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Balge-Mord: Kinder der Angeklagten verweigern Aussage

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Das Landgericht in Verden
Am Donnerstag ging der Balge-Mordprozess vor dem Landgericht weiter. © dpa

Vor dem Landgericht Verden verweigerten die Kinder der Angeklagten im Balge-Mord am Donnerstag die Aussage. Die 17 Jahre alte Tochter sagte dennoch ein paar Worte.

Verden/Balge - von Wiebke Bruns. Verkauft wie eine Ware wurde wenige Tage vor ihrer Ermordung die im April 2019 in der Weser bei Balge ertränkte Prostituierte. In dem Verdener Landgerichtsprozess gegen die drei mutmaßlichen Mörder aus Nienburg hat am Donnerstag der Zuhälter und Verkäufer der 19-Jährigen ausgesagt.

Zeuge benennt Angeklagten als Käufer des Mordopfers

Dabei benannte er den 41 Jahre alten Angeklagten als Käufer der jungen Frau. Dieser soll gemeinsam mit seiner 40 Jahre alten Lebensgefährtin und einem 53 Jahre alten Freund die Frau an eine Betonplatte gefesselt und lebend in die Weser geworfen haben.

Aussage „gehört zur aufrichtigen Reue“

Vor sechs Tagen saß der 21-Jährige noch selbst auf der Anklagebank. Eine Aussage in dem Mordprozess „gehört zur aufrichtigen Reue“ dazu, hatte ihm der Vorsitzende Richter in der Urteilsverkündung mit auf den Weg gegeben. Weil er seine Verurteilung zu vier Jahren und drei Monaten wegen Menschenhandel sofort akzeptiert hatte, musste er am Donnerstag aussagen.

Aus Freundschaft entstandene Zusammenarbeit

Wie schon in seinem eigenen Prozess schilderte er eine aus Freundschaft entstandene Zusammenarbeit mit der 19-Jährigen, die sich schon zuvor prostituiert habe. Sie habe ihm Anfang 2020 das Angebot gemacht, auf sie aufzupassen und Termine mit Freiern zu vereinbaren. Am Ende war die schwer psychisch kranke Frau dafür nicht mehr zu gebrauchen. „Sie wollten sie loswerden“, brachte es der Vorsitzende Richter Volker Stronczyk auf den Punkt.

Beim Angeklagten häufiger Kokain gekauft

Bei dem 41 Jahre alten Angeklagten habe er häufiger Kokain gekauft. „Er sagte, er würde sich mit solchen Mädchen auskennen. Ihr Medikamente besorgen. Damit sie wieder auf den richtigen Weg kommt“, schilderte der 21-Jährige. „Wie kamen sie auf die Idee, einen Menschen für Geld zu übergeben?“, fragte ihn der Vorsitzende. „Weil ich kein Geld mehr hatte und Drogen brauchte. So hatte ich erstmal ausgesorgt, bis ich Hartz IV bekomme“, antwortete der Zeuge.

2000 Euro und Erlass von Drogenschulden für Verkauf des Mordopfers

Zuvor habe er sich über seine Freundin, eine ehemalige Prostituierte, informiert, wie so etwas im Milieu läuft. Gezahlt habe der 41-Jährige 2000 Euro und ihm Drogenschulden in Höhe mehrerer hundert Euro erlassen. Laut Anklage wurde die 19-Jährige drei Tage später ermordet.

Tochter des Angeklagten: „Immer ein guter Vater“

Zwei Kinder der 40 Jahre und 41 Jahre alten Angeklagten verweigerten die Aussage. Der 17 Jahren alten Tochter wurde dennoch erlaubt ein paar Worte zu sagen: „Meine Eltern sind zwar jetzt im Gefängnis, aber mein Papa war immer ein guter Vater, und ich kann mir nicht vorstellen, dass er sie umgebracht hat. Meine Mutter auch nicht.“ Dann sagte sie etwas von „Drogendealer im großen Stil“. Im Rausgehen warf sie ihrem Vater ein leises „Ich liebe Dich“ zu.

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