Oliver Thomsen ist aber auch der Überzeugung, dass viele Menschen die Bestimmungen der Datenschutz-Grundverordnung übertrieben interpretieren. Spürbar sei dies besonders, wenn beispielsweise Kindergärten plötzlich Angst haben Einzel- und Gruppen Fotos machen zu lassen, die eigentlich jedes Jahr zum Programm gehören. Oliver Thomsen sieht für die Verunsicherung aber auch einen triftigen Grund, die angedrohten Bußgelder bei Verstößen gegen die Datenschutz-Grundverordnung.
In Niedersachsen wurden 2020 bislang Strafen in Höhe von 137.000 Euro verhängt, gegen Unternehmen aber auch einzelne Personen. Das teilte Sprecher der Datenschutzbehörde, Philip Ossenkopp, mit. Einige der Bescheide sind aber noch nicht rechtsgültig, weil die Betroffenen Widerspruch eingelegt haben oder dagegen klagen.
Das Zusammenspiel zwischen der Datenschutzbehörde, die die Bußgelder verhängt, sowie den Unternehmen und Verbrauchern könne verbessert werden, wünscht sich Cewe-Justiziar Oliver Thomsen. Die Beratungsfunktion komme hier noch zu kurz, dafür würde das Strafverfahren zu sehr betont. Dieses Problem sehen auch die Datenschützer: „Angesichts der hohen Zahl von Datenschutzbeschwerden und Datenpannenmeldungen haben wir unsere Beratungstätigkeit bereits seit 2018 auf ein Minimum zurückgefahren“, sagt Philip Ossenkopp, Specher der Datenschutzbehörde in Niedersachsen.
Um das Gleichgewicht zwischen Beratung und Kontrolle wieder halbwegs herzustellen, konzentriere man sich darauf, wichtige Multiplikatoren wie beispielsweise Verbände oder Handelskammer zu beraten, die dann wiederum ihre Mitglieder unterstützen können, erläutert Behördensprecher Philip Ossenkopp. Auch ihre Website werde ständig aktualisiert und solle informieren, hieß es. Ziel der DSGVO sei es allerdings auch, die Datenschutzgesetze durch höhere Bußgelder konsequenter durchzusetzen.