Erstmeldung vom 11.11.2019: Schnelles Internet, selbst in den abgelegensten Ecken dieser Erde - das ist ein Ziel, das sich Elon Musk vorgenommen hat. Sein Unternehmen SpaceX hat dafür bereits vor einiger Zeit das Projekt Starlink gestartet. Dahinter steckt eine große Satellitenkonstellation, die die Erde umkreist, und schnelle Datenverbindungen anbieten soll. Die ersten 60 Satelliten wurden bereits im Mai gestartet, nun soll der nächste Schwung Starlink-Satelliten in eine Erdumlaufbahn geschossen werden.
Am 11. November um 15.56 Uhr oder alternativ am 12. November um 15.34 Uhr will SpaceX die nächsten 60 Starlink-Satelliten an Bord einer Falcon-9-Rakete ins All schicken. Das Besondere dabei: Die erste Stufe der Rakete war bereits drei Mal im Einsatz, außerdem soll bei diesem Start erstmals die Nutzlastverkleidung wiederverwendet werden. Doch beobachtet werden wird dieser Start nicht nur von Menschen, die sich für Raumfahrt oder das Recycling von Raketen interessieren, sondern auch von Kritikern des Projekts Starlink.
Insgesamt sechs bis acht solcher Starts mit jeweils 60 Satelliten sollen nötig sein, um ab Mitte 2020 in den USA einen ersten Internetservice anbieten zu können, erklärte die operative SpaceX-Geschäftsführerin Gwynne Shotwell vor einigen Wochen. Die Starlink-Konstellation dürfte riesig werden: Während bisher von 12.000 genehmigten Satelliten die Rede war, wurde kürzlich bekannt, dass SpaceX Anträge für 30.000 weitere Satelliten gestellt hat*.
Das dürfte Kritikern der Starlink-Konstellation nicht gefallen. Und Kritiker gibt es zahlreiche:
Als SpaceX im Mai 2019 die ersten 60 Starlink-Satelliten ins All schoss*, entdeckten aufmerksame Beobachter kurz darauf einen „Satellitenzug“, der über den Nachthimmel zog: Zahlreiche Starlink-Satelliten flogen hell leuchtend hintereinander über den dunklen Nachthimmel. Schnell wurden Befürchtungen laut, SpaceX „vermülle“ mit seinen Internet-Satelliten den Nachthimmel. Als die Satelliten ihre Umlaufbahnen erreichten, wurden sie weniger auffällig am Himmel, doch Kritiker sind weiterhin skeptisch.
SpaceX-Gründer Elon Musk erklärte auf Twitter schnell, dass es das wichtigere Ziel sei, „möglicherweise Milliarden von ökonomisch benachteiligten Menschen zu helfen“, doch der Aufschrei ließ sich nicht eindämmen. Die Internationale Astronomische Union (IAU) äußerte sich „besorgt über diese Satelliten-Konstellationen“. Ihr geht es um „das Prinzip eines dunklen und funkstillen Himmels“, auch als „Ressource für die gesamte Menschheit und auch zum Schutz nachtaktiver Tiere“.
Die Kritiker sehen zwei Probleme: Die Starlink-Satelliten* reflektieren das Sonnenlicht. Wenn sie ihre endgültigen Umlaufbahnen erreicht haben, sind sie zwar meist nur noch in der Zeit um den Sonnenaufgang und Sonnenuntergang zu sehen, doch ihr Licht könnte beispielsweise empfindliche Teleskope stören. Davor warnt auch die IAU.
Die Funksignale der unzähligen Satelliten könnten außerdem astronomische Beobachtungen mit Radioteleskopen stören. Elon Musk betonte in einem weiteren Tweet, dass er sicherstellen werde, „dass Starlink keine Auswirkungen auf Entdeckungen in der Astronomie hat.“
Ein weiterer Kritikpunkt hängt mit einem Vorfall von Anfang September zusammen: Damals befand sich ein Starlink-Satellit auf Kollisionskurs mit dem Wettersatelliten „Aeolus“* der europäischen Raumfahrtorganisation Esa. Nach mangelhafter Kommunikation von SpaceX entschied sich die Raumfahrtorganisation für ein Ausweichmanöver. SpaceX verwies später auf einen Fehler in seinem Nachrichtensystem.
Egal, ob SpaceX 12.000 oder mehr als 40.000 Satelliten ins All schicken wird - Kritiker stört insgesamt, dass die Zahl der aktiven Satelliten dadurch um ein Vielfaches erhöht wird. Derzeit umkreisen 2062 aktive Satelliten (Stand: 03/2019) die Erde, dazu kommen unzählige ausrangierte Satelliten und Weltraumschrott, bis hin zu kleinsten Teilchen. Insgesamt wurden seit dem Start des ersten Satelliten „Sputnik 1“ im Jahr 1957 etwa 8500 Satelliten ins All geschossen.
SpaceX ist mit seinen Plänen für schnelles Internet aus dem All nicht alleine: OneWeb plant ebenfalls eine Satelliten-Konstellation, genau wie beispielsweise Amazon. Es könnte also schnell passieren, dass in Zukunft mehr Satelliten kurzzeitig am Nachthimmel zu sehen sind, als man Sterne mit dem bloßen Auge erkennen kann. Das sind bei perfekten Bedingungen maximal 3000 - in lichtverschmutzten Städten sind es sogar weniger als 100.
Von Tanja Banner
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