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Keine Versäumnisse beim Streusalz: Winterdienst leistet in Niedersachsen "Übermenschliches"

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Streusalz wird immer knapper und teurer, das Verkehrsministerium schließt die Sperrung von Autobahnen nicht mehr aus.
Streusalz wird immer knapper und teurer, das Verkehrsministerium schließt die Sperrung von Autobahnen nicht mehr aus. © dpa

Hannover - Der strenge Winter hat spürbare Folgen: Streusalz wird immer knapper und teurer, das Verkehrsministerium schließt die Sperrung von Autobahnen nicht mehr aus. Und in der Natur kämpfen Tiere ums Überleben.

Viele Unfälle auf rutschigen Straßen, gesperrte Sporthallen und entkräftete Tiere - der strenge Winter macht Niedersachsen weiter zu schaffen. Sogar die Sperrung von Autobahnen schloss das Verkehrsministerium in Hannover am Mittwoch angesichts der sinkenden Streusalz-Vorräte nicht aus.

Der Städte- und Gemeindebund betonte, der Winterdienst leiste in Niedersachsen „Übermenschliches“. Es gebe keine Versäumnisse. Die Forderung, dass Kommunen im Sommer noch mehr Salzvorräte anlegen sollten, sei realitätsfern und nicht finanzierbar, erklärte Sprecher Thorsten Bullerdiek in Hannover. Salz könne nur maximal ein Jahr gelagert werden und es sei nicht kalkulierbar, wann ein Winter so hart werde.

Das Streusalz fresse schon jetzt den Etat der Kommunen auf. Normalerweise koste eine Tonne 60 bis 70 Euro. Aktuell seien es 250 bis 300 Euro. Doch auch die vielen Überstunden im Winterdienst und die Reparaturen der Straßen kosteten viel Geld. Es sei einfach nicht möglich, jede Nebenstraße zu räumen, betonte Bullerdiek. „Daher muss der Bürger auch mal selbst zur Schaufel greifen.“

Niedersachsen ganz in Weiß

Das strenge Winterwetter könnte bei erneutem Blitzeis und schrumpfenden Streusalz-Vorräten im Ernstfall auch die Sperrung von Autobahnen erfordern. „Wir können das nicht ausschließen, es wäre aber sicher nur die Ultima Ratio“, sagte ein Sprecher des Verkehrsministeriums am Mittwoch in Hannover.

Trotz Lieferengpässen bei einigen Herstellern und eingeschränkten Winterdienstes bemühten sich die Behörden, genügend Salzreserven gegen neue Eisschichten auf den Fernstraßen bereit zu halten. „Wir haben eine außergewöhnliche Situation auch in diesem Winter.“ Derzeit seien noch 7500 Tonnen Salz in den Lagern.

Eis und Schnee sorgten erneut für viele Unfälle, meist blieb es aber bei leichten Blechschäden. Im Kreis Stade zählte die Polizei allein 50 witterungsbedingte Verkehrsunfälle innerhalb von 24 Stunden. Vier Menschen wurden dabei leicht verletzt. Autofahrer seien trotz der rutschigen Straßen oft unvorsichtig unterwegs, hieß es. Auf der Autobahn 7 bei Nörten-Hardenberg im Kreis Northeim behindern Fahrbahnschäden den Verkehr, die durch den strengen Winter entstanden sind.

Die starken Schneefälle in Teilen Niedersachsens haben auch für Freizeitsportler erste Konsequenzen. Im emsländischen Lingen seien alle städtischen Sporthallen bis auf weiteres gesperrt, teilte die Stadt mit. Die Last auf den Flachdächern aus schwerem und vereistem Schnee reiche aus, um die Schließung der Hallen wegen Einsturzgefahr anzuordnen. In Hannover, Braunschweig, Hildesheim, Bremen und Oldenburg sind dagegen keine Sporthallen gesperrt worden. Nach Angaben eines Sprechers der Stadt Hannover liegt das zulässige Gewicht bei 75 Kilogramm pro Quadratmeter bei Dächern mit großer Spannweite. In Hannover wurden aktuell 40 Kilogramm gemessen.

Der harte Winter macht auch den einheimischen Greifvögel immer mehr zu schaffen. Es müssten derzeit rund 50 entkräftete Greifvögel und Eulen aufgepäppelt werden, die in freier Natur kaum noch Nahrung fänden, teilte die Wildtier- und Artenschutzstation in Sachsenhagen mit. Aufmerksame Spaziergänger hätten die Tiere zur Station gebracht. Dort bekommen sie mehrmals täglich per Sonde eine spezielle Nährlösung, da die Tiere nicht mehr in der Lage sind, feste Nahrung zu verdauen.

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