen zeigten einen „verlängerten Pseudokern“. Das passe zum plötzlichen Rückgang oder der Einstellung der Staubproduktion des Kometen, „wie dies aufgrund einer größeren Störung des Kerns zu erwarten wäre“„ so die Forscher weiter.

Der Astrophysiker Karl Battams fasst es auf Twitter so zusammen: „Ein verlängerter Kern ist kein gutes Zeichen...“ Doch was genau mit dem Kometen passiert, ob er weiter seine Helligkeit steigert oder gar komplett zerbricht, kann niemand vorhersagen. „Es gibt immer noch die Chance, dass Atlas nur tief Luft holt vor einem weiteren Ausbruch“, betont Battams gegenüber dem „Space Weather Archive“. „Aber ich würde nicht darauf vertrauen“, so Battams weiter.

Komet „Atlas“: Wird der Komet tatsächlich mit bloßem Auge sichtbar?

Update vom 5. April 2020: Komet „Atlas“ hat mittlerweile bereits eine Helligkeit von 7,5 mag erreicht. Nach Angaben von „Astronomy Now“ hat sich die Helligkeit des Kometen in den vergangenen zwei Monaten um etwa das 6000-fache verbessert. Wenn der Komet sich weiter so verhalte, könnte er bereits zum nächsten Neumond am 23. April aus ländlichen Regionen mit bloßem Auge zu sehen sein, spekuliert „Astronomy Now“. Ob es tatsächlich so kommt, ist jedoch weiter ungewiss: Wie sich Kometen verhalten, ist sehr schlecht vorhersagbar.

Komet „Atlas“ könnte sehr hell werden - Verhalten ist schlecht vorhersagbar

Erstmeldung vom 26. März 2020: Er war der letzte Komet, der im Jahr 2019 entdeckt wurde und könnte nun im Jahr 2020 für Aufsehen sorgen: C/2019 Y4 (Atlas). Entdeckt wurde der Himmelskörper am 28. Dezember 2019 vom „Asteroid Terrestrial-impact Last Alert System“ (ATLAS), das automatisiert den Himmel nach kleinen erdnahen Objekten absucht, die der Erde gefährlich werden könnten. Der Komet, der statt seines kryptischen Namens meist vereinfacht „Atlas“ genannt wird, wird der Erde nicht gefährlich - ganz im Gegenteil: er könnte möglicherweise sogar mit bloßem Auge sichtbar werden.

Ein Komet, den man mit bloßem Auge am Himmel erkennen kann - darauf warten Astronomen und Hobby-Sternengucker bereits seit geraumer Zeit. Die letzte große Hoffnung war der Komet „Ison“, der 2013 als „Adventsstern“, „Weihnachtsstern“ oder gar als „Jahrhundertkomet“ gehandelt wurde - dann aber bei seiner Annäherung an die Sonne auseinanderbrach, bevor er hell genug werden konnte.

Komet „Atlas“ könnte in Zukunft mit bloßem Auge zu sehen sein

Magnitude

Die Magnitude beschreibt in der Astronomie die visuelle Helligkeit eines Himmelskörpers. Beispiele:

Sonne: -26,7 mag

Vollmond: -12,7 mag

ISS: -5 mag

Venus: -4,7 mag

Stern Sirius: -1,4 mag

Polarstern: 1,9 mag

Nun ruhen die Hoffnungen auf Komet „Atlas“, der sehr schwach leuchtete (20 mag - siehe Infobox), als er Ende Dezember 2019 zufällig entdeckt wurde. Zu diesem Zeitpunkt war der Komet allerdings auch noch etwa 439 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt. Typischerweise werden Kometen heller, wenn sie sich der Sonne nähern. Seine größte Annäherung an die Sonne erreicht der Komet „Atlas“ am 31. Mai 2020, dann wird er nur noch 37,8 Millionen Kilometer entfernt sein. 

Eine solche große Annäherung an die Sonne sollte den Kometen eigentlich knapp elf Magnituden heller machen - er wäre dann mit einem Teleskop oder Fernglas zu sehen, jedoch nicht mit bloßem Auge. Allerdings hat sich die Helligkeit von Komet „Atlas“ seit seiner Entdeckung stark verändert: Am 17. März hatte „Atlas“ bereits eine visuelle Helligkeit von +8,5 mag - das ist mehr als 600 Mal heller als erwartet, berichtet space.com.

Wird Komet „Atlas“ deutlich heller als vorherberechnet?

Zwar hat sich sein Helligkeitsanstieg seitdem etwas verlangsamt, doch der Komet wird immer noch sehr schnell heller. Würde sich „Atlas“ bis zu seiner größten Annäherung an die Sonne Ende Mai weiter mit dieser Geschwindigkeit auffhellen, würde er dem Planeten Venus in der Helligkeit Konkurrenz machen, heißt es bei space.com.

Es scheint also möglich, dass der Komet deutlich heller wird als erwartet. Dafür spricht auch, dass der Orbit, den der Komet „Atlas“ um die Sonne eingeschlagen hat, beinahe identisch ist mit dem Orbit des „Großen Kometen von 1844“ (C/1844 Y1). Beide benötigen 6000 Jahre für einen Umlauf um die Sonne und entfernen sich dabei bis zu 92 Milliarden Kilometer von der Sonne. Es gibt Vermutungen, dass der Komet von 1844 und Komet „Atlas“ Bruchstücke eines größeren Kometen sind.

Komet „Atlas“ unter Beobachtung: Kometen sind unberechenbar

Doch bei aller Vorfreude auf den Kometen gibt es auch einen Dämpfer: Kometen sind unberechenbar. Es kann gut sein, dass der Komet immer heller wird - es ist jedoch genauso auch möglich, dass er sein Verhalten ändert und nicht hell genug wird, um mit bloßem Auge sichtbar zu sein. Außerdem können auch jederzeit andere Dinge passieren: Der zerbrochene Komet „Ison“ zeigte 2013, dass aus einem „Jahrhundertkometen“ ganz schnell ein großes „Nichts“ werden kann.

„Wir sollten davon ausgehen, dass die Zuwachsrate wieder langsamer wird“, zitiert space.com den Kometenbeobachter Carl Hergenrother. „Es ist schwierig, vorherzusagen, wie hell er werden wird.“ Wird Komet „Atlas“ weiter schnell heller werden oder wird sich der Helligkeitsanstieg verlangsamen? Das kann momentan niemand seriös vorhersagen. Abwarten ist angesagt.

Komet „Atlas“ ist im März und April gut zu sehen - mit der richtigen Ausrüstung

Was man jedoch tun kann: Mit der passenden Ausrüstung (Teleskop oder Fernglas) den Kometen „Atlas“ auf seiner Bahn um die Erde verfolgen. Im März und April ist der Komet auf der nördlichen Erdhalbkugel gut zu sehen: Er ist zu dieser Zeit zirkumpolar, das heißt er sinkt nicht unter den Horizont und ist immer am Nachthimmel zu sehen. Derzeit ist „Atlas“ in der Nähe der Sternbilder „Großer Bär“ und „Giraffe“ zu finden.

Kometen sind Überreste aus der Zeit der Entstehung unseres Sonnensystems vor rund 4,6 Milliarden Jahren. Sie bestehen aus gefrorenem Wasser, Gasen, Staub- und Mineralienteilchen. Daher stammt auch der Begriff „schmutziger Schneeball“ für Kometen. Nähert sich ein Komet der Sonne, beginnt das gefrorene Wasser zu schmelzen, es löst sich Staub und es entsteht der Schweif, der markanteste Teil des Kometen, dem die Himmelskörper auch den Spitznamen „Schweifsterne“ verdanken.

Komet „Atlas“ ist ab Mitte Mai nicht mehr gut zu sehen

Ob man den Schweif des Kometen „Atlas“ mit bloßem Auge sehen wird, wird die Zeit zeigen. Jedoch gibt es für Beobachter noch einen weiteren Wermutstropfen: Bereits vor seiner größten Annäherung an die Sonne Ende Mai wird Komet „Atlas“ von der nördlichen Hemisphäre aus nicht mehr gut zu beobachten sein: Bereits Mitte Mai verschwindet der Komet langsam in der abendlichen Dämmerung.

Doch bis es soweit ist, bleibt die Hoffnung, dass Komet „Atlas“ sich als ein Komet entpuppt, der mit bloßem Auge zu sehen ist. Es wäre eine willkommene Ablenkung von der aktuellen Situation auf der Erde - Stichwort Coronakrise.

Von Tanja Banner

*fr.de ist Teil der bundesweiten Ippen-Digital-Zentralredaktion.

Im April 2020 lohnt sich der Blick zum Abend- und Nachthimmel: Der Planet Venus ist als Abendstern zu sehen* und strahlt den ganzen Abend über im Westen. Die Vollmonde im April und Mai sind jeweils nah an der Erde und damit ein Supermond.

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