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Landtag: Abriss oder Neubau?

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Niedersachsen - HANNOVER (dpa) · Abriss oder Umbau – nur wenige Tage nach Prämierung des Sieger-Entwurfes für den Neubau des Landtags in Hannover dauern die Diskussionen über das Millionenprojekt an.

Grüne und Linke sind gegen den Abriss des maroden, aber denkmalgeschützen Plenarsaals aus den fünfziger Jahren. CDU, FDP und SPD sind nicht grundsätzlich abgeneigt, das alte Gebäude gegen ein komplett neues einzutauschen. Bis März muss nun eine Kommission des Landtags nun alle Möglichkeiten beraten.

Landtagspräsident Hermann Dinkla (CDU) hatte die Pläne des Architektenwettbewerbs am Wochenende präsentiert. Der Sieger-Entwurf des Architekten Eun Young Yi aus Köln ist umstritten. Der aus Korea stammende Planer will einen quadratischen Glaskubus bauen, der von schlanken Außensäulen umrahmt wird – dafür müsste das alte Plenargebäude von Dieter Oesterlen abgerissen werden. Die Jury war sich einig, dass nur ein Neubau des Parlamentes Sinn ergebe. Rund 45 Millionen Euro soll das Bauprojekt kosten, mit den Arbeiten könnte im Spätherbst begonnen werden.

„Wie will man einem privaten Hausbesitzer den Abriss seines Baudenkmals verwehren, wenn der Landtag hier mit einem schlechten Beispiel vorangeht?“, kritisierte Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel. Aus Sicht der Grünen ist der zweitplatzierte Entwurf von Walter Gebhardt die bessere Alternative. Er sieht einen Umbau vor, der zumindest einen Teil des maroden alten Baus erhält. Zudem sei fraglich, so Wenzel, ob die neue Tiefgarage notwendig sei. „Wer mit dem Auto kommen will, findet wenige Meter entfernt vier verschiedene Parkhäuser mit vielen freien Plätzen.“ Statt einer Tiefgarage sei eine Kindertagesstätte für Beschäftigte und Abgeordnete mit kleinen Kindern innovativer.

„Bei der Diskussion um die Entwürfe der Architekten zeigt sich ein Zielkonflikt“, sagte Landtagspräsident Dinkla. Die Ansprüche für die Nutzung des Parlamentes für die tägliche Arbeit kollidierten dabei mit dem Denkmalschutz. Allerdings müsse auch berücksichtigt werden, dass ein Umbau in der Größenordnung von 45 Millionen Euro eine Investition in die Zukunft sein müsse. „Bei dem zweiten Entwurf würde auch nicht viel von Oesterlen übrig bleiben“, betonte der Landtagspräsident. Ähnlich argumentierte CDU-Kollege Björn Thümler.

Eva-Maria Oesterlen, die Witwe des 1994 verstorbenen Landtagsarchitekten Dieter Osterlen, erwägt indes rechtliche Schritte gegen den Umbau. Eine Mitarbeiterin der Anwatlskanzlei Hfk aus Hannover bestätigte, dass Frank Meier, Rechtsexperte für Architektur, die Familie der 89-Jährigen berät. „Was mit dem Landtag geschieht, ist für mich schwer zu ertragen“, sagte Oesterlen.

Aufgrund der „katastrophalen Entwicklung der Landes- und Kommunalfinanzen“ ist die Fraktion der Linken zum jetzigen Zeitpunkt generell gegen Um- und Neubaupläne. Das Geld sollte stattdessen zur Sanierung von Schulen und Krankenhäusern verwendet werden.

SPD, FDP und CDU wollen mit ihrer Bewertung den Ergebnissen der Baukommission nicht vorgreifen. Generell sei aber zu bedenken, dass „ein dauerhaftes Herumfummeln an diesem alten Gebäude letztlich teurer würde als ein Neubau“, sagte Heiner Bartling (SPD).

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