1. Startseite
  2. Lokales
  3. Niedersachsen

Kita-Qualität hängt in Niedersachsen stark vom Wohnort ab

KommentareDrucken

Gütersloh/Hannover - Die Qualität von Krippe und Kindergarten hängt in Niedersachsen stark vom Wohnort ab.

In Niedersachsen fehlen nach Experten-Berechnungen rund 3300 Erzieherinnen, um Mädchen und Jungen im Vorschulalter pädagogisch angemessen zu betreuen. Dafür müssten weitere 152 Millionen Euro jährlich bereitgestellt werden, teilte die Bertelsmann Stiftung am Montag in Gütersloh mit.

Zwischen 2006 und 2016 war die Zahl der Kita-Fachkräfte landesweit bereits um 19.200 Beschäftigte beziehungsweise um 63 Prozent gestiegen. Seit der Einführung des Rechtsanspruches auf einen Betreuungsplatz für unter Dreijährige sind die Kitas zwischen Harz und Nordsee deutlich ausgebaut worden.

Zentrales Thema im Wahlkampf

Im Landtagswahlkampf versprechen alle Parteien, im Falle einer Regierungsbeteiligung die Kita-Gebühren komplett abzuschaffen. Derzeit müssen Eltern nur im letzten Jahr vor der Einschulung nichts bezahlen. Man sollte erst in die Qualität investieren, bevor man den Kindergarten komplett beitragsfrei stellt, meint dagegen Marco Trips, Präsident des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes. 

„Man könnte stattdessen mit dem Geld die dritte Fachkraft in einer Kindergarten-Gruppe von 25 Kindern finanzieren“, sagte Trips der dpa. Zum Stichtag 1. März 2016 wurden niedersachsenweit insgesamt 28 Prozent der unter Dreijährigen betreut. Das entspricht dem Durchschnitt in Westdeutschland.

Personalschlüssel eher ungünstig

Die Personalschlüssel für die Betreuung der Jüngsten sind nach dem Bericht der Bertelsmann Stiftung in Niedersachsen fast die ungünstigsten im Westen. Eine Fachkraft ist im Durchschnitt für 4,2 unter Dreijährige zuständig. Nur Hamburg schneide schlechter ab. 

Dagegen besteht bei den niedersächsischen Kindergartenkindern im Alter von drei bis sechs Jahren die bundesweit drittgünstigste Betreuungsrelation. Die Qualität von Krippe und Kindergarten hängt stark vom Wohnort ab.

Positivbeispiele auch vorhanden

Während zum Beispiel in den Landkreisen Verden und Oldenburg bei den unter Dreijährigen eine Betreuungskraft für drei Kinder zuständig ist, ist der Personalschlüssel in den Kreisen Northeim und Wilhelmshaven mit 1 zu 4,5 deutlich schlechter. Die Bertelsmann Stiftung hält einen Personalschlüssel von 1 zu 3,0 in Krippen- und 1 zu 7,5 in Kindergartengruppen für angemessen. 

Stiftungsvorstand Jörg Dräger rät davon ab, kurzfristig die Gebühren abzuschaffen. Zunächst müsse die Qualität stimmen und genügend Betreuungsplätze zur Verfügung stehen, forderte er. 

Die niedersächsische SPD will im Fall eines Wahlsieges 2018 zunächst das zweite Kindergartenjahr und 2019 dann auch das erste beitragsfrei stellen. Die Kosten liegen nach ihren Berechnungen bei 240 Millionen Euro jährlich, wenn Eltern gar nicht mehr zahlen müssen. Mit dieser Summe werde man nicht auskommen, glauben dagegen die Kommunen. „Das Land rechnet nicht richtig“, meinte Trips.

Kultusministerium äußert sich

Um dem drohenden Fachkräftemangel zu begegnen, seien seit 2013 jedes Jahr rund 450 zusätzliche Schulplätze für Fachkräfte für die frühkindliche Erziehung, Bildung und Betreuung geschaffen worden, teilte das Kultusministerium in Hannover mit. 

Im Schuljahr 2016/2017 waren 14.000 Schülerinnen und Schüler in der Erzieher-Ausbildung - so viele wie nie zuvor. Für dieses Jahr habe das Land 800 Millionen Euro für Investitionen im frühkindlichen Bereich veranschlagt, sagte Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD). Dies seien 55 Prozent mehr als 2013, insbesondere aufgrund des weiteren Krippenausbaus.

dpa

Auch interessant

Kommentare