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Geplanter Kiesabbau sorgt bei Bürgerversammlung für Unmut

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Die rot umrandete Fläche zeigt den Bereich, der für den Abbau vorgesehen ist. Von zunächst 120 geplanten Hektar sind im neuen Antrag noch 64 Hektar übrig geblieben. J Grafik: Samtgemeinde
Die rot umrandete Fläche zeigt den Bereich, der für den Abbau vorgesehen ist. Von zunächst 120 geplanten Hektar sind im neuen Antrag noch 64 Hektar übrig geblieben. © Grafik: Samtgemeinde

Bücken - Von Rebecca Göllner. „Wir befinden uns noch ganz am Anfang“, erklärte am Dienstagabend Manuel Wehr, Fachbereichsleiter Umwelt und Leiter der Planfestellungsbehörde beim Landkreis Nienburg, während einer Bürgerversammlung in der Bücker Grundschule. Der Grund für die Zusammenkunft: der mögliche Kies- und Sandabbau zwischen Schweringen, Stendern und Bücken. Die Fläche ist Vorranggebiet für diese Art der Nutzung.

Nachdem die zur Heidelberg-Zement-Gruppe gehörende Firma Wika Sand und Kies aus Stade den ersten Antrag für das geplante Planfeststellungsverfahren für den Kiesabbau im März zunächst zurückgezogen hatte (wir berichteten), ist Anfang Juni ein neues Verfahren beantragt worden. Die Fläche umfasst nicht mehr 120 Hektar, sondern nur noch etwa 65 Hektar. Grund für den Stopp Anfang des Jahres war, dass nicht ausreichend Landeigentümer sich dazu bereit erklärten, ihre Flächen zu verkaufen. Für Wika bedeutete das ein Umdenken. Daraufhin hat ein Planungsbüro die Unterlagen überarbeitet.

Was dabei herauskam, stellten Planungsbüro, Wika sowie Mitarbeiter der Samtgemeinde und des Landkreises während der Bürgerversammlung vor. Denn nur noch bis zum 10. September, haben betroffene Bürger und Träger öffentlicher Belange die Möglichkeit, Einwendungen und Stellungnahmen gegen den Kiesabbau abzugeben. Im Anschluss erfolgt die Auswertung der Unterlagen durch den Landkreis. Den Abschluss des Verfahrens bildet ein Erörterungstermin. „Dafür steht aber noch kein Datum fest“, sagte Manuel Wehr.

Abbau soll 16 Jahre dauern

Was aber plant das Unternehmen Wika genau? Vorgesehen ist ein Nassabbauverfahren sowie die Entstehung eines modernen Kieswerks, das fünf Dauerarbeitsplätze sichert. Die Abbautiefe soll im Durchschnitt zehn Meter betragen. Insgesamt sind 16 Jahre am Standort zum Kies- und Sandabbau vorgesehen. Etwa 400.000 Tonnen Kies sollen jährlich gewonnen werden. Ein Großteil davon, etwa 300.000 Tonnen, können per Schiff abtransportiert werden. Dafür sei eine neue Schiffsanlegestelle in der Nähe des Kieswerks notwendig. Der Abtransport der restlichen 100.000 Tonnen Kies ist per Lastwagen geplant, maximal 16 An- und 16 Abfahrten seien dafür täglich vorgesehen. Wobei es, sagte Christian Pohl von der Firma Wika zu, in Extremfällen auch zu mehr Fahrten kommen kann. „Dann gibt es aber wieder Zeiten, wo weniger LKW fahren werden“, schilderte der Diplom-Ingenieur.

Christian Lohmeyer stellte den Verantwortlichen viele Fragen bezüglich des Kieswerks und übte Kritik. J Foto: Rebecca Göllner
Christian Lohmeyer stellte den Verantwortlichen viele Fragen bezüglich des Kieswerks und übte Kritik. © Rebecca Göllner

Kritik an dem Vorhaben äußerten viele der gut 90 Zuhörer. Vor allem die Einwohner der Ortes Stendern sparten nicht daran und stellten die Glaubwürdigkeit der Firma Wika infrage. „Es waren vier und nicht nur zwei Landeigentümer, die nicht verkaufen wollten“, sagte Landwirt Christian Lohmeyer, der auch Mitglied der Interessengemeinschaft gegen den Kiesabbau ist. Das Unternehmen habe behauptet, dass es weniger gewesen seien.

Neben der Sorge um den nötigen Hochwasserschutz waren es die Belastung durch den entstehenden An- und Ablieferungsverkehr („Es werden mehr Fahrzeuge unterwegs sein, es gibt keine monotonen Abfuhrtermine“) sowie die Verringerung der landwirtschaftlichen Flächen, die zudem für Unmut sorgten. „Das ist kein intelligenter Naturschutz“, sagte Marten Stühring aus Bücken, „es werden 65 Hektar gute Ackerfläche einfach vernichtet“.

„Für Verein ist das der Tod“

„Für unseren Verein ist das geplante Vorhaben der Tod“, sagte Christoph Hill vom Modellflugclub Hoya. Zwar werde das Gelände des Vereins nicht beeinflusst, wohl aber die Einflugschneise. Auch, weil der Weserradweg aufgrund des Kieswerks verlegt werden müsste. „Für Radfahrer ist es nicht besonders schön, ein zehn Kilo schweres Modell an den Kopf zu kriegen“, meinte Hill.

„Reichen Sie Ihre Stellungnahmen ein, dann können Sie sicher sein, dass sie wahrgenommen werden und darauf reagiert wird“, sagte Samtgemeindebürgermeister Detlef Meyer. Auch die Samtgemeinde würde sich zu dem Vorhaben äußern. Ansonsten aber habe diese wenig Einfluss und sei als öffentlicher Träger an das Gesetz gebunden.

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