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Kein Sieger bei Wahl um Käßmann-Nachfolge

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Der Berliner Generalsuperintendent Ralf Meister (48,l.) und der hessen-nassauische Diakoniechef Wolfgang Gern (59)  bewerben sich um das Bischofsamt an der evangelischen Landeskirche in Hannover.
Der Berliner Generalsuperintendent Ralf Meister (48,l.) und der hessen-nassauische Diakoniechef Wolfgang Gern (59)  bewerben sich um das Bischofsamt an der evangelischen Landeskirche in Hannover. © dpa

Hannover - Bei der Bischofswahl in Deutschlands größter evangelischer Landeskirche hat sich in Hannover am Mittwoch keiner der zwei Kandidaten zur Nachfolge von Margot Käßmann auf Anhieb durchgesetzt.

Auf den Berliner Generalsuperintendenten Ralf Meister entfielen 39 und auf den Diakoniechef Wolfgang Gern aus Hessen 36 der 76 abgegebenen Stimmen. In dem als offen eingeschätzten Rennen war nicht damit gerechnet worden, dass einer der Bewerber gleich im ersten Wahlgang die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit erhält.

Wenn dies auch bei einem zweiten Wahlgang am Donnerstag nicht klappt, entscheidet das Kirchenparlament am Freitag mit einfacher Mehrheit. Käßmann war nach mehr als zehn Jahren im Bischofsamt nach einer Alkoholfahrt im Februar zurückgetreten. Mit rund drei Millionen Gläubigen zwischen Harz und Nordsee ist die hannoversche Kirche die größte unter den 22 evangelischen Landeskirchen. Käßmann (52) hatte sich vom Bischofsamt aus zum Sprachrohr des Protestantismus in Deutschland entwickelt. Sie verfolgte die Wahl aus der Ferne von den USA aus, sie ist dort für einen Studienaufenthalt.

Käßmann hinterlässt eine auch finanziell grundsolide Kirche, die nach einem Sparkurs jetzt wieder schwarze Zahlen schreibt. Hauptsorge der Protestanten in Niedersachsen sind auch in den kommenden Jahren nicht die Finanzen oder die Austritte von Mitgliedern, sondern fehlender Nachwuchs. Die Kirche auch künftig in der Bevölkerung zu verankern und ihrem Wort in der Gesellschaft Gewicht zu verleihen, werden Hauptaufgaben von Käßmanns Nachfolger sein. Ralf Meister (48) ist wie Käßmann ein medienerfahrener Theologe, der die Kirche in der Öffentlichkeit zu vertreten weiß.

Sechs Jahre lang war er seit 2004 einer der „Wort zum Sonntag“-Sprecher in der ARD, zuvor hat er auch beim Evangelischen Rundfunkreferat des NDR gearbeitet. Eines seiner Hauptanliegen ist der Kampf gegen den „Gewohnheitsatheismus“, der ihm vor allem in der Hauptstadt oft entgegenschlägt. Wolfgang Gern (59) hingegen ist ein Mann der Diakonie, der nicht erst als Sprecher der Nationalen Armutskonferenz seit 2007 für die Belange sozial Schwacher kämpft. Gern leitet seit zehn Jahren das Diakonische Werk in Hessen-Nassau. 2008 scheiterte er dort bei der Wahl zum Kirchenpräsidenten, eines dem Bischof ähnlichen Amts.

dpa

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