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Niedersachsen verlängert Prämie für intakte Ringelschwänze

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Schweine Ringelschwänze
Der Ringelschwanz eines Schweins - ein Politikum. © Friso Gentsch/dpa

Schweine, denen die Ringelschwänze abgeschnitten gelten als Symbol für industrielle Landwirtschaft ohne viel Rücksicht auf das Wohl der Tiere. Nun soll sich das Vorgehen vieler Landwirte auch in Niedersachsen ändern - über das Jahr 2019 hinaus gilt eine Ringelschwanzprämie.

Update vom 12. Dezember 2019: Schweinehalter in Niedersachsen werden auch im neuen Jahr belohnt, wenn sie auf das Kürzen der Ringelschwänze verzichten. Seit Anfang Dezember läuft eine erneute Förderperiode bis Ende November 2020, wie das Agrarministerium in Hannover auf Anfrage mitteilte. Demnach bekommen die Halter wie bisher 16,50 Euro pro Schwein und 5 Euro pro Ferkel, das seinen Ringelschwanz behält.

Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) hatte im Sommer 2018 gesagt, dass die Prämie nicht dauerhaft gezahlt werde und Ende 2019 auf den Prüfstand solle. Eingeführt wurde die Prämie 2015 vom damaligen Agrarminister Christian Meyer (Grüne).

Originalartikel vom 30. Juni 2019: Hannover - Niedersächsische Schweinehalter müssen sich mehr um das Wohlergehen ihrer Tiere kümmern. Ab dem 1. Juli gilt ein deutschlandweiter Aktionsplan, der sich gegen das Abschneiden der Ringelschwänze richtet. Das routinemäßige Kürzen der Schwänze ist seit vielen Jahren in der EU verboten, wird aber noch toleriert, um Verletzungen durch Schwanzbeißen in den Tiergruppen zu vermeiden. Mit dem im vergangenen Jahr beschlossenen Aktionsplan wollen die deutschen Agrarminister Maßnahmen der Schweinehalter verstärken, die den Verzicht aufs Kupieren möglich machen.

Einem von der EU im vergangenen Jahr durchgeführten Audit zufolge haben nach wie vor 95 Prozent der in Deutschland geborenen und importierten Schweine kupierte Schwänze. Die Nachfrage nach unkupierten Schweinen in Deutschland ist den Experten zufolge gering. „Dies erschwert es sehr, die Bemühungen um einen Kupierverzicht zu verstärken“, heißt es in dem Papier. Schon im November 2017 forderte die EU einen Aktionsplan, der zur Reduzierung des Schwanzkupierens bei Schweinen führt. Das betreffe alle EU-Mitgliedsländer, sagte Karl-Heinz Tölle von der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN).

„Die Konventionellen müssen mehr machen“

Während in der Biohaltung die Ringelschwänze der Schweine intakt sind, werden in der konventionellen Schweinehaltung in der Regel die Schwänze gekürzt. Damit soll verhindert werden, dass die Tiere aus Stress oder als Folge von Rangkämpfen sich gegenseitig verletzen. Experten sehen daher in der Unversehrtheit des Ringelschwanzes auch einen Indikator dafür, wie gut und artgerecht die Tierhaltung ist. Wenn auch in der Biohaltung Schwanzbeißen nie hundertprozentig vermieden werden könne, hätten die Biobetriebe das Problem doch besser im Griff, sagt Tölle. „Die Konventionellen sind mehr auf der Kante, sie müssen mehr machen, um es zu vermeiden.“ Es gebe aber auch einige gute konventionelle Betriebe.

Der frühere niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) hatte schon 2015 eine Ringelschwanzprämie eingeführt. Bei dieser auch heute noch gezahlten Prämie werden Landwirte belohnt, wenn sie auf das Kupieren der Schwänze verzichten. Dank der Ringelschwanzprämie gebe es in Niedersachsen auch ein Netzwerk von Beratern und Experten, die sich mit dem Thema beschäftigt haben, sagte Tölle.

Aktionsplan soll Situation schrittweise verbessern

Der ab Juli in Niedersachsen geltende Aktionsplan soll die Haltungsbedingungen und das Betriebsmanagement schrittweise verbessern, hieß es aus dem Ministerium. Die Schweinehalter sollen zunächst mit wenigen unkupierten Tieren anfangen. Mit zunehmender Erfahrung soll die Zahl der Schweine mit intakten Ringelschwänzen weiter wachsen. Landwirte, die wegen nachgewiesener Verletzungen nicht in den Kupierverzicht einsteigen können, müssen in einer Tierhalter-Erklärung die Unverzichtbarkeit des Schwanzabscheidens nachweisen. Zusätzlich sei unter anderem mindestens jährlich eine betriebsindividuelle Risikoanalyse durchzuführen.

dpa

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