Wie sind Sie überhaupt zum Klavierspielen gekommen?
Ich habe mit sechs Jahren angefangen, auf dem mütterlichen Klavier herumzuklimpern. Mit acht Jahren hat meine Mutter das nicht mehr ausgehalten und mich zum Klavierunterricht geschickt. Mit zehn Jahren hatte ich meinen ersten öffentlichen Auftritt. In der Zeit kurz vor meinem Abitur ging es dann langsam los, dass ich die ersten Schritte unternommen habe, dass Klavierspielen mal mein Beruf wird. Ich habe oftmals auf kleineren und größeren Veranstaltungen wie Hochzeiten und Geburtstagen gespielt. Über die Jahre hat sich das dann stets weiterentwickelt. Seit meinem 25. Lebensjahr bin ich hauptberuflich Pianist. Vor rund zehn Jahren trat ich erstmals im Fernsehen auf, unter anderem in Kai Pflaumes „Comedy Falle“ auf Sat 1. Vor drei Jahren gelang mir mit dem sieben Meter langen „Walking Piano“, auf dessen Tasten wir tanzen, ein weiterer größerer Durchbruch. Mittlerweile trete ich europaweit damit auf, unter anderem in Österreich, Holland uns der Schweiz. Es ging sogar schon einmal nach Kuwait und Los Angeles.
Wie würden Sie Ihren Musikstil beschreiben?
Echt. Also ich spiele Musik, die ich mag und Kompositionen, die ich selbst zu schätzen weiß. Und natürlich auch das, was die Menschen mögen. Mein Stil ist kunterbunt durchgemixt. Da sind viele alte Sachen, aber auch neue dabei. Ich spiele auch mal ein Heavy-Metal-Stück oder etwas von Rammstein und im nächsten Augenblick wieder etwas von den Beatles.
Ist ein weiterer Auftritt dieser Art geplant?
Das war zunächst eine einmalige Aktion. Aber ich habe den Menschen angemerkt, wie dankbar sie dafür waren und wie viel Freude es ihnen bereitet hat. Vielleicht kann das ein Anstoß sein, dass so etwas eine neue Form von Livemusik wird, oder auch für Tanz und Theater. Unsere Kultur ist ja sehr vielseitig. Es gab doch früher die Troubadoure, die vor dem Balkon ihrer Angebeteten standen und ein Lied sangen. So könnten Straßenkonzerte entstehen, bei denen die Kulturämter Mittel zur Verfügung stellen und Künstler aller Art durch die Städte schicken. Dabei sollte die Sicherheit aller Beteiligten natürlich vorausgesetzt werden.
Wie wirkt sich Corona- Krise auf Ihre Arbeit aus?
Aktuell haben wir einen Verdienstausfall von 100 Prozent. Natürlich arbeiten wir schon an Ideen, auch online Geld zu verdienen. Mit meinem YouTube-Kanal der immerhin 50.000 Abonnenten hat und ein paar Millionen Klicks im Jahr erzielt, haben wir ganz gute Startbedingungen. Aber ich setzte für die Zeit, bis es mit Konzerten und Events wieder losgeht auch darauf, dass die Menschen sich auf den Wert von Livemusik besinnen. Viele Künstler probieren sich derzeit an Online-Konzerte, und das nicht unbedingt, um der Welt etwas Gutes zu tun, sondern größtenteils um wenigstens etwas zu verdienen. Ich denke, es wird nur ganz wenige geben, bei denen es super läuft, und zwar sind das die, die schon eine große Reichweite haben. Aber alle anderen werden dabei noch nicht einmal ihren Aufwand herauskriegen. Wenn sich die Menschen aber jetzt besinnen, und sagen, dass sie die Künstler unterstützen wollen, beispielsweise in dem einfach mal jeder Haushalt eine CD von seinem Lieblingskünstler oder einem Künstler aus seiner eigenen Stadt bestellt, dann wäre, glaube ich, schon viel getan.
Zu meiner persönlichen Situation: Wenn es bei ein paar Monaten Verdienstausfall bleibt, dann stehen wir das schon durch. Aber die dauerhaften Folgen, wenn es sie gibt, können wir noch nicht einmal erahnen. Budgets von Veranstaltern werden gestrichen oder gekürzt. Es kann noch gut ein Jahr dauern, bis alles zur Normalität zurückkehrt. Dass es Förderungen gibt, ist sicherlich ein nett gemeinter Gedanke. Die genügen allerdings hinten und vorne nicht. Für den Künstler, der eher von der Hand in den Mund lebt, kann so eine pauschale Zahlung von wenigen tausend Euro zumindest während der aktiven Krisenzeit die Rettung bedeuten, und das finde ich auch gut. Für diejenigen Künstler, die größere Produktionen anbieten, wie beispielsweise wir mit dem „Walking Piano“, ist das eher ein Tropfen auf dem heißen Stein. Denn die bestehenden Kosten laufen ja immer noch weiter.