30.5.2019, 22:20 Uhr (südwestliche Richtung)
31.5.2019, 21:39 Uhr (südwestliche Richtung)
Aktualisierung vom 28.5., 10:30 Uhr: Die „Starlink“-Satelliten von SpaceX* lassen die Astronomie-Community nicht los. Mit dem Tool „SatMap“ kann man jetzt die Flugbahn der Satelliten in Echtzeit verfolgen: Im Menü wählt man unter „Communications“ „Starlink“ aus und sieht die 60 Satelliten, die wie an einer Schnur aufgereiht über die Weltkarte ziehen. Auch die Höhe der einzelnen Satelliten ist dabei angegeben.
Aktualisierung vom 28.5., 8 Uhr: Der Zug der SpaceX-Satelliten, der über Nächte hinweg immer wieder am Himmel zu sehen ist, hat zu zahlreichen Ufo-Meldungen geführt, wie die Ufo-Meldestelle Cenap („Centrales Erforschungsnetz außergewöhnlicher Himmelsphänomene“) auf ihrer Website berichtet. In den Mails, die die Meldestelle erreichten, ist beispielsweise von „25-30 hellen Sternen“ die Rede, die am Himmel vorbeizogen. „Es wurde taghell und hatte den Anschein, dass mehrere Sterne wie ein Flieger am Himmel vorbeiziehen“, heißt es in einer der Mails. Ein anderer Beobachter beschreibt ein Phänomen, das „aussah, als ob eine Lichterkette durch den Himmel flog“. Auch bei einer belgischen Ufo-Meldestelle gingen Berichte ein.
Aktualisierung vom 27.5., 14:45 Uhr: Welche Auswirkungen haben die vielen, gut sichtbaren Satelliten künftig auf die Astronomie? Diese Frage stellen sich nun viele (Amateur-)Astronomen. Die heftige Reaktion vieler liege daran, dass es im Vorfeld nur wenige Informationen von SpaceX gab, glaubt die Astrophysikerin Jessie Christiansen. „Ein großer Teil des Aufschreis hätte vermieden werden können, wenn man im Vorfeld eine Studie über die Auswirkungen gemacht hätte“, sagte sie forbes.com.
Aktualisierung vom 27.5., 10 Uhr: SpaceX-Gründer Elon Musk legt auf Twitter noch einmal nach: Es gebe 4900 Satelliten im Erdorbit, „die die Menschen 0% der Zeit bemerken“, wie Musk twittert. Die Starlink-Satelliten würden „von niemandem gesehen, außer man schaut sehr genau“, außerdem hätten sie „0% Auswirkungen auf die Astronomie“, so Musk weiter. „Möglicherweise Milliarden von ökonomisch benachteiligten Menschen zu helfen ist das wichtiger Ziel“, schreibt Musk einem Twitter-Nutzer und meint damit, die Versorgung mit schnellem Internet aus dem All. „Wir stellen sicher, dass Starlink keine Auswirkungen auf Entdeckungen in der Astronomie hat“, betont Musk. „Die Wissenschaft liegt uns sehr am Herzen.“
Erstmeldung vom 26.5.: Das US-Raumfahrtunternehmen SpaceX will mit Hilfe einer großen Satelliten-Konstellation schnelles Internet aus dem All anbieten. Für Ballungsräume, aber auch für entlegene Gebiete soll das schnelle und preiswerte Breitband-Internet über die „Starlink“-Satelliten verfügbar sein. Dazu hat der Konzern in der Nacht zum Freitag die ersten 60 Satelliten ins All geschossen – viele weitere sollen in Zukunft folgen: Bis zu 12.000 „Starlink“-Satelliten sind geplant.
„Vermüllt“ SpaceX unseren Nachthimmel mit Satelliten?
Die ersten 60 Satelliten wurden auf dem Weg in ihre Umlaufbahnen gefilmt. Auf dem Video, das Marco Langbroek aus den Niederlanden ins Internet gestellt hat, sieht man, wie die 60 „Starlink“-Satelliten als helle Lichtpunkte dicht hintereinander, wie auf einer Kette aufgereiht, über den Nachthimmel ziehen. Auch das Video eines russischen Beobachters zeigt den „Satellitenzug“ über den Nachthimmel.
Die Videos lösen im Internet begeisterte Reaktionen aus, aber auch eine kontroverse Diskussion unter Experten. Der Astronom Alex Parker erklärt auf Twitter: „Die Satelliten sind hell und es wird viele von ihnen geben“, schreibt er. „Wenn SpaceX alle 12.000 startet, werden sie die Zahl der Sterne übertreffen, die mit bloßem Auge sichtbar sind“, so Parker weiter. Das will SpaceX-Gründer Elon Musk allerdings nicht so stehen lassen: „Die Satelliten werden im Dunkeln sein, wenn die Sterne sichtbar sind“, betont er ebenfalls auf Twitter.
Doch es gibt zahlreiche Experten, die Musk öffentlich widersprechen. Bei 1600 Satelliten seien bei einem Standort auf dem Breitengrad von Berlin oder London jederzeit 84 Satelliten* über dem Horizont, hat der niederländische Astronom Cees Bassa berechnet. „In der Dämmerung und im Sommer sind bis zu 15 von ihnen sichtbar“, schreibt er auf Twitter und meint damit, dass sie von der Sonne angestrahlt werden und mehr als 30 Grad über dem Horizont sind. „Das wird drastische Auswirkungen auf den Charakter des Nachthimmels haben“, glaubt Bassa.
Dem schließt sich Doug Ellison an: Auch wenn Elon Musk etwas anderes behaupte, seien die Starlink-Satelliten mit bloßem Auge zu sehen: „Für mindestens eine, eher zwei Stunden vor der Dunkelheit und vor Sonnenaufgang“, twittert er. „In höheren Breitengraden im Sommer… die ganze Nacht.“
Die 60 Starlink-Satelliten wurden von einer „Falcon 9“-Rakete ursprünglich in eine Umlaufbahn mit einer Höhe von 440 Kilometern über der Erde gebracht. Ihr finaler Orbit befindet sich in einer Höhe von 550 Kilometern, wo sie sich in den kommenden Tagen hinbewegen. Im Laufe der Zeit wird sich der „Satellitenzug“ langsam auflösen und die Satelliten sich weiter verteilen.
Wer den „Satellitenzug“ mit eigenen Augen sehen möchte, kann das in den kommenden Nächten versuchen: Die Satelliten ziehen immer wieder über den Nachthimmel. Beobachtungszeiten für unterschiedliche Standorte kann man mit diesem Tool berechnen.
Von Tanja Banner
Nasa-Mission „Mars 2020“: So kann man den eigenen Namen zum Mars schicken
Großer roter Fleck: Amateurastronomen beobachten merkwürdiges Phänomen auf dem Planeten Jupiter
Twitter-Post: Donald Trump verrät über Satellitenbild aus Versehen Details über geheimen Spionage-Satelliten.
fr.de* ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.