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Der Tag beginnt schon vor dem Aufstehen

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Azubine Jaqueline Essmann (links) und Geselle Olaf Grimm arbeiten am Morgen in der Backstube. ·
Azubine Jaqueline Essmann (links) und Geselle Olaf Grimm arbeiten am Morgen in der Backstube. © Foto: rg

Hoya - Es duftet nach frisch gebackenem Brot, Kaffee-Aroma erfüllt den Eingangsbereich, Verkäuferinnen grüßen die Kunden. „Freundlichkeit und ein gepflegtes Äußeres setzen wir für unsere Verkäufer voraus“, beschreibt Jutta Uhde von der Stadtbäckerei ein wichtiges Einstellungskriterium für die Auszubildenden im Verkaufsbereich.

Zurzeit beschäftigt das Familienunternehmen drei Azubis in der Bäckerei sowie drei für den Verkauf.

Neben dem gepflegten Erscheinungsbild ist Jutta Uhde ein fester Händedruck und die Fähigkeit, Blickkontakt mit dem Kunden halten zu können, wichtig. „In der Bäckerei zählen da andere Dinge“, erklärt ihr Ehemann Jürgen Piotrowski-Uhde. Ob nun Realschul- oder Hauptschulabschluss, vor allem gute Noten in Mathe seien in der Backstube wichtig. „Der Dreisatz muss sitzen, die Zutaten für die Teige müssen genau ausgerechnet werden“, sagt Piotrowski-Uhde. Eine Altersbegrenzung gibt es für beide Bereiche nicht. „Meist fangen die Azubis mit 16 Jahren an, aber wir haben auch schon 20-Jährige eingestellt“, sagt Jutta Uhde. Doch bevor die nächsten Auszubildenden einen Vertrag unterzeichnen, sollten sie ein Praktikum absolvieren. „Zwei Wochen wären schön“, sagt Jutta Uhde, „beiden Seiten nützt es ja nichts, wenn der Auszubildende merkt, dass der Beruf doch nichts für ihn ist.“

Ist alles spruchreif, dauert die Lehre sowohl im Verkauf als auch in der Backstube drei Jahre. Die Bäcker-Azubis haben eine Sechs-Tage-Woche, bekommen aber mehr Lohn und Urlaub. Im Verkauf arbeiten die Mitarbeiter fünf Tage die Woche.

Was den angehenden Bäckern allerdings klar sein sollte: Der Wecker klingelt mitten in der Nacht. „Um drei Uhr geht‘s los“, sagt Jürgen Piotrowski-Uhde. Schließlich müssen Brötchen, Brot, Kuchen und Gebäck fertig sein, wenn um 6 Uhr die ersten Kunden vor der Tür stehen. „Klar, jeder hat auch schon mal verschlafen, selbst die Gesellen“, scherzt Piotrowski-Uhde, aber das sollte die Ausnahme bleiben. Im Verkauf sind die Arbeitszeiten etwas anders. „Um 6.30 Uhr fangen die Lehrlinge im Verkaufsbereich an, manche auch erst um 9 Uhr“, sagt Jutta Uhde. Die Zeiten seien dort gestaffelt.

Beiden Tätigkeitsbereichen sind harte körperliche Arbeit. In der Backstube müssen Teige geknetet werden, meistens im Stehen. Vor dem Ofen herrschen hohe Temperaturen. „Wir arbeiten noch viel mit der Hand, nur Halbautomaten helfen uns“, erklärt Jürgen Piotrowski-Uhde. In der Stadtbäckerei werde sehr viel Wert auf das Handwerk gelegt. Alle Produkte – bis auf die sogenannten Zigarrenröllchen – stammen aus eigener Produktion. Die Bäcker, auch die Auszubildenden, machen Schokocroissants selbst und rollen dafür hunderte Lagen Blätterteig aus. Auch die Laugenbrötchen würden selbst gelaugt. „In den vergangenen Jahren hat sich unglaublich viel verändert“, sagt Piotrowski-Uhde. Habe man früher höchstens drei verschiedene Brot- und Brötchensorten gebacken, wünsche sich der Kunde heutzutage enorme Vielfalt. Was mit Aufwand verbunden sei. „Da muss man schon mit Leidenschaft bei der Sache sein“, formuliert der Backstuben-Inhaber einen Wunsch an die zukünftigen Auszubildenden.

Nicht weniger anstrengend ist die Arbeit im Verkauf. Häufig wollen mehrere Kunden auf einmal bedient werden. Da heißt es Ruhe und Freundlichkeit bewahren. „Wir bilden nur im Hauptgeschäft an der Deichstraße aus“, sagt Jutta Uhde. Dort würden die Jugendlichen am meisten lernen. „Ich sage oft, dass wir schon fast Restaurantfachleute ausbilden.“ Schließlich gehörten Kaffeeservice und das Bedienen von Gesellschaften ebenso zum Job wie die tägliche Arbeit hinter dem Tresen.

„Ich würde den Job immer wieder wählen“, sagt die 21-Jährige Jana Eichmann aus Hoya. Sie absolviert gerade ihr drittes Lehrjahr und sieht vor allem den steten Kontakt zu anderen Menschen als größten Pluspunkt für die Arbeit im Verkauf. · rg

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