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Frist zum Abschuss von Nienburger Problemwolf „Roddi“ wird verlängert

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Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies ist zuversichtlich, dass der Rodewalder Rüde bald getötet werden kann. Der Wolf hatte mit seinem Rudel mehrfach Rinder und Ponys getötet. Aus Sicht des Naturschutzbundes ist der Abschuss keine Lösung.

Hannover - Die von Naturschützern kritisierte Genehmigung Abschuss eines Problemwolfes im Landkreis Nienburg ist um einen Monat verlängert worden. Die Erwartung sei, dass die Tötung zügig erfolge, teilte das niedersächsische Umweltministerium mit.

„Wir werden sicherstellen, dass das richtige Tier entnommen wird“, sagte Umweltminister Olaf Lies am Donnerstag im Landtag in Hannover. Der Rüde mit der Kennung GW717m muss jetzt bis zum 31. März zur Strecke gebracht werden. Die bisherige Frist lief am 28. Februar ab. Das zum Abschuss freigegebene Tier sei an optischen Merkmalen zu erkennen, erklärte der SPD-Politiker. „Zu dem weiteren Verfahren werde ich mich nicht äußern.“ Angesichts der Emotionalität im öffentlichen Streit um den Wolf gehe es auch darum, „die Leute zu schützen, die das machen“.

Das Oberverwaltungsgericht (OVG) Lüneburg hatte nach einer Klage von Naturschützern bestätigt, dass das Raubtier abgeschossen werden darf. Es könne davon ausgegangen werden, dass dieser Wolf weiterhin Rinder mit normalerweise ausreichendem Herdenschutz reißen und seine Jagdtechnik an andere Wölfe weitergeben werde, hieß es zur Begründung. Auf das Konto des Leitrüden des sogenannten Rodewalder Leitrüden gehen Risse von Rindern, Ponys und einem Alpaka. Sein Territorium erstreckt sich auch auf Teile der Region Hannover und des Heidekreises. GW717m überwand Lies zufolge mehrfach wolfsabweisende Zäune in Höhe von 0,9 und einmal von 1,1 Metern.

Naturschützer kritisieren unzureichende Zäune

Der Naturschutzbund (Nabu) Niedersachsen kritisierte das Vorgehen der rot-schwarzen Landesregierung. Schon nach dem ersten Pony- oder Rinderriss hätte so schnell wie möglich wolfsabweisende Zäune in der Region aufgestellt werden sollen, sagte der Landesvorsitzende Holger Buschmann. Die Begründung der Abschussgenehmigung sei fachlich falsch. Es gebe keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass Fohlen und Kälber in einer Herde mit erwachsenen Tieren automatisch geschützt seien. „Wölfe können schwache, kranke Tiere von ihrer Herde isolieren, um sie zu reißen.“

Sollte man den Rodewalder Leitrüden finden und töten, sei das Problem nicht gelöst, betonte Buschmann. Auch im Raum Cuxhaven hätten die Jungtiere nach dem Tod der Fähe und dem Verschwinden des Leitrüden weiter Nutztiere gerissen, weil sie nichts anderes gelernt hätten. Ob das Rudel noch existiert, ist dem jüngsten Wolfsmonitoring der Landesjägerschaft nach unklar.

Bundesratsinitiative für grundsätzliche Lösung

In Schleswig-Holstein wurde vor Kurzem ebenfalls die Frist zum Abschuss eines anderen Problemwolfes verlängert. Mit einer Bundesratsinitiative will Niedersachsen gemeinsam mit Brandenburg und Sachsen eine Antwort auf den künftigen Umgang mit dem Tier finden. Dazu zähle die Regulierung der Population. „Die Menschen wollen von mir wissen, wie viele Wölfe es sein werden“, sagte Minister Lies. „Das kann nur der Bund definieren.“ Zwischen Harz und Nordsee sind es derzeit 22 Rudel, die Landesjägerschaft geht von insgesamt rund 250 Wölfen aus.

Lies räumte in der Landtagsdebatte ein, dass die Ausstattung der Wölfe im Land mit Sendern bisher nicht geklappt habe. „Ich mache das nicht selber“, sagte er. Die Tierärztliche Hochschule Hannover sei mit im Boot. Mittlerweile liege auch die tierschutzrechtliche Genehmigung für Schlingfallen vor. „Ich bin optimistisch, dass wir in nächster Zeit Tiere fangen und besendern.“

Erstmals war im April 2016 ein Wolf in Niedersachsen mit behördlicher Genehmigung abgeschossen worden, weil er einen Hund angegriffen und zu wenig Scheu vor Menschen gezeigt hatte. Das Kurti genannte Tier war anders als der Rodewalder Rüde mit einem Senderhalsband ausgestattet.

dpa

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