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Dachbodenfund in neuem Glanz

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Machten die Uhrwerk-Probe aufs Exempel (v.l.): Winfried Schmierer, Reinhard Cords und Lothar Hempel.
Machten die Uhrwerk-Probe aufs Exempel (v.l.): Winfried Schmierer, Reinhard Cords und Lothar Hempel. © -

Hoya - (brm) · Mitte der 90er-Jahre machte der damalige Leiter des Amtsgerichts Hoya, Siegfried Bettges, einen geschichtsträchtigen Fund auf dem Dachboden seiner Wirkungsstätte – ein etwa 300 Jahre altes Uhrwerk. Seit gestern ist der restaurierte Zeitmesser in der Sparkassen-Filiale Hoya zu besichtigen.

200 Stunden Arbeitszeit haben Lothar Hempel und Reinhard Cords in die Wiederbelebung des schmiedeeisernen Schmuckstücks investiert. Da mussten Seile, Pendel, Achse und ein Zahnrad ersetzt und Teile von Rost befreit werden, bis Geh- und Schlagwerk wieder einwandfrei funktionierten.

Dass der Fundort des Uhrwerks zugleich auch einstiger Einsatzort ist, erscheint nach der Recherche-Darstellung von Reinhard Cords eher unwahrscheinlich. Hingegen soll bis Mitte des 19. Jahrhunderts ein Turm seinen Platz neben dem Amtsgericht gehabt haben, der zur Schlossanlage gehörte und auf alten Abbildungen ein Zifferblatt an der Fassade angebracht zeige. Mit Bau der Bahnschienen wurde der Turm abgerissen, und das alte Uhrwerk, so ist Reinhard Cords‘ Vermutung, fand sein neues Quartier nebenan auf dem Schloss- und späteren Amtsgerichtsspeicher.

Welch großen Aufwands es seinerzeit für den Kunstschmied bedurfte, ein so stattliches Gerät zu bauen, erläuterte Lothar Hempel den verblüfften Gästen der gestrigen Einweihung. „Um ein Kilo Eisen zu gewinnen, wurden 28 Kubikmeter Holz benötigt.“ Außerdem habe ein Kunstschmied seinerzeit unter einem weit höheren Leistungsdruck gestanden, als ein Handwerker heutzutage. Denn erst, wenn das Uhrwerk ein Jahr fehlerfrei gelaufen sei, habe er die Bezahlung für seine Arbeit vom Auftraggeber erhalten. Ansonsten habe er die Lieferung zurückbekommen.

Winfried Schmierer, Vorstandsmitglied der Sparkasse Nienburg, zeigte sich in seiner Ansprache erfreut, dass das geschichtsträchtige Exponat mit Unterstützung der Niedersächsischen Sparkassenstiftung restauriert werden konnte und nun vorerst seinen Platz in der Hoyaer Filiale gefunden habe. „Bis Ende des Jahres kann das Uhrwerk hier besichtigt werden“, erklärte er, „dann wird man weitersehen.“ Abschließend machte er unter Anleitung von Reinhard Cords und Lothar Hempel die Laufprobe aufs Exempel: erfolgreich.

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