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Mauern erklären Geschichte

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Architekt Lennart Hellberg (links) und Burkhard Grote (4.v.l.) von der Firma pmp erklären den Bauphasenplan des Schlosses. Mit auf dem Foto (von links): Samtgemeindebürgermeister Detlef Meyer, Wirtschaftsförderer York Schmelter, Landesarchäologe Jens Berthold und Bürgermeisterin Anne Sophie Wasner.
Architekt Lennart Hellberg (links) und Burkhard Grote (4.v.l.) von der Firma pmp erklären den Bauphasenplan des Schlosses. Mit auf dem Foto (von links): Samtgemeindebürgermeister Detlef Meyer, Wirtschaftsförderer York Schmelter, Landesarchäologe Jens Berthold und Bürgermeisterin Anne Sophie Wasner. © Mediengruppe Kreiszeitung

Hoya - Von Alena Staffhorst. Lennart Hellberg geht langsam durch das Hoyaer Schloss. Auf den Fliesen liegt eine dicke Staubschicht. Die Räume wirken kalt und verlassen. Der Architekt zeigt auf eine kleine aufgerissene Stelle in der Wand. Sie hat nur einen Durchmesser von wenigen Zentimetern und sagt doch eine Menge über die Geschichte des Schlosses aus. Hellberg ist Geschäftsführer der Firma pmp und mit der bauhistorischen Untersuchung des Schlosses beauftragt.

„Anfang März haben wir mit unseren Arbeiten hier begonnen, spätestens in zwei Monaten dürften wir fertig sein“, sagt der Architekt. Dann soll ein kompletter Bauphasenplan des Schlosses vorliegen. „Der Plan soll genau zeigen, wann welche Bereiche des Schlosses gebaut wurden“, erklärt Hellberg.

Um das herauszufinden, schlägt der Architekt an verschiedenen Stellen die Wände auf. „An Ecken kann man beispielsweise gut erkennen, ob die dort aufeinander treffenden Wände gleichzeitig gebaut wurden oder nicht“, sagt er und geht zu einer Wand. Mit dem Finger streicht er über eine Ecke, die bereits offen ist und erklärt: „Hier sind die beiden Wände nicht verzahnt, wie es früher üblich war, sondern treffen stumpf aufeinander. Daran sieht man, dass die eine Wand später als die andere gebaut wurde.“

So lässt sich ein grober Bauphasenplan erstellen, der vom 13. bis ins späte 19. Jahrhundert reicht. „Im Laufe der Jahre wurde das Mauerwerk immer dünner“, erklärt Hellberg und zeigt ein Beispiel. „Diese Wand gehört zu den Grundmauern, sie ist mehr als einen Meter breit. Heute baut man Wände nur so dick wie nötig.“

Auch anhand der Ziegel lässt sich der Zeitraum eingrenzen, wann die Wand entstanden ist. „Reichsziegel beispielsweise haben ein bestimmtes Format und eine sehr glatte Oberfläche. Wo wir sie entdecken, wissen wir, dass die Wand erst im 19. Jahrhundert entstanden ist – vermutlich im Rahmen des Umbaus zum Amtsgericht.“ Baupläne habe es im 13. Jahrhundert und auch später noch nicht gegeben. „Anhand der Hinweise im Gebäude, aber auch durch Urkunden oder einen Besuch im Heimatmuseum, in dem Bilder des Schlosses aus verschiedenen Epochen zu sehen sind, müssen wir uns die Entwicklung nach und nach erarbeiten.“

Doch wozu das alles? „Wir wollen damit die Grundlage für die Planungen für die Umbaumaßnahmen setzen“, erklärt Hellberg. „Indem wir wissen, was wann gebaut wurde, können wir erkennen, wo wir Veränderungen vornehmen dürfen.“ Nicht überall sei das aufgrund des Denkmalschutzes möglich.

„Mit dem Bauplan lässt sich hinterher außerdem gut erkennen, wo es sich anbietet, eine Wand rauszureißen, um dort etwa eine große Halle für Kulturveranstaltungen zu schaffen.“ Zudem lassen sich durch die Baugeschichte auch Mängel erkennen, die behoben werden müssen. „Und es ist ja auch schön, wenn man den Besuchern später etwas über die Geschichte des Gebäudes erzählen kann.“

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