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Fünf Kinder wieder in Deutschland - Prozess gegen Vater eingestellt

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Verfahren wegen mutmaßlicher Kindesentziehung
Dem Angeklagten wird vorgeworfen, seine fünf Kinder, für die allein die Mutter das Sorgerecht besitzt, nach Algerien gebracht zu haben. © dpa

Hannover - Überraschender Ausgang eines Strafverfahrens: Ein Deutsch-Algerier kommt aus dem Gefängnis frei, weil er seine Söhne und Töchter endlich nach Hannover ausreisen ließ. Die Mutter will nicht mehr gegen ihren Mann aussagen.

Der Prozess gegen einen Deutsch-Algerier wegen Kindesentziehung ist eingestellt worden, weil die drei Mädchen und zwei Jungen seit Donnerstag wieder in Deutschland sind. Damit sei das Hauptziel erreicht worden, sagte der Richter am Amtsgericht, Jörn Thyen, am Montag in Hannover. 

Der 46-Jährige soll die Pässe seiner sechs bis 16 Jahre alten Kinder seit August 2016 in Algerien versteckt gehalten und so ihre Ausreise unmöglich gemacht haben. Zudem soll er die Mutter angegriffen und bedroht haben. Die Frau verweigerte am Montag als Zeugin die Aussage. Der Vater kam nach der nur gut 30-minütigen Verhandlung aus der Untersuchungshaft frei. Er war im November bei seiner Einreise am Flughafen Frankfurt verhaftet worden. 

Jedes Jahr gibt es Hunderte Fälle, in denen Kinder von einem Elternteil aus Deutschland ins Ausland entführt werden. Sind Länder betroffen, die das Haager Übereinkommen über die zivilrechtlichen Aspekte internationaler Kindesentführung (HKÜ) unterzeichnet haben, können Eltern kostenfrei die Unterstützung des Bundesamtes für Justiz in Anspruch nehmen. 

Keine Entschädigung für den Vater

Die meisten nordafrikanischen Länder haben das Abkommen allerdings nicht unterzeichnet. So kämpft eine Ärztin aus Hannover seit mehr als zwei Jahren um die Rückkehr ihrer neun und elf Jahre alten Töchter, die in Tunesien festgehalten werden. 

In dem Fall, der am Montag verhandelt wurde, war die Familie 2015 zunächst gemeinsam nach Algerien gegangen. Als die Mutter nach Streitigkeiten zurück nach Deutschland wollte, gab der Vater die Pässe der Kinder nicht heraus. Die Frau reiste zunächst allein zurück. Bei zwei Besuchen sollen ihre Kinder dazwischen gegangen sein, als der Mann seine Frau angriff. „Ich möchte die Strafanzeigen zurücknehmen", sagte die Zeugin am Montag. Sie habe auch nicht vor, sich scheiden zu lassen. Die Frau lebt zurzeit bei ihrer Mutter. Wie sie sagte, gab es jetzt keine Probleme, die Kinder abzuholen. Jetzt werde sie sich allein mit den fünf eine Wohnung suchen. Beiden Eltern sei der Schutz der Kinder am wichtigsten, sagte die Verteidigerin des 46-Jährigen. 

Der Mann wird nicht für seine Haftzeit entschädigt und muss auch die Kosten des Verfahrens tragen, wie der Richter erläuterte. Zuletzt hatte er in Deutschland und Algerien als Maler und Lackierer gearbeitet.

- dpa

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