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Schwalben-Rettung mit Pinzette, Würmern und Co.

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Anastasia Schöne aus Hassel hat fünf Babyschwalben aufgepäppelt und ins Herz geschlossen.
Anastasia Schöne aus Hassel hat fünf Babyschwalben aufgepäppelt und ins Herz geschlossen. © Alena Staffhorst

Hassel - Von Alena Staffhorst. Seit Familie Schöne in ihrem Haus am Rethemer Weg in Hassel wohnt, lebt sie mit Schwalben unter einem Dach. Die Tiere gehören wie selbstverständlich dazu. Als vor knapp einem Monat plötzlich fünf frisch geschlüpfte Tiere im Eingang des Hauses lagen, überlegte Tochter Anastasia nicht lange: Sie gab alles, um die Kleinen zu retten – mit Erfolg.

„Anfang August hat eine Freundin bei mir übernachtet“, erinnert sich die 13-Jährige. „Als wir morgens in den Garten gehen wollten, haben wir uns ganz schön erschrocken. Auf dem Boden lagen fünf Schwalbenbabys und Stücke des Nests, das heruntergefallen war.“

Die beiden Mädchen sammelten die Jungvögel ein und bauten ihnen aus Moos, einer Wärmflasche und Küchenpapier in einem Schuhkarton ein neues Nest. „Wir haben es dann eine Weile in Ruhe gelassen und abgewartet, ob die Eltern reagieren, aber sie haben die Jungen nicht beachtet“, erinnert sich Anastasia. Da ist die Tierfreundin selbst aktiv geworden: „Ich habe im Internet nachgelesen, dass sie Quark mit gekochtem Eigelb essen“, erzählt sie. „Damit habe ich sie dann mithilfe einer Pinzette gefüttert.“

Sträubten sich die Babyschwalben anfangs noch etwas gegen das ungewohnte Futter, so waren sie nach wenigen Tagen schon total begeistert davon. „Ich habe auch Maden und Mehlwürmer besorgt“, sagt Anastasia. „Immer wenn die Vögel die Pinzette hörten, haben sie schon laut zu quieken angefangen und ihre Schnäbel aufgerissen.“

Und wie das bei Babys so ist, hatten die fünf Tiere – die Anastasia Heinz, Dieter, Hilde, Marlene und Cesar genannt hat – auch in der Nacht Hunger. „Eine Woche lang musste ich sie zweimal pro Nacht füttern“, erzählt die 13-Jährige. „Sie haben dann immer laut gequiekt. Anfangs dachte ich, sie hören vielleicht irgendwann wieder auf, aber es wurde stattdessen nur immer lauter.“

Als das Füttern kein Problem mehr war, galt es, die nächste Herausforderung zu meistern: fliegen lernen. „Ich habe gelesen, dass Schwalbenbabys nicht einfach von alleine losfliegen können, sondern man sie hochwerfen muss“, sagt Anastasia, was sie auch direkt ausprobierte. „Am ersten Tag sind sie nur einen Meter weit gekommen, das hat sich aber schnell verbessert.“

Bei Flugübungen in einem mit einem Netz behangenen Trampolin lockten die quiekenden Vögel plötzlich andere Schwalben an. „Gemeinsam sind sie dann herum geflogen“, erinnert sich Anastasia. „Ich habe sie später dann auch noch einige Male mit ihren Eltern gesehen.“

Nach einem Kurzurlaub mit ihrer Familie lief Anastasia gespannt in den Stall. „Der Schuhkarton war leer. Sie waren weggeflogen“, erinnert sie sich. Etwas traurig war sie, aber mehr noch froh, dass sie die Kleinen durchgebracht hatte und diese sich nun auf dem Weg in den Süden befinden.

„Ich bin allgemein ein Tierfreund“, erzählt Anastasia. „Ich habe ein Pferd und einen Hamster. Aber Vögel mag ich irgendwie besonders gerne.“ Die Achtklässlerin kann sich gut vorstellen, später beruflich etwas mit Tieren zu machen. „Aber bis dahin habe ich ja noch Zeit“, sagt sie mit einem Grinsen. Und es wird sich sicherlich noch die eine oder andere Gelegenheit ergeben, um ein kleines Lebewesen zu retten...

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