1. Startseite
  2. Lokales
  3. Landkreis Nienburg

Als 1846 die Ära des öffentlichen Tötens endete

KommentareDrucken

Scharfrichter Fröhlich.
Scharfrichter Fröhlich. © ksy

Hoya - Von Gerhard KrügerMit den Buchstaben „P“ und „R“ setzen wir unsere Serie „Hoya von A bis Z“ fort. Somit geht es heute unter anderem um das sogenannte Polenviertel und die Richtstätte.

Polenviertel: Kaum denkbar, dass zum Bürgerschießen das vierte Viertel beim Marsch in der Langen Straße nicht das Lied „In einem Polenstädtchen“ anstimmen würde. Schließlich wird dieser Teil der Stadt auch „Polenviertel“ genannt. Aber wie kam es dazu? Als Napoleons Armee 1813 aus Russland abrücken musste, zogen die Soldaten aus aller Herren Länder durch Hoya. Zu den Truppen gehörten auch Polen, die in den Häusern an der unteren Langen Straße am Ortsausgang Richtung Scheibenwiese zwangseinquartiert wurden. Die französischen Truppen, bedrängt von der preußischen Armee, setzten bald ihre Flucht nach Paris fort – doch der Name „Polenviertel“ ist geblieben.

Rathge, Hermann: Der Sena tor und Amtszimmermeister wurde am 13. Juli 1835 in Hoya geboren. Rathge war maßgeblich an den Plänen und Vorarbeiten der Bahnstrecke von Hoya nach Eystrup mit Anschluss an den Fernverkehr des deutschen Eisenbahnnetzes beteiligt. Er legte zudem die Hermannstraße an, die nach seinem Vornamen benannt wurde. Rathge selbst baute die Häuser an ihrer östlichen Seite. Gewohnt hat der verdiente Lokalpolitiker, der am 9. Dezember 1884 in Hoya starb, im Haus des Zimmermeisters Meyforth an der Langen Straße gegenüber der heutigen Gärtnerei „Thöming“.

Regimentskamp: Diese Flurbezeichnung für das Gelände zwischen Scheibenwiese und Stöver’s Holz in Dedendorf war einst der Exerzierplatz der Hoyaer Garnison. Von 1751 bis 1818 wurden dort die Soldaten gedrillt.

Richtstätte: Am Donnerstag, 16. Oktober 1846, schlug für Jacob Meyer auf der Richtstätte an der Stempelake in Hassel am Ortsausgang Richtung Hoya die letzte Stunde. Der wegen Mordes verurteilte Mann aus Dedendorf (andere Quellen nennen Beppen) wurde vom Scharfrichter des Amts Hoya, Christian Ludwig Fröhlich, getötet. Das dabei benutzte Schwert des Henkers sowie der Hinrichtungsstuhl samt Bekleidung des Delinquenten werden im Bomann-Museum in Celle aufbewahrt.

Die Hinrichtung des Jacob Meyers war das letzte Todesurteil, das auf der Hoyaer Richtstätte vollzogen wurde. An den historischen Ort, der seit 1698 zum Strafvollzug genutzt worden war, erinnert ein Gedenkstein. Mit der letzten Hinrichtung 1846 endete auch die Ära von Scharfrichter Fröhlich, der am 14. Juli 1799 in Münden geboren wurde und erblindet am 11. März 1870 in Hoya starb.

Der Henker hatte sein Amt in Hoya als Scharfrichter 1830 angetreten. Obwohl für den damaligen Justizvollzug unerlässlich, wurde der Scharfrichter samt seiner 13-köpfigen Familie von den anderen Bürgern geschnitten. Henker galten nicht nur in Hoya als „nicht gesellschaftsfähig“. Deshalb musste Fröhlich auch außerhalb Hoyas wohnen. Sein Amt als Scharfrichter erhielt er durch die Heirat von Dorothea Elisabeth Leyffhelm. Deren Vater Berend Leyffhelm war Halbmeister, wie Scharfrichter damals auch genannt wurden. Fröhlich übernahm das Amt von seinem Schwiegervater. Denn das blutige Handwerk blieb entweder in der Familie, oder man konnte es durch Heirat einer Henkerstochter erwerben.

Auch interessant

Kommentare