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Kriminologen sehen Verbesserungspotenzial bei Einbrecherjagd

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Hannover - Taten wie Planenschlitzen, Ladendiebstahl oder Wohnungseinbruch gehen häufig auf das Konto von reisenden Banden. Die Polizei Osnabrück feierte mit einer neuen internationalen Ermittlergruppe schon Erfolge, andere Behörden sind laut einer Studie noch nicht so weit.

Bei der Aufklärung von organisierten Wohnungseinbrüchen wird die internationale Zusammenarbeit immer wichtiger. Darauf sollte auch in der Polizeiausbildung ein Schwerpunkt gelegt werden, sagte die Kriminologin Gina Wollinger am Mittwoch. Sie ist Autorin einer neuen Studie des Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN). Dafür wurden 25 Experten bei der Polizei und Staatsanwaltschaft in Deutschland sowie sechs Ermittlungsbehörden im Ausland befragt. Teilweise funktioniere die europaweite Kooperation bei der Einbrecherjagd bereits sehr gut, sagte Wollinger. Allerdings sei sogar innerhalb von Deutschland der Datenaustausch verbesserungswürdig - die Länderpolizeien arbeiteten mit unterschiedlichen Systemen.

"Es fehlt ein strukturiertes Vorgehen", kritisierte die Wissenschaftlerin. Häufig hänge es von Zufällen ab, wie intensiv etwa eine Einbruchsserie in einer Region verfolgt werde. Dabei seien die Rechtsinstrumente für eine internationale Fahndung vorhanden. In osteuropäischen Ländern gebe es eine hohe Bereitschaft, mit deutschen Behörden zusammenzuarbeiten. "Vielfach sind die Täter schon in ihrem Land auffällig geworden und es gibt Informationen zu ihnen", sagte Wollinger. Die KFN-Forscher führten für ihre Studie Gespräche mit der Polizei in Albanien, Kroatien, Litauen, Österreich, der Republik Moldau und Rumänien.

Zahl der Wohnungseinbrüche auf hohem Niveau

Kriminalitätsfeldern aktiv - zum Beispiel auch bei Ladendiebstahl in großem Stil oder bei den sogenannten Planenschlitzern, die es etwa auf Rastplätzen an Autobahnen auf Lkw-Ladungen abgesehen haben.

Die Zahl der Wohnungseinbrüche war bundesweit zwischen 2006 und 2015 um über 50 Prozent gestiegen, seit 2016 fällt sie leicht, befindet sich aber immer noch auf hohem Niveau. Wie viele Taten auf das Konto von reisenden Tätern gehen, ist unklar. Der Studie zufolge werden die Einbrüche sowohl von festen Banden als auch von Männern in losen Bekanntschaftsbeziehungen begangen. Bei Familienclans sind oft auch Frauen und Minderjährige dabei.

Dass die internationale Zusammenarbeit Früchte tragen kann, beweist die "Zentrale Ermittlungsgruppe Wohnungseinbruchdiebstahl" unter Federführung der Polizeidirektion Osnabrück. Seit Herbst 2016 arbeiten die Polizeibehörden in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und den Niederlanden erfolgreich bei der Aufklärung von Einbrüchen zusammen. Einbruchsdaten aus dem nördlichen Münsterland, Westniedersachsen und der niederländischen Grenzregion werden regelmäßig über eine sichere Datenleitung ausgetauscht. Bereits in den ersten zwölf Monaten zerschlugen die Ermittler gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Osnabrück sechs mobile überregional agierende Einbrecherbanden. - dpa

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