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Corona: Nienburger Mode- und Schuheinzelhandel unter Druck

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Jörg Kolossa mit einem Plakat der Aktion „Wir machen aufmerksam“ vor seinem Geschäft.
Plakat mit Verwechslungspotenzial. Nur wer genau hinschaut, erkennt den kompletten Slogan „Wir machen aufmerksam“. © Leif Rullhusen

Mit einer gewollten Provokation macht eine bundesweite Aktion auf die prekäre wirtschaftliche Situation des Mode- und Schuheinzelhandels aufmerksam. Das Nienburger Modehaus Kolossa beteiligt sich daran. Aufgrund des Corona-Shutdowns stehen viele Geschäfte vor der Insolvenz.

Nienburg - von Leif Rullhusen. Die Provokation ist gewollt: Nur wer genau hinsieht, erkennt den kompletten Slogan auf dem gelben Plakat in den Händen Jörg Kolossas. „Wir machen auf“ steht dort in dicken, schwarzen Lettern. Und klein dahinter „merksam“.

Aktion macht auf prekäre Situation aufmerksam

„Mit der Aktion machen wir aufmerksam auf die prekäre Situation im Mode- und Schuheinzelhandel“, erklärt der Inhaber des Nienburger Modehauses „Kolossa“ und Vorsitzender der Werbegemeinschaft „Nienburg Service“. Symbolisch öffnete er – wie bundesweit viele weitere Geschäfte – am 11. Januar um 11 Uhr die Türen seines Geschäftes. „Nur sinnbildlich. Diese Aktion ist kein Aufruf zu einem Rechtsbruch. Wir sind auch keine Corona-Leugner, Rechten, Schwurbler oder Maskenverweigerer“, versichert Jörg Kolossa. Kein Kunde dürfe das Modehaus während des Shutdowns betreten.

Initiiert haben den bundesweiten Protest das Modelabel „Funky Staff“ aus Frankfurt sowie die Werbeagentur „Now Communication“ aus Aichach, um den mittelständischen Textileinzelhandel zu unterstützen. Mit gelben und schwarzen Plakaten in ihren Schaufenstern und in den sozialen Medien machen die Teilnehmer der Initiative auf ihre Lage aufmerksam.

Kolossa fordert Gleichbehandlung mit Gastro-Branche

Jörg Kolossa schätzt, dass die Existenz von 65 Prozent aller Betriebe im Mode- und Schuheinzelhandel aufgrund des Shutdowns bedroht ist. Erstes prominentes Opfer ist die Modekette Adler, die am Montag einen Insolvenzantrag stellte. Es sei unzureichend, was die Bundesregierung an Ausgleich anbiete. „Die Überbrückungshilfe III reicht nicht“, ärgert sich Kolossa. „Die deckt nur zwischen drei und vier Prozent des ausgefallenen Umsatzes ab.“ Die Gastro-Branche erhalte dagegen mit 75 Prozent des entgangenen Umsatzes einen sehr großzügigen Ersatz. „Das passt nicht zusammen. Wir fordern deshalb eine Gleichbehandlung mit der Gastronomie“, findet der Modehaus-Inhaber deutliche Worte.

Ware der Modebranche ist verderblich

Besonders hart treffe der zweite Shutdown die Modebranche innerhalb des Einzelhandels aufgrund des Saisongeschäftes. „Unsere Ware ist verderblich“, erläutert Kolossa. „Die Herbst- und Winterware konnten wir nicht verkaufen. Auch ein Abverkauf ist nicht möglich.“ Dementsprechend ist das Lager voll und fehlen die Einnahmen, um jetzt die neue Kollektion zu bezahlen. Die sei aber bereits im Sommer geordert worden und müsse von den Lieferanten abgenommen werden, verdeutlicht er das Dilemma. Rücklagen hätten die meisten Textileinzelhändler schon während des ersten Shutdowns im Frühjahr aufgezehrt. Nun seien vielfach keine Reserven mehr da.

„Wir stehen hinter den Corona-Maßnahmen und wollen, dass die Pandemie bewältigt wird“, betont Kolossa. „Aber wir brauchen auch Hilfe. Sonst stirbt der Mode-Einzelhandel an dem Corona-Virus.“

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