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Schulleiter prüfen Kultusminister Tonne

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Niedersachsen will 1300 neue Lehrer einstellen
Grant Hendrik Tonne (SPD), Kultusminister von Niedersachsen © dpa-avis

Celle - Überlastung der Schuldirektoren, Probleme mit Quereinsteigern, schlechte Unterrichtsversorgung - bei ihrer Herbsttagung verschonen die Schulleiter den Kultusminister nicht mit Kritik. Der reagiert gelassen - einmal ausgelacht wird er trotzdem.

Es ist eine Premiere für Kultusminister Grant Hendrik Tonne. Zum ersten Mal seit seinem Amtsantritt vor zehn Monaten besucht der SPD-Mann die Herbsttagung der niedersächsischen Schulleiter. Kein leichter Termin, Tonne weiß das - vor zwei Jahren wurde seine Vorgängerin Frauke Heiligenstadt (SPD) während ihrer Rede von den Schuldirektoren in Celle mehrmals höhnisch ausgelacht.

Auch diesmal lässt der Verbandsvorsitzende Frank Stöber seinem Frust freien Lauf. Er komme sich vor wie der Held in dem Film "Und täglich grüßt das Murmeltier", der in einer Zeitschleife festsitze und ein und denselben Tag immer wieder erlebe, sagt Stöber. "Wir sind es leid, alljährlich vom Kultusminister zu hören, was schon alles Tolles in Sachen Bildungspolitik getan wurde, wie gut Niedersachsen dasteht, wie wunderbar die Inklusion klappt und wie traumhaft der Ganztag organisiert ist." Denn in der "grandiosen Bilanz" sei für die Schulleitungen kaum Platz.

Der neue Kultusminister gehe zwar offen mit den Schulleitern um und höre auch zu, sagt Stöber. Und die Besoldung der Grundschulleiter sei auf das Niveau von Gymnasiallehrern angehoben worden. "Mehr ist aber nicht passiert."

Auch den Einsatz von Quereinsteigern in Schulen sieht der Verbandschef kritisch. Diese könnten zwar teilweise auch eine Bereicherung im Schulalltag sein. "Aber wie verantwortungslos ist es denn, junge Menschen, die zuletzt im Labor Ratten seziert haben, mit 24 Pflichtstunden die Woche auf unsere Kinder loszulassen?" Nötig sei dringend eine bessere pädagogische Ausbildung.

Auf die Kritik reagiert Tonne gelassen. Anders als seine Vorgängerin Heiligenstadt, die sich gerne an ihr Redemanuskript klammerte, spricht er die Schulleiter in Celle direkt an. "Wenn Sie gesagt haben, mehr als die bessere Besoldung von Schulleitungen kleiner Schulen ist nicht passiert, dann haben Sie formal damit recht", räumt er ein. Das wirkt entwaffnend. "Aber wir haben auch nie gesagt, dass wir mit einem Schritt aufhören."

Bis zum Jahresende lasse die Landesregierung juristisch prüfen, welche Konsequenzen eine bessere Bezahlung von Grund-, Haupt- und Realschullehrern für die Besoldungsstrukturen haben werde. Danach solle es einen Stufenplan geben, der auch eine Anhebung der Bezüge von Leitungspositionen berücksichtigen werde. Aber nicht alles könne mit dem Tempo geschehen, das sich die Praktiker wünschen.

Auch beim Thema Quereinsteiger gibt sich Tonne gesprächsbereit. "Wir dürfen nicht das Signal aussenden: "Lehrer in Niedersachsen - das kann eigentlich jeder." Zum nächsten Einstellungstermin im Februar werde es neue Regelungen geben. So sollten Quereinsteiger gleich zu Beginn einem Studienseminar für Referendare zugewiesen werden und einen Einführungskurs über die pädagogischen und didaktischen Grundlagen des Unterrichtens absolvieren.

Nur einmal während seiner gut einstündigen Rede erntet der Kultusminister ironische Lacher: Als er ankündigt, das Land werde das Beamtengesetz ändern, damit bereits pensionierte Lehrer leichter freiwillig in den Schulen unterrichten könnten. "Das wollen die sich doch nicht antun", ertönt es aus einer Ecke. Denn ein Großteil der Lehrer geht aus gesundheitlichen Gründen in Frühpension - auch wegen der hohen Arbeitsbelastung.

dpa

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