Antwort: Viele von uns haben festgestellt, dass digitale Werkzeuge wie Videokonferenzen helfen, Reisezeiten und manchen Aufwand einzusparen. Übrigens auch zugunsten der Umwelt und zur Reduzierung von Terminstress im Arbeitsalltag. Corona hat uns schonungslos vor Augen geführt, dass Deutschland für die Umsetzung der Digitalstrategie bisher in Teilen zu lange benötigt hat. Da sind andere Länder ein Stück weit schneller gewesen. Aber wir sind in der Lage und zeigen das auch in Niedersachsen, jetzt schnell aufzuholen. Die Digitalisierung Niedersachsens auf Gigabit-Niveau ist die beste Gewähr für eine Pandemieresilienz in der Zukunft. Corona wird nicht die letzte Krise sein, die uns erfasst.
Was sollte bei der Digitalisierung im Fokus stehen?
Antwort: Die Zukunftsfähigkeit Niedersachsens entscheidet sich digital. Es kommt darauf an, auf hohem Niveau digital zu arbeiten, künstliche Intelligenz sinnvoll zu nutzen und Produktionsprozesse besser miteinander zu vernetzen. Deshalb habe ich als Digitalminister darauf Wert gelegt, dass wir beim digitalen Ausbau Niedersachsens schleunigst vorankommen. Beim Anschluss von Haushalten, Schulen, Krankenhäusern und Gewerbegebieten machen wir große Schritte. Auch unsere Häfen werden jetzt digital aufgerüstet. Von daher ist Digitalisierung für uns, ob nun im Verkehrsbereich, in der ganz normalen Kommunikation, aber auch im Bereich der Produktion der Industrie- und Zulieferbetriebe sowie der öffentlichen Verwaltung von enormer Bedeutung. Und wir dürfen keine Zeit mehr verlieren.
Der Tourismus ist von der Corona-Krise stark betroffen, Niedersachsen konnte im Sommer von einem Trend zum Urlaub im eigenen Land profitieren. Wie geht es weiter?
Antwort: Ich hoffe, dass der Tourismus im Laufe des Jahres mit angehender Überwindung der Corona-Pandemie wieder merklich zurückkommen wird. Wir wollen mit unseren sehr attraktiven Natur- und Aktivangeboten dem Nachfragetrend in diesem Bereich, der in den letzten ein, zwei Jahren deutlich gestiegen ist, Rechnung tragen. Das Thema Nachhaltigkeit im Tourismus hat in Niedersachsen inzwischen einen hohen Stellenwert. Und diesen Trend wollen wir auch herausarbeiten. Da schlummert noch eine Menge Potenzial für den niedersächsischen Tourismus.
Wo gibt es Nachholbedarf?
Antwort: Es kommt immer darauf an, dass wir die Qualitätsstrategie nicht aus dem Blick verlieren, dass wir unsere touristischen Angebote immer weiter verbessern. Die Zufriedenheit mit Blick auf Freundlichkeit, Professionalität, Lage - das wird von den Gästen in Niedersachsen immer positiver gesehen. Aber ich sehe auch Verbesserungspotenzial. Es braucht beispielsweise digitale Formate, die es potenziellen Urlaubern ganz einfach machen, in Niedersachsen ein Urlaubsangebot zu finden, zu buchen und dann zu realisieren. Es geht um die Verbesserung des digitalen Überblicks, des digitalen Rundgangs. Wie sieht mein Zimmer aus, wie sieht die Umgebung aus, ist das Hotelangebot nachhaltig, wie steht es um das WLAN-Angebot?
Wie könnte so ein digitales Format aussehen?
Antwort: Ich wünschte mir beispielsweise eine Niedersachsen-App, in der man einfach eingeben kann: Ich brauche ein besonders attraktives Angebot in einer bestimmten Sterne-Kategorie mit klaren Standards, dann sollten die Angebote sofort angezeigt werden. Der Kunde muss da durchgeführt werden, einen Eindruck der Landschaft bekommen und sich gleich willkommen und gut aufgehoben fühlen. Er sollte von Anfang an einen hohen Service im Urlaubsland Niedersachsen erleben. Teilweise haben wir das ja heute schon, da ist aber noch Potenzial.
Wo sehen Sie Niedersachsen inzwischen in touristischer Hinsicht im bundesweiten Ranking der Bundesländer?
Antwort: Als ich ins Ministerium kam, hatte ich den Eindruck, dass wir Schleswig-Holstein oder Mecklenburg-Vorpommern ein Stück weit hinterherhinken. Inzwischen sind wir dabei, eine der wichtigsten Tourismusregionen Deutschlands zu werden. Niedersachsen hat einen guten Klang in der Tourismusbranche. Wir arbeiten einfach weiter daran.
Das Interview führte Michael Evers, dpa
Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) schlägt eine Niedersachsen-App vor, damit man seinen Urlaub in Niedersachsen planen und buchen kann. Mit dieser Idee kommen sie zehn Jahre zu spät, Herr Minister! Damals hätte die CDU-FDP-Regierung mit einer solchen Idee einen Meilenstein in der Digitalisierung einschlagen können. Mit einer Niedersachsen-App wäre man 2011 ganz weit vorne gewesen - national wie international. Vermutlich wären auch die aktuellen Probleme wie Funklöcher oder der Glasfaserausbau längst Geschichte.
Stattdessen glaubt der Wirtschaftsminister mit einer schon realisierten Ideen innovativ zu sein. Die von Ihnen vorgeschlagene App zum Urlaub buchen gibt es schon mehrfach. Sie heißen: Hometogo.de, ab-in-den-urlaub.de, kurzurlaub.de, ich könnte diese Liste um viele Angebote erweitern. Auch die vom Minister geforderten Filter wie Sterne-Kategorie gibt es dort.
Es ist unbekannt, wann Bernd Althusmann das letzte Mal einen Urlaub selbstständig gebucht hat. Seine Vision von digitalen Rundgängen durch die Unterkunft und WLAN sind ebenfalls ein alter Hut. Ohne Bilder funktioniert heute keine Webseite und App, ganz zu schweigen von Social-Media-Kanäle wie Instagram oder Twitter. Selbst die landeseigene Tourismus Marketing Niedersachsen (TMN) hält entsprechende Informationen mit vielen Bildern bereit. Die TMN agiert im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung. Ergo ist Bernd Althusmann ihr Chef.
Ein Blick auf die Webseite, die Althusmanns Haus zu verantworten hat, wäre im Vorfeld hilfreich gewesen. Dann hätte man sich einige peinliche und überholte Aussagen erspart. Mit mutigen, klaren und innovativen Aussagen hätte die Old-School-Partei CDU es tatsächlich schaffen können, modern zu wirken. awt