Update vom 14. März: Einen Monat nach dem mutmaßlich rassistisch motivierten Brandanschlag auf ein Restaurant in Syke bei Bremen haben die Ermittler noch keine heiße Spur. Die Polizei habe viele Zeugen befragt und gehe zahlreichen Hinweisen nach, sagte Thomas Gissing, Polizeisprecher im Landkreis Diepholz. „Die heiße Spur, die ist noch nicht da.“
Das Restaurant eines Betreibers mit Migrationshintergrund war in den Morgenstunden des 13. Februar in Flammen aufgegangen. An das Gebäude waren zwei Hakenkreuze und die Parole „Ausländer raus“ geschmiert. Die Polizei ging deshalb von Brandstiftung aus, wegen der verbotenen nationalsozialistischen Symbole schaltete sich der Staatsschutz ein. Trotzdem werde nicht nur ein rassistisches Motiv der Tat geprüft, sagte Gissing. „Wir ermitteln in alle Richtungen.“
Bei dem Brandanschlag wurde niemand verletzt. Den Sachschaden an dem Gebäude bezifferten die Behörden auf etwa 150.000 Euro. In der Stadt löste die Tat Bestürzung aus. Syke pflege "einen weltoffenen Umgang mit Menschen aller Nationen", sagte Bürgermeisterin Suse Laue (SPD).
Wegen der laufenden Ermittlungen bleibe das Restaurant weiter geschlossen, schrieb der Betreiber auf Facebook. Er bedankte sich für die Unterstützung in den vergangenen Wochen. „Es ist schön zu wissen, dass wir nicht alleine sind und Sie auch jetzt hinter uns stehen.“ (dpa)
Update vom 21. Februar: Eine Woche nach dem Brandanschlag auf das Bistro Martini in Syke gibt es noch keine heiße Spur bei der Suche nach den Tätern. Ob es Fortschritte dabei gegeben hat, darüber schweigt sich die ermittelnde Staatsanwaltschaft Verden aus.
Offen lässt sie ebenfalls, wie lange das Bistro noch als Tatort beschlagnahmt bleibt. Auch auf die Frage, ob sich der Verdacht auf einen rechtsradikalen Hintergrund bestätigt hat oder nicht, antwortet die Staatsanwaltschaft nicht. „Die Ermittlungen richten sich gegen unbekannte Täter.“
Nur in einer Sache gibt es eine konkrete Aussage: Es gibt keine Hinweise auf einen Zusammenhang mit einem Vorfall vom Juli 2017. Damals war in Brinkum ein Lokal verwüstet worden, das der jetzige Martini-Betreiber geführt hatte. Auch damals richteten sich die Ermittlungen gegen Unbekannt. Die Täter wurden nie gefasst.
Der Martini-Betreiber reagiert auf Nachfragen gereizt. „Die Leute sollen sich bitte gedulden. Wir wollen schnellstmöglich versuchen, wieder aufzumachen. Wenn wir wissen, wie es weitergeht, werden wir die Öffentlichkeit informieren.“
Update, 19.15 Uhr: Die Untersuchungen am Bistro Martini an der B6 in Syke dauern nach dem Brand weiterhin an. Auch der Verdacht eines fremdenfeindlichen Hintergrundes hinter der mutmaßlichen Brandstiftung wird weiterhin untersucht. Am Gebäude wurden Hakenkreuz-Schmierereien gefunden, und der Betreiber hat Migrationshintergrund. Möglicherweise ist das aber auch nur eine falsche Fährte. Die Ermittlungen laufen.
Kriminaltechniker von der Spurensicherung und der Brandermittlung des Zentralen Kriminaldienstes der Polizeiinspektion Diepholz suchen derzeit noch nach Hinweisen auf die Täter. Wegen des möglichen rechtsradikalen Hintergrunds ermittelt auch der Staatsschutz, und das voraussichtlich noch ein Weilchen länger.
„Eine aktive Neonazi-Szene haben wir in Syke nicht“, sagt Polizei-Sprecherin Franziska Mehlan. „Hatten wir auch früher nicht.“
Ein Stück entfernt beobachtet unbemerkt der Betreiber des Bistro Martini im Kreis seiner engsten Vertrauten vom Parkplatz aus den Medienrummel vor seinem Lokal in Syke: Etliche Kamerateams der regionalen Fernsehsender geben sich da quasi die Klinke in die Hand und interviewen Franziska Mehlan.
Er selbst fühlt sich gerade nicht in der Lage, etwas dazu zu sagen. „Ich hab schon stundenlang mit der Polizei gesprochen und kann jetzt einfach nicht mehr.“ Wie es in den Gasträumen aussieht, weiß er nicht. „Ich bin selber noch nicht drin gewesen.“
Das wird wohl auch noch eine ganze Zeit lang so bleiben. Wie die Polizei nun mitteilt, konnten zwar die Bewohner im Lauf des Donnerstagvormittags schon wieder in das lediglich verrauchte Gebäude an der Nienburger Straße in Syke, das Bistro Martini im Erdgeschoss bleibe jedoch bis auf Weiteres gesperrt: Es ist als Tatort beschlagnahmt.
„Die Staatsanwaltschaft Verden muss den Brandort erst wieder freigeben“, erklärt Franziska Mehlan. „Vorher kann niemand rein. Erfahrungsgemäß dauert das Wochen. Aber einen Richtwert kann man da nicht geben. Das ist hier ja ein ganz anderer Sachverhalt als zum Beispiel bei einem Küchenbrand nach technischem Defekt. Das wird auf jeden Fall länger dauern.“
Für den Betreiber des Bistro-Martini in Syke macht es das nicht einfacher. Der eigentliche Brandschaden dürfte durch die Versicherung des Gebäudeeigentümers wohl gedeckt sein. Für den Einnahmeverlust des Bistro-Betreibers gilt das eher nicht. Und sein Personal muss er auch irgendwie weiter bezahlen.
Die Feuerwehr war in der Nacht mit insgesamt rund 100 Einsatzkräften aus Syke, Barrien, Henstedt, Osterholz-Gödestorf, Okel und Leeste vor Ort. Wegen der Löscharbeiten musste die Bundesstraße 6 bis etwa 6 Uhr in beiden Richtungen gesperrt werden. Die Polizei bittet weiterhin Zeugen, die im Bereich der Nienburger Straße verdächtige Personen oder Fahrzeuge bemerkt haben, sich beim Kommissariat Syke unter 04242 / 969-0 zu melden. (mwa)
Update, 15.30 Uhr: Nach dem Brand im Restaurant Martini an der B6 (Nienburger Straße) in Syke hat die Polizei erste Ermittlungsergebnisse präsentiert. Demnach gehen die Brandermittler von einer Brandstiftung aus. Die Polizei vermutet außerdem nach den derzeitigen Gesamtumständen einen fremdenfeindlichen Hintergrund des Brandanschlags. Das Restaurant wird von einem Mann aus Syke mit Migrationshintergrund betrieben.
Der Staatsschutz und die Brandermittler der Polizeiinspektion Diepholz haben die Ermittlungen zur Brandursache und zu den Hintergründen der Tat in Syke aufgenommen. Außerdem hat die Polizeiinspektion eine Ermittlungsgruppe eingerichtet. Sowohl die Brandursachenkommission des Landeskriminalamtes Niedersachsen als auch ein Spezialhund sind bei der ergänzenden Brandortaufnahme hinzugezogen worden, heißt es von der Polizei am Nachmittag.
Jetzt bittet die Polizei in Syke die Bevölkerung um Mithilfe. „Jeder noch so kleine Hinweis kann uns helfen und uns in unseren Ermittlungen weiterbringen“, erklärte Polizeisprecher Thomas Gissing. Zeugen, die im Bereich der Nienburger Straße (B6) in Syke verdächtige Personen oder Fahrzeuge gesehen haben, werden gebeten, sich bei der Polizei Syke unter der Telefonnummer 04242/9690 zu melden.
Originaltext, 13. Februar: Syke - Polizei und Feuerwehr sind am Donnerstag gegen 3.30 Uhr zu einem Brand im Restaurant Martini an der Bundesstraße 6 (Nienburger Straße) in Syke gerufen worden. Vor Ort stellten die Einsatzkräfte fest, dass sich das Feuer im Erdgeschoss des Gebäudes befand. Durch die offene Bauweise zog der Rauch teilweise durch das Dach ab und erweckte den Anschein eines Dachstuhlbrandes, heißt es von der Feuerwehr Syke am Morgen.
Zunächst räumten Polizei und Feuerwehr das angrenzende Gebäude, da ein Übergreifen des Feuers befürchtet wurde. Dies konnte durch das schnelle Eingreifen jedoch verhindert werden. Sechs Personen sind unverletzt evakuiert worden, erklärte Franziska Mehlan von der Polizei an der Einsatzstelle direkt an der B6 in Syke.
Auf der Rückseite des Restaurants fanden die Ermittler eine eingeschlagene Scheibe und zwei Hakenkreuz-Schmierereien vor, teilte die Polizei am Morgen mit. Die am Brandort gefundenen Spuren deuteten auf eine Brandstiftung hin. Derzeit gehen die Ermittler von einem fremdenfeindlichen Hintergrund der Tat aus. Das Restaurant Martini werde von einem Mann aus Syke mit Migrationshintergrund betrieben.
Zu den Tätern gebe es am Morgen keine Hinweise. Eine sofort eingeleitete Fahndung, die von einem Hubschrauber unterstützt wurde, verlief erfolglos. Der Staatsschutz und die Brandermittler der Polizeiinspektion Diepholz haben die Ermittlungen am Brandort an der B6 in Syke aufgenommen.
Zur Bekämpfung des Feuers nahmen die Ortsfeuerwehren Syke, Barrien und Henstedt einen Löschangriff vor. Auf der B6 ist eine Drehleiter der Feuerwehr Syke in Stellung gebracht worden, um die Flammen aus der Höhe löschen zu können. Zur Unterstützung sind die Ortsfeuerwehren Gödestorf und Okel angefordert worden, um weitere Kräfte unter Atemschutz bereitzuhalten. Die Ortsfeuerwehr Leeste kam mit ihrer Hubarbeitsbühne und zwei Begleitfahrzeugen zur Einsatzstelle in Syke gefahren, teilt die Feuerwehr mit.
Für die Dauer der Löscharbeiten ist die B6 auf Höhe des Restaurants Martini voll gesperrt worden. Gegen 6 Uhr beendeten die Feuerwehrkräfte ihren Einsatz. Insgesamt waren 100 Kräfte der Feuerwehr mit 15 Fahrzeugen im Einsatz. Hinzu kommen die Kräfte von Polizei und Rettungsdienst. Der Sachschaden beläuft sich laut Polizei auf mindestens 150.000 Euro.