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Zum „Skypen“ ist man nie zu alt

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Marga Papprott (von links) ging bei dem zwölfjährigen Jeff Bodimer in die „Computer-Lehre“, nachdem ihr Sohn Gerhard ihr einen neuen Tablet-PC besorgt hatte.
Marga Papprott (von links) ging bei dem zwölfjährigen Jeff Bodimer in die „Computer-Lehre“, nachdem ihr Sohn Gerhard ihr einen neuen Tablet-PC besorgt hatte. © Horst Friedrichs

Hoya - Von Horst Friedrichs. Im Januar wird Marga Papprott 90 Jahre alt. Doch Handys und Computer halten sie jung. Schon seit zehn Jahren verschickt sie Nachrichten per SMS, und jetzt brauchte sie nur eine Woche, um zu lernen, wie man einen Tablet-Computer bedient. Ihr Lehrmeister ist zwölf Jahre alt und mit den Leistungen seiner Schülerin überaus zufrieden.

„Sie lernt schnell und gründlich“, sagt Jeff, der eigentlich „Jew“ und vollständig Jewgeniy Bodimer heißt. Jeff wohnt mit seinen Eltern und Geschwistern an der Wienhofstraße, gegenüber dem Haus der Familie Papprott. Zwischen den beiden Häusern gab es die ersten „Skype“-Verbindungen, und seit ein paar Tagen führt Marga Papprott „Videokonferenzen“ mit der anderen Seite des Erdballs. Gesprächspartner ist ihr Sohn Gerhard, der gerade einen viermonatigen Aufenthalt auf den Philippinen begonnen hat.

Gerhard Papprott war es auch, der seiner Mutter den Tablet-PC besorgt hat. „SMS konnte sie ja schon perfekt“, sagt er vor seiner Abreise im Gespräch mit dieser Zeitung. „Da lag es für mich nahe, dass sie auch mit dem Tablet und vor allem mit ,Skype‘ zurechtkommen würde.“ So können Mutter und Sohn nun trotz der Entfernung nicht nur miteinander sprechen, sondern sich dabei auch sehen.

Das ermöglicht der Videotelefonie-Dienst „Skype“ von Microsoft, der über das Internet läuft. Marga Papprott, seit vier Jahren verwitwet, kann ihrer früheren Lieblingsbeschäftigung, dem Stricken, nicht mehr frönen. Deshalb griff Sohn Gerhard zu, als er in einem Hoyaer Geschäft einen Tablet-PC sah. Er brachte das Gerät nach Hause, stieß aber zunächst auf Skepsis. „Ich kann das nicht mehr“, befürchtete seine Mutter. Das war vor vier Wochen. Dann aber, als sie und ihr Sohn von den Bodimers, eingeladen wurden, kamen die beiden Nachbarsfamilien rasch auf das Thema Tablet zu sprechen.

Folgerichtig wurde Jeff als ausgewiesener Experte „entdeckt“, und so kam es, dass auch er regelmäßiger Besucher bei Marga Papprott wurde, nachdem sein zwei Jahre jüngerer Bruder Dennis dort bereits den Rasen mäht. Dritter im Bunde ist sein vierjährige Bruder Dennis, der der 89-Jährigen einfach nur gern Gesellschaft leistet.

Jeffs schnell lernende Schülerin, deren Urenkel er sein könnte, hatte unterdessen in der einen Woche das Computer-Grundwissen „gepaukt“, das sie benötigte, um den Tablet-PC bedienen zu können. Es folgte noch das Umgehen mit „Skype“, und nun steht Marga Papprotts Kommunikation rund um die Welt nichts mehr im Weg.

Aber auch „vor der Haustür“ hat sie ihre Verbindungen, unter anderem mit Enkeltöchtern in Bremerhaven und Stuttgart sowie in Holland. Drei Söhne, fünf Enkel und fünf Urenkel sind Marga Papprotts ganzer Stolz.

Bislang hielt sie die Kontakte nur telefonisch und per SMS; nun kommt mit denen, die dafür gerüstet sind, auch „Skype“ hinzu. Und wenn sie einmal nicht mit ihrem Sohn Gerhard auf den Philippinen oder mit anderen Familienangehörigen mittels Internet spricht, nutzt sie die anderen Möglichkeiten, die ihr der Tablet-PC bietet. So sieht sie sich Interessantes in „YouTube“ an, spielt Sudoku oder andere Spiele.

Gerhard Papprott, ein Weltreisender aus Passion und inzwischen Rentner, ist unterdessen bei einem Freund auf den Philippinen, den er schon Anfang des Jahres einmal für drei Monate besucht hat. Früher war der ehemalige Autoverkäufer oft in Amerika, wo ihn die Niagara-Fälle beeindruckten. Dann aber sah er 1991 den Kilimandscharo, und der beeindruckte ihn noch mehr. Afrika wurde zu seinem Lieblings-Kontinent, Kenia zu seinem regelmäßigen Aufenthaltsort. In all seinen Reisejahren konnte er mit seiner Mutter in Hoya immer nur telefonisch oder per SMS Kontakt halten. Nun ist – dank Skype und „Computerlehrer“ Jeff – für Mutter und Sohn eine neue Verbindungsära angebrochen.

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