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Obdachlosenunterkunft: Standortentscheidung mit ordentlich Gegenwind

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Die Weichen sind gestellt: Wenn der Stadtrat am 12. Dezember zustimmt, können die Bauarbeiten an der neuen Obdachlosenunterkunft in Nienburg starten.
Die Weichen sind gestellt: Wenn der Stadtrat am 12. Dezember zustimmt, können die Bauarbeiten an der neuen Obdachlosenunterkunft in Nienburg starten. © dpa

Nienburg - Von Leif Rullhusen. Die Standortentscheidung für die zukünftige Obdachlosenunterkunft in Nienburg ist so gut wie gefallen.

Sollte der Stadtrat den von der Politik nahezu einstimmig gefassten Beschlussvorschlag nicht doch noch überraschend kippen, wird die Unterkunft im Dienstleistungspark Meerbachbogen gebaut. Allerdings sehr zum Unmut zahlreicher Einwohner im voll besetzten Veranstaltungssaal des Kulturwerks. Denen missfällt die Nachbarschaft zur IGS, Friedrich-Ebert-Schule und zu den BBS.

Mit einer Gegenstimme (Karim Iraki/Grüne) votierten die Mitglieder des Ausschusses für Jugend und Soziales und Sport am Mittwochabend für den Verwaltungsvorschlag. Dieser wurde allerdings auf Antrag von Klaas Warnecke (SPD) noch erweitert. So muss die Stadt bis zum Umzug der Obdachlosen in ihre neue Unterkunft für diese ein Betreuungskonzept erstellen und Personal dafür bereitstellen.

Gegenwind zu dieser politischen Entscheidung gab es in der Sitzung des Ausschusses ordentlich. Nicht nur von aufgebrachten Eltern. Nienburgs Bürgermeister Henning Onkes kritisierte das politische Veto zu dem von der Verwaltung favorisierten Standort auf dem stadteigenen Grundstück der Feuerwehr. Diesen Beschlussvorschlag hatte der Ausschuss für Jugend, Soziales und Sport im September abgelehnt. Im Gegensatz zum heiligen St. Martin sei die Politik nicht bereit, „ihren“ Mantel mit Hilfsbedürftigen zu teilen, bemängelte Onkes. Die Einwände der Feuerwehr bezüglich der Nutzung ihres Grundstückes hätte man mit den Brandbekämpfern sicher klären können. Aufgrund der beengten Platzverhältnisse und des Platzbedarfs der Feuerwehr hatten die Ausschussmitglieder gegen diese Variante gestimmt.

Eltern, Lehrer und Schüler übten im Rahmen der Einwohnerfragestunde heftige Kritik an dem nun beschlossenen Standort in direkter Nachbarschaft der drei Schulen. Angst vor dem negativen Einfluss alkoholisierter oder unter Drogen stehender Obdachloser auf ihre Kinder während des Schulweges oder an der Bushaltestelle äußerten die Betroffenen. Sogar Übergriffe seitens der Wohnungslosen werden befürchtet. Wer den Argumenten zuhörte, konnte zuweilen den Eindruck gewinnen, es ginge nicht um die Ansiedlung einer Obdachlosenunterkunft, in die voraussichtlich gerade einmal sechs Menschen einziehen, sondern um eine Massenunterkunft für gefährliche Straftäter mit Freigang.

Ihr sei kein Fall bekannt, in dem Obdachlose Kinder angegriffen hätten. Außerdem seien nicht alle Obdachlosen alkoholkrank oder drogenabhängig, entgegnete Christine Kreide, Leiterin des Fachbereichs für Bildung, Soziales und Sport. Sie seien Teil der Gesellschaft. „Ich sehe keine Gefahr von den Obdachlosen ausgehen. Es sind keine wilden Tiere“, verdeutlichte darüber hinaus der Liberale Detlef Becker.

Ein Kritikpunkt seitens der Einwohner rückt allerdings das chronologische Vorgehen und die entsprechende Begründung der Stadtverwaltung in ein etwas merkwürdiges Licht. Warum der bisherige Standort verkauft und erst dann ein neuer gesucht worden sei, interessierte das Publikum. Man habe sich damit selbst unter Zugzwang setzen wollen, erklärte Christine Kreide. Sonst wäre womöglich end- und ergebnislos weiter über einen geeigneten Standort diskutiert worden.

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