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Schützenfeste in Niedersachsen: Wann gibt’s einen neuen König?

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Seit mehr über 150 Jahren gehören sie in den Jahreskalender wie Geburtstage oder Weihnachten: Schützenfeste. Wann der 2019er-König einen Nachfolger bekommt, ist wegen Corona noch unklar. Ein erneuter Ausfall könnte Probleme mit sich bringen.

Die Schießsportvereine in Niedersachsen gehen mit großen Unsicherheiten in die neue Schützenfest-Saison. „Wir bekommen natürlich nur vereinzelt Rückmeldungen von den Vereinen, aber bisher haben wir mitbekommen, dass in diesem Jahr wahrscheinlich nicht sehr viel stattfinden wird“, sagte eine Sprecherin des Niedersächsischen Sportschützenverbandes. Momentan könne man allerdings schlecht mehrere Monate in die Zukunft schauen.

Auch beim Deutschen Schützenbund blickt man eher pessimistisch ins Jahr 2021. Ein Ausfall der Feste sei in zweierlei Hinsicht schlimm für die Vereine. „Einmal fehlt dadurch das Gesellige, zum anderen fällt für die Schützenfeste auch eine Einnahmequelle weg“, sagte Robert Garmeister, Leiter der Abteilung Recht und Verbandsentwicklung. Im Gegensatz zu anderen Sportvereinen gehören die Schießanlagen meist den Vereinen selbst. „Und die Gebäude müssen natürlich auch dann unterhalten werden, wenn dort coronabedingt kein Sport und keine Veranstaltungen stattfinden können“, so Garmeister. Bundesweit sei dies eine schwierige Situation für alle Vereine.

Diese Hinweisschilder werden auch 2021 vermutlich im Keller bleiben müssen.
Diese Hinweisschilder werden auch 2021 vermutlich im Keller bleiben müssen. © Menker

Die Organisatoren des Schützenfestes in Hannover (2. bis 11. Juli) spielen noch verschiedene Szenarien durch, wie man die Veranstaltung vielleicht doch noch stattfinden lassen kann. „Ob und in welcher Form tatsächlich veranstaltet wird, entscheiden wir zu einem späteren Zeitpunkt, wenn wir die Lage der Pandemie besser einschätzen können“, sagte eine Sprecherin der Stadt. Auf der Internetseite des Schützenfestes zählt jedenfalls noch ein Countdown die Tage bis zum geplanten Beginn Anfang Juli herunter. Verträge mit den Schaustellern seien noch nicht unterzeichnet, man stehe mit ihnen aber in Kontakt.

Das nach eigenen Angaben größte Schützenfest der Welt fiel im letzten Jahr aus. Für die Deckung der trotzdem laufenden Kosten stellte die Stadt Hannover 60.000 Euro zur Verfügung.

Schützenfeste stehen wegen Corona auch 2021 vor dem Aus

Die Schützenfest-Saison startet Anfang Mai. Zu einem der ersten Events gehört das Schützenfest in Homfeld (Bruchhausen-Vilsen). Gekoppelt ist es mit einer Tanz-in-den-Mai-Fete. Auf deren Homepage gibt es noch keine Hinweise auf eine Absage – aber auch keine Infos zum Festprogramm.

Viele Schützenfeste finden traditionell am Pfingstwochenende statt. Dazu gehört auch das Wildeshauser Gildefest. Während die Verantwortlichen noch Anfang des Jahres optimistisch waren, ein Gildefest in „leicht abgewandelter Form unter einem akzeptablen Hygienekonzept“ durchführen zu können, kam nun die Absage.

Corona macht dem Kreisschützenfest in Lenhausen einen Strich durch die Rechnung.
Wird es in diesem Jahr wieder Schützenfeste geben? Die Tendenz geht in Richtung Absage. © Stefan Richter - stock.adobe.com

Der Kreisverband Bruchhausen-Vilsen wiederum wird sein Kreisverbandsschützenfest 2021 an Pfingsten ebenfalls absagen. Präsident Marco Busch sagte über die weiteren Schützenfeste: „Mit fehlt aktuell jegliche Fantasie, dass überhaupt ein Schützenfest stattfinden kann.“ Dies hat auch Auswirkungen auf die Könige. In den meisten Vereinen bleiben weiterhin die 2019er-Könige noch ein weiteres Jahr im Amt. Vermutlich die längste Amtsperiode seit über 70 Jahren. Busch ist sich sicher, dass die Schützenfeste die Pandemie überleben werden. Was ein Schützenfest ausmacht, lesen Sie hier.

Schützenfest Hannover hat eine lange Geschichte

Die Geschichte des Schützenfestes in Hannover reicht zurück bis ins Mittelalter. Herzog Erich I. stattete 1529 die Hannoveraner mit dem Privileg aus, in jedem Jahr ein Schützenfest veranstalten zu dürfen. Die erste urkundliche Erwähnung des hannoverschen Schützenwesens geht allerdings noch weiter zurück. 1468 hatte sich Herzog Wilhelm der Ältere, in einem Brief an den Rat über die wehrsportlichen Übungen der Hannoveraner beschwert. Zuerst wurde mit der Armbrust geschossen. Bis 1529 erfolgte die Umstellung auf Feuerwaffen.

Der Umgang mit Armbrust und Gewehr galt damals weniger sportlichen Zielen. Die so bewaffneten Männer sollten nämlich Hannover verteidigen, wenn feindliche Streitkräfte die befestigte Stadt angriffen. Aus den sportlichen Wettkämpfen in Friedenszeiten ergab es sich aber sehr bald, dass die besten Schützen mit Preisen und Auszeichnungen geehrt wurden. dpa/awt

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