Nach den Entschuldigungen Hirschlers, dass die Kirche damals nicht viel anders gekonnt habe, und den Ausführungen Kücks, der eine zeitweilige Abwesenheit Gottes angeführt habe, werde er Fakten vortragen, sagte Gundlach. Fakten bezog er unter anderem aus seiner Dissertation zu Heinz Brunotte, der von 1936 bis 1946 als Oberkonsistorialrat in der Kirchenkanzlei der EKD arbeitete, ein enger Vertrauter von Marahrens war und ihm manches Mal auch richtungsweisend zur Seite stand. Billigung wie auch Unterstützung des Staates, die beide Männer leisteten, wogen angesichts Gundlachs Ausführungen zu anderen Kirchenleuten, die sich sehr wohl dem Regime widersetzt hatten, umso schwerer. Dass Marahrens nicht anders gekonnt habe, zog Gundlach stark in Zweifel.
Eingangs hatte Schwarz gesagt, dass die Landeskirche grundsätzlich Schwierigkeiten habe, wenn es um August Marahrens gehe. Das scheint so zu sein. Insbesondere, wenn zwei Veranstaltungen zu einem Thema – wie die Tagung im Kloster und der Vortrag im Kultur-Salon – einander gegenübergestellt werden. Auf der einen Seite die Aussagen Kücks und Hirschlers, auf der anderen die Ausführungen Gundlachs – der keineswegs mit seinen Ansichten allein dasteht.
In der anschließenden Diskussionsrunde saßen mit den Professoren Heinrich Grosse und Martin Cordes zwei gestandene Theologen neben ihm und verstärkten seine Ausführungen nur noch.
„Wir sind mit der Aufarbeitung noch lange nicht durch“, sagte Fritz Erich Anhelm – als Zuhörer bei dem Vortrag und bis vor einigen Jahren Direktor der Loccumer Akademie – in dieser Diskussion.
Stephan Schaede, jetziger Direktor der Akademie und Moderator bei der Tagung im Kloster, hat unterdessen verlauten lassen, eine weitere Tagung zum Thema Kirche und Kloster zur Zeit des Nationalsozialismus anbieten zu wollen. Für das kommende Jahr plant er dieses. Das Interesse daran dürfte groß sein. · ade