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Eitzendorfs Bienenbetörer: Vater-Tochter-Duo kümmert sich um 240000 Insekten

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Das Vater-Tochter-Duo: Günther Bohlmann fing vor rund 25 Jahren mit dem Hobbyimkern an. Damit seine Tochter Luisa zukünftig seine Arbeit weiterführen kann, hat sie in Verden einen Imkerkurs absolviert. Nun führt sie ihr Vater weiter in die Praxis ein.
Das Vater-Tochter-Duo: Günther Bohlmann fing vor rund 25 Jahren mit dem Hobbyimkern an. Damit seine Tochter Luisa zukünftig seine Arbeit weiterführen kann, hat sie in Verden einen Imkerkurs absolviert. Nun führt sie ihr Vater weiter in die Praxis ein. © Nala Harries

Eitzendorf – Günther Bohlmann ist mit Leib und Seele Hobbyimker. Sein Wissen gibt er an seine Tochter Luisa weiter. Sie möchte zukünftig seine Arbeit fortführen.

„Die Flugbahn sollte man möglichst meiden, sonst fühlen sie sich gestört. Und am besten auch nicht so hektisch bewegen, wenn man alles ganz in Ruhe macht, bleiben sie auch ganz ruhig“, warnt Günther Bohlmann, bevor es zu seinen Bienenvölkern am Rande seines Grundstücks geht. Zudem rät er, sich nicht zu sehr zu parfümieren, denn starke Gerüche mögen seine Bienen nicht riechen, das mache sie aggressiv.

Der 66-jährige Rentner ist Eitzendorfs Bienenbetörer und weiß ganz genau, wie er mit seinen knapp 240 000 Honig produzierenden Insekten umzugehen hat.

„Vor rund 25 Jahren, als ich mit dem Imkern anfing, war ich noch starker Allergiker. Mittlerweile wurde ich aber unzählige Male gestochen, sodass ich nun fast immun dagegen bin“, erläutert Günther Bohlmann. Einen Schutzanzug trägt er daher schon lange nicht mehr, das Vertrauen zu seinen Tieren ist so groß, dass der Hobbyimker an heißen Tagen sogar auf ein Hemd verzichtet. Vorsichtiger im Umgang mit den Bienen ist hingegen noch seine Tochter Luisa, die später einmal die Völker ihres Vaters übernehmen soll. Auch sie leidet unter einer Insektenallergie, was die 26-Jährige jedoch nicht davon abhält, Günther Bohlmann bei seiner Arbeit – allerdings voll vermummt – ganz genau auf die Finger zu schauen.

„Schon in meiner Kindheit habe ich meinem Vater bei der Verarbeitung des Honigs geholfen. Bei der Sommer-ernte will ich ihm nun verstärkt unter die Arme greifen“, sagt sie. Um gut vorbereitet zu sein, absolvierte Luisa Bohlmann bereits 2018 einen Imkerkurs in Verden. Nun soll sie ihr Vater noch weiter in die Praxis einführen. „Bienen sind einfach interessant. Außerdem begeistern mich die heilende Wirkung des Honigs und wie wichtig die Insekten für die Natur sind“, begründet sie ihr Interesse.

Mit dem Rauch der Pfeife lassen sich die Bienen beruhigen. „Sie denken dann, ein Feuer ist ausgebrochen und ziehen sich deswegen zurück“, erzählt Hobbyimker Günther Bohlmann und gibt sein Wissen so an seine Tochter Luisa weiter.
Mit dem Rauch der Pfeife lassen sich die Bienen beruhigen. „Sie denken dann, ein Feuer ist ausgebrochen und ziehen sich deswegen zurück“, erzählt Hobbyimker Günther Bohlmann und gibt sein Wissen so an seine Tochter Luisa weiter. © -

Aktuell hat Günther Bohlmann alle Hände voll mit der Ernte der sogenannten Frühtracht zu tun. „Die Bienen sammeln im Frühjahr Pollen und Nektar von dem, was die Natur zu bieten hat, bis hin zur Rapsblüte. Frühtracht-Honig schmeckt mild und ist cremig. Die Sommertracht hingegen wird größtenteils aus Blüten der Linde, der Phacelia und der Sonnenblume zusammengetragen, hat eher eine feste Konsistenz und ist etwas kräftiger im Geschmack“, weiß der Hobbyimker.

Eines seiner acht Völker produziert pro Ernte rund 30 bis 35 Pfund der goldgelben Nascherei. Ein paar Gläser der Frühtracht hat Günther Bohlmann bereits in seiner kleinen „Fabrik“ abgefüllt. Bis das fertige Produkt auf dem Frühstückstisch stehe, sei allerdings einiges zu tun. „Bevor ich den Honig ernte, rauche ich die Bienen mit meiner Pfeife an. Der Rauch beruhigt sie, da sie denken, ein Feuer sei ausgebrochen. Deswegen ziehen sie sich zurück“, erklärt der Hobbyimker das Vorgehen. Anschließend müssten die Waben „entdeckelt“ und geschleudert werden. „Rapshonig sollte spätestens einen Tag nach der Ernte gerührt werden. Das muss zudem mehrmals am Tag und über mehrere Tage hinweg geschehen, ansonsten verzuckert er. Und umso länger man ihn rührt, desto cremiger wird er“, weiß Günther Bohlmann.

Die Arbeit mit Bienen findet Luisa Bohlmann einfach interessant. Besonders begeistert sie die heilende Wirkung des Honigs.
Die Arbeit mit Bienen findet Luisa Bohlmann einfach interessant. Besonders begeistert sie die heilende Wirkung des Honigs. © Nala Harries

Wenn alles fertig ist und die goldgelbe Süße abgefüllt ist, verziere der Imker seine Gläser noch mit einer individualisierten Banderole. In Supermärkten sei der „Bohlmann-Honig“ allerdings nicht zu finden. „Auf Profit kommt es mir dabei ganz und gar nicht an. Das ist einfach mein Hobby und ich mache es, weil es mir Freude bereitet“, betont der 66-Jährige. Stattdessen seien die Gläser für Freunde und Familie bestimmt. Zudem habe sich über die Jahre ein gewisser Kundenstamm aufgebaut.

Was anderes komme dem Rentner auch gar nicht auf den Tisch. „Man sollte darauf achten, dass der Honig aus der Region stammt, denn dies sind reine Produkte.“ Auch beim Honig-Kauf im Supermarkt solle man darauf ein Auge haben.

Größter Liebhaber seines Honigs ist wohl Günther Bohlmann selbst, besonders mag er die Sommertracht. Tagtäglich bestreicht er seine Frühstücksbrötchen damit. Sein Bedarf ist so groß, dass alle 14 Tage ein neues Glas angebrochen werden muss. „Man sollte jeden Tag Honig essen, der Körper zieht sich daraus wichtige Vitamine, Mineralstoffe und Enzyme, die gut für das Immunsystem sind. Nur ab und an welchen zu sich zu nehmen, bringt nicht den gewünschten Effekt. Es geht um die Regelmäßigkeit“, sagt der Hobbyimker.

Weiterhin will er den Irrglauben widerlegen, dass „Milch mit Honig“ gut bei Erkältung sei, denn die meisten würden das Getränk falsch zubereiten. „Mann muss unbedingt darauf achten, dass die Milch nicht zu heiß ist, ansonsten werden die Stoffe im Honig zerstört“, gibt er als Tipp. Neben diesen Aspekten hätte Honig aber auch eine heilende Wirkung und unterstütze die Wundheilung, fügt seine Tochter Luisa dem Wissen ihres Vaters hinzu.

Obwohl nur im Frühjahr und Sommer geerntet wird und diese Zeiten als Honig-Hochsaison gelten, bedeutet das aber nicht, dass Günther Bohlmann sich den Rest des Jahres zurücklehnen kann. „Es gibt immer etwas zu tun“, meint er. Wenn die Temperaturen sinken, würden die Bienen eine „Wintertraube“ bilden, wobei sie von innen nach außen stets die Position wechseln, damit niemand erfriere. „In dieser Zeit mache ich beispielsweise die Kästen sauber und bereite sie auf die Saison vor“, erklärt der Hobbyimker. Im Februar beginne dann die Königin meist mit der Eiablage – je nach Witterung –, um den Fortbestand ihres Volkes zu sichern.

Den geernteten und verarbeiteten Honig füllt Günther Bohlmann in Gläser ab und verziert diese mit einer individualisierten Banderole.
Den geernteten und verarbeiteten Honig füllt Günther Bohlmann in Gläser ab und verziert diese mit einer individualisierten Banderole. © Nala Harries

Insgesamt gilt es beim Hobbyimkern also einiges zu beachten. Doch das hält Günther Bohlmann nicht davon ab, sich Tag für Tag an seinen Insekten zu erfreuen. Nach eigenen Angaben habe ihn der Geruch, der jedes Mal aus dem Bienenkasten ströme, sobald er ihn öffne, „süchtig“ gemacht. „Wenn man einmal damit angefangen hat, will man damit auch gar nicht mehr aufhören“, gesteht er sich ein.

So lange er die Imkerarbeiten noch ausführen könne, wolle er auch dabei bleiben. Und wenn das irgendwann nicht mehr der Fall sein sollte, muss er allerdings weder auf den Anblick seiner geliebten Bienen noch auf die goldgelbe Nascherei auf seinem Frühstücksbrötchen verzichten. Denn seine 26-jährige Tochter Luisa steht als Imkerin bereits in den Startlöchern und ist bereit, es ihrem Vater gleichzutun und Eitzendorfs nächste Bienenbetörerin zu werden.

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