"Zwei Dinge sind Fakt: Selbstregulierung des Wolfsbestandes über einen Mangel an Beute ist nicht in Sicht. Zweitens: Die natürliche Scheu des Wolfes vor dem Menschen ist nicht genetisch bedingt, sondern sie wird von Elterntieren anerzogen", sagt Dammann-Tamke. "Wenn wir die Akzeptanz für den Wolf in der Bevölkerung erhalten wollen, muss es oberstes Ziel sein, den Wölfen zu vermitteln: Halte dich fern vom Menschen und seinen Nutztieren."
Naturschützer halten es für sinnlos, Bestände durch Abschuss zu regulieren. "Wenn da aus einem Rudel ein Tier rausgeschossen wird, muss sich das ganz Rudel neu finden", sagt Christiane Schröder vom Naturschutzbund Brandenburg. Das bedeute: Ein älteres Tier habe gelernt, das Rudel vom Elektrozaun um eine Schafherde fernzuhalten. Werde dieses Tier geschossen, probiere das Rudel vielleicht wieder mehr aus.
"Die Debatten über eine Aufweichung des Schutzes sind unnötig", meint Ulrich Thüre vom Nabu Niedersachsen. "Wir fordern von der Politik ein klares Bekenntnis zum Schutz des Wolfes", betont er, sieht aber auch die Probleme der Landwirte. "Die Entschädigungen für Nutztierhalter müssen unbürokratischer geregelt werden - das ist für die Akzeptanz insbesondere bei Weidetierhaltern unerlässlich."
Schäfer Kruse hat zum Schutz seiner Tiere noch weitere Hunde angeschafft. "Schafe und Hunde müssen sich aber erst aneinander gewöhnen", sagt er. Immerhin: Seit er den jungen Rüden auf seinen beiden Weiden je einen erfahrenen Hund zur Seite gestellt hat, herrscht Ruhe vor dem Wolf. "Mal sehen, wie lange das gut geht."
Zum Thema:
Runge: „Abschuss auffälliger Wölfe darf kein Tabu sein“
Klaus und Claus - zwei tollkühne Esel im Kampf gegen den Wolf