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Schwarzes Loch im Zentrum der Milchstraße wird plötzlich gefräßig

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Künstlerische Darstellung eines Schwarzen Lochs. (Symbolbild)
Künstlerische Darstellung eines Schwarzen Lochs. (Symbolbild) © NASA/JPL-Caltech

Das Schwarze Loch Sagittarius A* in unserer Milchstraße wird gefräßig und leuchtet hell auf. Forschende rätseln über den Grund.

Los Angeles – Das Schwarze Loch Sagittarius A* (Sgr A*) im Zentrum unserer Milchstraße ist eigentlich eher unauffällig. „Es ist normalerweise ein ziemlich ruhiges, schwächliches Schwarzes Loch auf Diät“, sagt Andrea Ghez von der Universität von Kalifornien in Los Angeles (UCLA). Doch offenbar kann das Schwarze Loch auch anders.

Am 13. Mai 2019 beobachteten die UCLA-Forscher um Ghez einen Ausbruch des Schwarzen Lochs Sgr A*. Plötzlich strahlte es doppelt so hell wie auf den hellsten der 13.000 Aufnahmen, die die Forscher seit 2003 gemacht hatten. Er habe das erste Bild vom Schwarzen Loch aus dieser Nacht für den Stern S0-2 gehalten, erinnert sich Tuan Do, Hauptautor der Studie. Er habe das Schwarze Loch noch nie so hell gesehen. „Aber es wurde schnell klar, dass die Quelle das Schwarze Loch sein musste, das war sehr aufregend“, so Do weiter.

Schwarzes Loch im Zentrum der Milchstraße leuchtet besonders hell auf

Was war passiert? Zuerst einmal muss man wissen, dass man schwarze Löcher selbst nicht sehen kann. Forscher beobachten Materie, die vom Schwarzen Loch angezogen wird. Dabei erhitzt sie sich und leuchtet hell auf, bevor sie über den so genannten Ereignishorizont fällt. Der Ereignishorizont gilt als „Ort ohne Wiederkehr“: Materie, die bis hierhin gelangt, wird unweigerlich von der Schwerkraft des schwarzen Lochs angezogen. Das Aufleuchten der Materie war am 13. Mai 2019 deutlich heller als bisher beobachtet.

„Wir haben so etwas noch nie gesehen in den 24 Jahren, die wir das Schwarze Loch schon beobachten“, betont Ghez. „Wir wissen nicht, was dieses große Festmahl antreibt“, so Ghez, die die Studie, die in der Fachzeitschrift „Astrophysical Journal Letter“ publiziert wurde, leitet. „Die große Frage ist, ob das Schwarze Loch in eine neue Phase eintritt“, sagt Mark Morris, Co-Autor der Studie.

Was hat das Schwarze Loch verschlungen? Forscher haben gleich drei Theorien

Die Forscher haben gleich mehrere Vermutungen was passiert sein könnte:

Schwarzes Loch im Zentrum der Milchstraße stellt keine Gefahr für die Erde dar

Was auch immer hinter dem Ausbruch des Schwarzen Lochs steckt: Die Forscher sind sich sicher, dass keine Gefahr für die Erde besteht. Das Schwarze Loch mit einer Masse von vier Millionen Sonnen ist 26.000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Erst wenn die Strahlung, die beobachtet wurde, mindestens zehn Milliarden Mal stärker ist, spielt sie für das Leben auf der Erde überhaupt eine Rolle.

Hintergrund: Was ist eigentlich ein Schwarzes Loch?

Ein Schwarzes Loch ist ein Objekt im Weltall, das so massereich ist, dass es eine sehr starke Anziehungskraft entwickelt. Die Gravitation ist so stark, dass nichts aus einem schwarzen Loch entkommt – nicht einmal Licht. Deshalb kann man Schwarze Löcher auch nicht sehen, geschweige denn, fotografieren*. Doch genau das ist Forschern im Frühjahr 2019 gelungen: Sie haben mithilfe von zahlreichen Teleskopen in aller Welt („Event Horizon Telescope“) das Schwarze Loch im Zentrum der Galaxie Messier 87 (M87) fotografiert. Beziehungsweise haben die Forscher eigentlich den Schatten des Schwarzen Lochs fotografiert* - auch das war bis zu diesem Zeitpunkt noch niemandem gelungen.

Schwarze Löcher entstehen beispielsweise, wenn Sterne am Ende ihrer Existenz unter ihrer eigenen Schwerkraft in sich zusammenfallen. Im Universum gibt es vermutlich unzählige Schwarze Löcher in fast jeder Größe – die bisher noch niemand gesehen hat. Albert Einstein hat in seiner Allgemeinen Relativitätstheorie vor mehr als hundert Jahren die Theorie entwickelt, dass ein Schwarzes Loch die Raumzeit krümmt. Zuletzt haben Forscher ein schwarzes Loch entdeckt, das sich äußerst merkwürdig verhält - und gegen sämtliche Vorurteile. (tab) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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Was sonst noch im Weltall passiert

Im Weltall geschehen einige Dinge, die Forscher mit großem Interesse verfolgen. Der Exoplanet K2-18b fasziniert die Wissenschaft: Forscher haben dort mit Hilfe des „Hubble“-Weltraumteleskops Wasserdampf in der Atmosphäre nachgewiesen. Wissenschaftlern ist es außerdem gelungen, fast von Anfang an zu beobachten, wie ein schwarzes Loch einen Stern zerreißt. Forscher haben eine spekulative aber höchst spannende Theorie veröffentlicht: Handelt es sich bei dem theoretischen „Planet 9“, den alle Astronomen suchen, in Wirklichkeit um ein kleines schwarzes Loch*?

Andere Forscher glauben, dass das Weltraumteleskop „TESS“ „Planet 9“ bereits entdeckt hat. Dieses Weltraumteleskop hat vor einiger Zeit seinen ersten erdähnlichen Planeten entdeckt. Der Exoplanet „TOI 700 d“ ist gar nicht so weit von der Erde entfernt. Der mysteriöse „Planet 9" könnte auch ein schwarzes Loch sein, mutmaßen manche Forscher. Sie haben eine Idee, wie sie das herausfinden können.

Astronomen haben das erdnächste schwarze Loch entdeckt - seine Begleitsterne sind mit bloßem Auge sichtbar. Forscher haben mit Hilfe von „Hubble“ ein schwarzes Loch entdeckt, das möglicherweise ein „Missing Link“ sein könnte. Astronomen haben im Weltall die größte Explosion seit dem Urknall entdeckt. In die entstandene Gasblase würde die Milchstraße 15 Mal hineinpassen.

„Pale Blue Dot“ - das berühmte Bild, das die Erde aus der Perspektive von „Voyager 1“ zeigt, ist 30 Jahre alt - und zeigt, wie unbedeutend die Erde eigentlich ist. Phosphor ist ein essentieller Baustein des Lebens auf der Erde. Aber wie kam er auf den blauen Planeten? Astronomen haben eine Erklärung dafür gefunden, wie Phosphor auf die Erde kam.

Der Mars verblüfft Forscher immer wieder oder stellt sie gar vor Rätsel. Nun haben Daten des Mars-Rovers „Curiosity“ den Forschern ein neues Rätsel aufgegeben: Wie entsteht Sauerstoff auf dem Mars - und wohin verschwindet er? Was geschieht eigentlich, wenn Forscher Leben auf dem Mars finden? Wir sind nicht darauf vorbereitet, glaubt der Nasa-Chefwissenschaftler Jim Green.

Forscher haben im Weltraum eine außergewöhnliche Entdeckung gemacht: Sie fanden in einer Galaxie gleich drei Schwarze Löcher. Ein stellares schwarzes Loch mit 70 Sonnenmassen - eigentlich dürfte es gar nicht existieren. Außerdem haben Forscher aus Deutschland das massereichste schwarze Loch entdeckt, das bisher bekannt ist. Weiterhin haben Astronomen eine Nahrungsquelle schwarzer Löcher im frühen Universum entdeckt.

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