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Andreas Winkelmann will nur eins: Angst verbreiten

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Schriftsteller Andreas Winkelmann holt sich Inspirationen für seine Bücher in seinem Alltag. So brachte ihn das Bogenschießen auf sein Werk „Killgame“. Die Radio-Bremen-TV-Sendung „Buten un binnen“ (hier bei den Dreharbeiten) sendet heute um 19.30 Uhr ein Porträt über den Hoyerhäger. - Foto: Vivian Krause
Schriftsteller Andreas Winkelmann holt sich Inspirationen für seine Bücher in seinem Alltag. So brachte ihn das Bogenschießen auf sein Werk „Killgame“. Die Radio-Bremen-TV-Sendung „Buten un binnen“ (hier bei den Dreharbeiten) sendet heute um 19.30 Uhr ein Porträt über den Hoyerhäger. © Vivian Krause

Hoyerhagen - Von Vivian Krause. Er will dein Haus, er will deine Frau, er will dein Leben, er ist der Housesitter. So beschreibt Andreas Winkelmann sein neustes Werk. Der Autor hat in dem Thriller das auf Papier gebracht, was für alle ein Horrorszenario darstellt.

Nach der Rückkehr aus dem Urlaub zurück ins traute Heim merken die Bewohner, dass etwas anders ist. Der Geruch, die Anordnung der Möbel, das benutzte Geschirr. „Ich möchte, dass der Leser danach Angst vor seinem eigenen Zuhause hat“, sagt Winkelmann. Generell ist das seine Intention beim Schreiben: Angst verbreiten.

„Housesitter“ ist sein 13. Buch. Sein erstes Werk erschien 2007. Dem Schreiben komplett gewidmet hat sich der in Hoyerhagen lebende Schriftsteller 2011. Der gelernte Bäcker lässt sich von seinem Alltag inspirieren. So brachte er Erlebnisse eines Trips nach Kanada in sein früheres Werk „Killgame“ ein. Dort lernte Winkelmann das Jagen mit Pfeil und Bogen.

Von Szenen aus Hoyerhagen inspiriert

Bei seinem neuen Thriller wurde der 48-Jährige inspiriert von Szenen, die er in Hoyerhagen beobachtet hatte, sowie von einem Besuch in einer alten Schmiede in Wechold. „Ich war dort, um eine Hausnummer fertigen zu lassen“, erzählt er. „Die Kulisse hat mich sofort eingenommen.“ Bei der Wahl von Themen und Orten gilt für ihn die Prämisse: „Ich muss mir vorstellen können, dass jeder Leser davor Angst hat.“

Doch Winkelmann weiß auch, dass man es mit einer Geschichte niemals jedem Leser recht machen kann. So bekommt er sowohl positives als auch negatives Feedback. „Aber damit muss man umgehen.“

80 Prozent der Leser sind weiblich

Seine Leser sind überwiegend Frauen. „Im Verhältnis 80 zu 20“, schätzt er. Aus den Rückmeldungen nimmt er etwas mit. So kristallisierte sich beispielsweise heraus, dass ein Leser mehr als acht unterschiedliche Figuren, also acht unterschiedliche Blickwinkel auf die Geschichte, als verwirrend einstuft.

Dabei versetzt Winkelmann sich gerne in verschiedene Personen. Ausreichend Erfahrungen hat er dafür in seinem Leben gemacht: Er war Soldat, Taxifahrer, Sportlehrer, Versicherungskaufmann. Doch am liebsten ist er der Böse – in seinen Büchern. „Es ist wesentlich einfacher, einen bösen Charakter zu zeichnen. Der hat viel interessantere Gedanken als der gute.“

In seinem Büro ist Winkelmann jede Person, die er in seinen Geschichten zum Leben erweckt – ob Mörder oder Psychopath. Ist das krank? „Ich weiß es nicht, aber wenn, dann habe ich ein Medikament dagegen: Schreiben.“

Figuren zeichnen, ist ein Handwerk, das laut Winkelmann besonders sein Lieblingsschriftsteller Stephen King beherrscht. „Ich kenne niemanden, der bessere Figuren zeichnet“, sagt er. Diese sind für Winkelmann realer als einige Freunde im wahren Leben. „Und wenn das ein Schriftsteller schafft – das ist der Wahnsinn.“

Abgeschiedenheit ist wichtiger Faktor

Sicherlich ist die Abgeschiedenheit auch eine gute Inspiration. Das Haus von Andreas und Stefanie Winkelmann liegt zwischen Feldern und Wäldern. Dort leben sie seit rund zwei Jahren. „Wir wollten gerne aufs Land ziehen“, sagt er. Zuvor lebten sie in Barme. Ihre 23-jährige Tochter lebt nicht mehr mit in dem Haus, jedoch zwei Hunde.

Das erste Exemplar seines neuen Werks hat Andreas Winkelmann seiner Tochter Nina zum Geburtstag geschenkt. Ihr hat er es gewidmet. Beim Lesen vertraut der Autor jedoch zunächst auf das Urteil seiner Frau. Sie liest die ersten Entwürfe. „Er merkt, ob ich schnell durchlese und es mich packt – oder eben nicht“, sagt sie. Dabei liest sie eigentlich lieber Liebesromane.

Drei Monate für eine Rohfassung

Für eine Rohfassung braucht Andreas Winkelmann etwa drei Monate, danach legt er sie für rund acht Wochen beiseite. „Dann lese ich sie noch mal, und sie bekommt den Feinschliff“, sagt er.

Das nächste Buch ist schon fertig, ein weiteres in der Mache. Bald geht es für den Hoyerhäger auf eine Trekking-Tour in den Nationalpark Sarek in Lappland. „Der wird als letzte Wildnis Europas bezeichnet“, sagt er. Dort will er gemeinsam mit einem Freund rund zwei Wochen in absoluter Abgeschiedenheit leben, ohne Strom, ohne Handyempfang. Und wer weiß, vielleicht spielt das nächste Buch in einem Nationalpark.

Das Buch „Housesitter“ (ISBN 978-3-8052-5102-0) erscheint morgen im Wunderlich-Verlag und kostet 14,99 Euro.

www.andreaswinkelmann.com

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