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Statt Boßeln und Teebeutelweitwurf: Zum Jubiläum digitale Kohlfahrt-Challenge in Corona-Zeiten

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Im Januar und Februar haben Kohltouren Saison. In diesem fallen alle Touren wegen Corona aus. Auf den Spaß muss trotzdem keiner verzichten.

Grünkohlzeit ist Kohlfahrtzeit - das weiß in Niedersachsen fast jeder. Bis Anfang März ziehen in geselliger Runde fröhliche Menschen mit dem Bollerwagen durch die Kälte, um lustige Spiele zu spielen und Schnaps zu trinken. Ziel ist dann meist eine Gaststätte. Dort gibt es dann den Grünkohl mit Pinkel. „Doch dieser Tage ist nichts normal und so entfällt auch die diesjährige Kohlfahrtsaison“, teilte die „Kohltourhauptstadt Oldenburg“ mit Blick auf die Corona-Pandemie mit. Dennoch ließ sich das Stadtmarketing eine digitale Jubiläumsalternative einfallen: die Instagram Challenge „Nich‘ lang schnacken, Foto auspacken! Wir feiern #150jahrekohlfahrt“.

Fläche Oldenburg (Stadt)103 Quadratkilometer
Einwohner:168.210 (2019)
Höhe über N.N.4 Meter
Internetoldenburg.de

Vom 15. bis 31. Januar sollen dabei über den Instagram-Kanal @echt.oldenburg Bilder von früheren Kohlfahrten unter dem Hashtag #150jahrekohlfahrt gepostet werden, wie die Oldenburg Tourismus und Marketing (OTM) am Mittwoch mitteilte. „Wenn 150 Fotos zusammenkommen, spendet die OTM 150 Grünkohl-Mahlzeiten an die Oldenburger Tafel.“ Aus welchem Jahr die Bilder kommen, sei egal. „Je älter, desto besser“, hieß es.

Seit 150 Jahren gibt es Kohlfahrten

Der Oldenburger Turnerbund (OTB) gilt den Angaben zufolge als Erfinder der Kohlfahrten in ihrer heutigen Form. Die erste Kohlfahrt sei in der OTB-Vereinschronik vom 15. Januar 1871 dokumentiert, also vor 150 Jahren. Damals ging es aber vor allem um Sport und Turnen für Männer, Spiele - Stichwort: Teebeutelweitwurf - und musikalische Begleitung kamen Anfang des 20. Jahrhunderts dazu. Um dieses Datum zu ehren, hat die Oldenburg Tourismus und Marketing den 15. Januar auch zum Tag der Kohlfahrt ernannt.

Zur Begründung heißt es: „Bei einer Kohlfahrt geht es um Gemeinschaft, um soziale Kontakte, um ernste und weniger ernste Gespräche und um Spaß. Gemeinschaftssinn ist einer der tragenden Pfeiler unserer Gesellschaft. Gemeinschaft muss erhalten und gepflegt werden, egal ob Freundschaft, Familie oder als Verein im kulturellen, musischen, sportlichen, sozialen und gesellschaftlichen Bereich.“

So geht eine Kohltour

Das Schöne an einer Kohltour ist, dass man sich um nichts kümmern muss. Die Organisation liegt in den Händen des Kohlkönigs des Vorjahrs. Wichtig ist, dass jeder Teilnehmer die passende Kleidung trägt und einen festen Magen hat. Vom Startpunkt einer Kohltour zieht der Tross los. Wichtigste Utensilen bei der Wanderung: Ein Schnapsglas am Band, das um den Hals hängt und der Bollerwagen. In ihm sind die überlebenswichtigen Lebensmittel wie „Kurze“ und Bier gelagert. Gegen die Kälte wird auch gerne Glühwein, heißer Kakao oder Apfelsaft mitgeführt.

Kohlfahrt in Bayern
Ohne geht es nicht: Ein Bollerwagen voller Alkohol. © Tobias Hase/dpa

Unterwegs werden diverse Spiele gemacht. Was für einen echten Niedersachsen völlig normal aussieht, sieht für Menschen, die nicht aus Norddeutschland stammen bizarr aus. Die Spiele haben den Eindruck als stammen sie vom Kindergeburtstag. Die Palette reicht vom Teebeutelweitwurf bis hin zum Boßeln.

In der Gaststätte angekommen ist das gemeinsame Grünkohlessen der allgemeine Höhepunkt. Dort trifft man auf andere Gruppen. Neben dem Essen und Trinken kümmern sich die Gaststätten um Musik und oft auch um den Heim-Transport der Teilnehmer. Während des Essens ist das gruppeninterne Highlight ist die Wahl des Kohlkönigs und der Kohlkönigin. Für die Bestimmung hat jede Gruppe ihre eigenen Rituale. Der neue Kohlkönig darf dann im folgenden Jahr die Tour organisieren.

Grünkohl: Das Superfood im Winter auch ohne Kohltour

Grünkohl steckt voller Nährstoffe, Ballaststoffe und Vitamine, hat aber nur wenige Kalorien: Grünkohl gilt als Superfood für den Winter. „Grünkohl ist sehr gesund und lässt sich problemlos einige Tage im Gemüsefach lagern, ohne dass er schlapp macht“, sagt Kochbuchautorin Cornelia Schinharl.

Traditionell in Norddeutschland verbreitet, hat Grünkohl inzwischen auch in anderen Regionen der Republik immer mehr Fans gewonnen. Die Foodblogger Eva-Maria Hoffleit und Philipp Lawitschka aus Fellbach bei Stuttgart wussten zwar anfangs nicht, was sie mit den krausen Blättern aus ihrer Bio-Kiste anfangen sollten. „Doch dann haben wir experimentiert und uns eigentlich gleich in ihn verliebt. Mit Grünkohl kann man nämlich so viel machen: Roh mariniert schmeckt er als Salat, gebraten in der Gemüsepfanne, im Ofen angeröstet als Chips oder als Salat-Topping“, schwärmt Hoffleit.

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