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17-jähriger Eystruper stand bei der Festnahme „unter Schock“

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Landgericht Verden
Vor dem Landgericht Verden soll der Prozess um ein Sexualverbrechen in Rehburg-Loccum neu verhandelt werden. © dpa

Hoya/Verden - Es sitzen die Richtigen auf der Anklagebank, das ist unstrittig nach dem vierten Verhandlungstag in dem Verdener Landgerichtsprozess um einen versuchten Mord am Abend des 9. Mai dieses Jahres in Hoya. Die drei 17 Jahre alten Angeklagten aus Eystrup und Duddenhausen und ein 20-Jähriger aus Hassel haben eine Tatbeteiligung eingeräumt. Sie widersprechen sich jedoch in vielen Punkten. In Tötungsabsicht will keiner gehandelt haben.

Die vier Angeklagten sollen auf das Opfer eingetreten und eingeschlagen haben, während ein fünfter Beschuldigter, der sich noch in einem gesonderten Verfahren verantworten muss, mit dem Messer immer wieder auf das 35 Jahre alte Opfer eingestochen haben soll.

Der Duddenhausener sagte am Mittwoch als Erster aus und sprach von einer kleinen Meinungsverschiedenheit, die er mit dem auf einem Fahrrad vorbeifahrenden Geschädigten gehabt habe. „Der ist auffällig nah an uns vorbeigefahren. Ich dachte, der wollte uns anfahren. Wir meinten, dass der weiterfahren sollte. Dann ist der abgestiegen und das fing an“, sagte der 17-Jährige. Doch laut dem Hasseler, der Donnerstag aussagte, wurde der Radfahrer „zu Fall gebracht“. Und einer der beiden 17-Jährigen aus Eystrup sprach davon, dass drei aus der Gruppe auf den Radfahrer losgegangen seien.

„Dann hat ein Kampf zwischen uns angefangen und dann ist es eskaliert“, sagte der Duddenhausener. Der zweite 17-Jährige aus Eystrup will von all dem zunächst nichts mitbekommen haben. Dann habe er das Opfer weglaufen sehen und sei hinterher. „Ich habe ihm zwei, drei Mal ins Gesicht geschlagen. Das ging alles sauschnell.“ Danach sei er „raus gewesen“, habe aber gesehen, wie der 22-Jährige mit einem Messer auf das Opfer zugestürmt sei. „Beim Messer war für mich die Grenze erreicht. Messer ist tabu“, sagte der Eystruper.

Blut will er, wie die Mitangeklagten, während der Tat keines gesehen haben. Was völlig dem widerspricht, was er nach seiner Festnahme bei der Polizei über die Tathandlung des 22-Jährigen ausgesagt haben soll: „Der hat mit einem Messer auf ihn eingestochen. Das war, als wenn man einem Tier die Kehle aufschneiden würde. Das Blut ist überall hingespritzt.“

Wohin die Stiche gingen, konnte er damals nicht sagen. „Als wenn er mit einer Forke in den Sand haut. Ich glaube schon, dass er wie ein Besessener auf ihn eingestochen hat.“ So sei es aber nicht gewesen, behauptete der 17-Jährige in seiner Aussage vor Gericht. Er habe damals bei der Aussage „unter Schock“ gestanden und „übertrieben“. „Ihren Tatbeitrag schildern Sie konstant, aber schonen die anderen“, merkte der Vorsitzende Richter Lars Engelke an.

Die Angeklagten und zwei Freunde, die anwesend, aber nicht beteiligt waren, ließen das Opfer hilflos zurück. Erst auf der Flucht habe er realisiert, was passiert sein muss, ließ einer der beiden Eystruper über seinen Verteidiger erklären. Der Prozess wird Freitag fortgesetzt.

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