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Kunst, die Geschichten und Gefühle verrät

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Claudia Goralczyk mit ihrer Tochter Lili und ihrem Hund Frau Meier. Der Großteil von Goralczyks Werken ist bunt. „Ich liebe Farben“, sagt die 34-Jährige.
Claudia Goralczyk mit ihrer Tochter Lili und ihrem Hund Frau Meier. Der Großteil von Goralczyks Werken ist bunt. „Ich liebe Farben“, sagt die 34-Jährige. © Charlotte Reinhard

Hoyerhagen - Von Charlotte Reinhard. Ein Grabmal muss nicht aus Stein sein. Claudia Goralczyk ist Holzbildhauerin und arbeitet derzeit an einem Mal aus Holz. „Es zeigt den Verstorbenen von hinten, wie er gerade in einem Baum verschwindet“, erzählt Claudia Goralczyk. Um die Haltung und Bewegungsweise des Toten glaubwürdig einzufangen, hat sie sich von dessen Tochter Fotos geben lassen. „Ich habe den Drang, dass meine Werke perfekt werden“, sagt die 34-Jährige, die zusammen mit ihrem Mann Sven und ihrer Tochter Lili seit vier Jahren in Hoyerhagen lebt.

Claudia Goralczyk hatte schon immer eine künstlerische Ader. „Zumindest behaupten das meine Eltern“, sagt sie. Dennoch absolvierte sie nach ihrem Schulabschluss zuerst eine soziale Lehre. „Danach wollte ich dann aber Töpfer oder Bildhauer werden.“ Sie entschied sich für eine Ausbildung zur Bildhauerin, die sie in Berchtesgaden in Bayern machte. Dabei lernte sie auch ihren heutigen Mann kennen. Nach dem Abschluss wollte sie vor allem eines: reisen. Goralczyk ging auf die Walz. Dreieinhalb Jahre lang hatte sie keinen festen Wohnsitz und bewegte sich trampend durch Deutschland, um Arbeit zu finden. Schließlich kam sie nach Hoyerhagen, wo zu diesem Zeitpunkt ein Haus nach einem Feuer neu errichtet wurde.

„Das war im März 2007“, erinnert sich Claudia Goralczyk. „Die Hausbesitzer suchten jemanden, der die Schnitzereien an dem Fachwerkhaus übernahm. Über die ‚Gesellen-Buschtrommel‘ erfuhr ich davon und kam zusammen mit meinem Mann nach Hoyerhagen.“ Der war gerade ebenfalls, getrennt von Goralczyk, auf der Walz. Zwei Monate blieb das Paar in Hoyerhagen, dann verließ es den Ort, kam aber immer wieder. „Schon als wir das erste Mal da waren, haben uns die Hausbesitzer gefragt, ob wir nicht hier bleiben wollten. Das war für uns aber damals noch gar keine Option, immerhin hatten wir noch einen Großteil unserer Zeit auf der Walz vor uns. Gegen Ende konnten wir es uns aber doch vorstellen. Seitdem leben wir in Hoyerhagen.“

Vor zwei Jahren wurde Tochter Lili geboren. Claudia Goralczyk versorgt das Kind zu Hause und arbeitet nebenher an ihren Kunstwerken, meistens an Aufträgen. Dabei beschränkt sie sich nicht auf Holz als Material. Auch Gips und Beton bearbeitet sie. „Die Leute haben oft etwas von mir gesehen, zum Beispiel auf Ausstellungen oder bei einem meiner Kunden. Sie kommen dann mit einer Idee zu mir, die ich umsetze.“ Aus diesen Ideen entstehen beispielsweise kleine und große Figuren, verzierte Gartenzäune und Kinderschaukeln mit Elchköpfen. Letztere hat Goralczyk auf dem Weihnachtsmarkt in Bruchhausen-Vilsen verkauft.

Aber die Künstlerin hat auch viele eigene Ideen: „Manchmal sehe ich ein Stück Holz, das mich an etwas erinnert, und manchmal habe ich eine Idee, zu der ich das passende Material noch finden muss. Ich stelle mit meinen Werken gerne Gefühle dar und erzähle Geschichten.“ So entstand beispielsweise eine Figur, in der Goralczyk den Moment eingefangen hat, in dem sie das erste Mal mit dem schneidenden norddeutschen Wind konfrontiert wurde. „Als ich mit hochgezogenen Schultern, eingehüllt in einen dicken Schal und aus dem Warmen kommend durch den Wind rannte“, erzählt Goralczyk. „Die Figur stellt mein erstes Gefühl zum Norden dar.“

Auch eine alte, gefällte Eiche, von der noch ein hoher Stumpf übrig ist und die in der Nähe ihres Zuhauses steht, hat es ihr angetan. „Daraus würde ich gerne eine Figur machen, die eine dicke, badende Frau zeigt“, sagt Goralczyk. Ihr Vermieter ist der Besitzer der Eiche und hat ihr erzählt, dass sich an dem Platz, an dem die Eiche stand, früher eine Badeanstalt befunden hatte. „Und diese Geschichte würde ich gerne erzählen.“

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