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Filmreifes Ganovenstück endet mit langen Haftstrafen

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Hannover - Dieser Kriminalfall ist absolut filmreif: Ein Dealer macht sich mit 200 000 Euro Drogengeld aus dem Staub. Die geprellten Unterweltbosse lassen daraufhin dessen unbeteiligten Cousin aus Hannover nach Den Haag entführen und foltern den Mann.

Acht Tage später kann die Polizei den Gelegenheitsmusiker aus den Fänger der Ganoven befreien. Nach der Verurteilung der Kidnapper erhält der Richter Drohbriefe. Mehr als drei Jahre nach der Tat müssen nun auch die Drahtzieher ins Gefängnis. Das Landgericht Hannover verurteilte die 33 und 34 Jahre alten Männer am Donnerstag zu zwölf und elf Jahren Haft wegen Menschenraub und gefährlicher Körperverletzung.

„Die Hintermänner der Drogenbande wurden unruhig und wollten, dass Köpfe rollen“, sagte der Vorsitzende Richter, Harald Zimbehl in seiner Urteilsbegründung. Das Duo hatte nach Überzeugung des Gerichts den damals 27-Jährigen Albaner am 22. Februar 2007 von vier Männern verschleppen lassen. Beim Verlassen eines Dönerladens in Hannover sei er abgefangen und in einen abgedunkelten Transporter gedrängt worden. Bei einem kurzen Zwischenstopp in Gelsenkirchen, musste der 27-Jährige seine Ehefrau und seinen Chef anrufen und sagen, dass er sich verspäten werde, sie sich aber keine Sorgen machen sollten.

In Den Haag angekommen wurde das Opfer in einem acht Quadratmeter kleinen fensterlosen Raum an einen Stuhl gefesselt. Immer wieder wurde er mit einem Baseball-Schläger geschlagen. Die Entführer drohten, ihm die Fingernägel auszureißen, ihn zu vergewaltigen und auch seine Ehefrau zu entführen oder gar zu töten. Ziel war es, den flüchtigen Cousin, der wohl in Albanien untergetaucht war, auf Herausgabe der 200 000 Euro zu erpressen.

Erst nach acht Tagen gelang es der niederländischen Polizei, den 27-Jährigen aus den Fängen der Drogenbande zu befreien. Das an den illegalen Geschäften nicht beteiligte Opfer habe Todesängste ausgestanden und leide noch immer an den Folgen der Tat, betonte der Richter. Der Mann traue sich auch mehr als drei Jahre nach der Entführung nicht aus der Wohnung, müsse starke Beruhigungsmittel nehmen und sei arbeitsunfähig.

Die vier Kidnapper waren bereits im Vorjahr zu viereinhalb bis neun Jahren Haft verurteilt worden. Daraufhin hatte der Vorsitzende Richter am Landgericht Hannover sogar Drohbriefe erhalten. Einer der drei Verteidiger hatte bereits in seinem Plädoyer angekündigt, Revision zu beantragen. „Diese Kammer hat bereits frühzeitig ein bestimmtes Urteil vor Augen und hat Entlastendes ausgeblendet.“ Deshalb habe die Flut von Beweisanträgen - das Verfahren dauerte rund zweieinhalb Jahre und 68 Verhandlungstage - nur dem Zweck gedient, die Revision zu erreichen.

Von André Jahnke, dpa

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