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Der Moorvogt und die Krähe

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Da Gasthaus zur Krähe, wie es der Autor aus seiner Jugendzeit kannte.
Da Gasthaus zur Krähe, wie es der Autor aus seiner Jugendzeit kannte. © Archiv Hische

NIENBURG - Von Heinz-Dieter Hische. Das heutige Gebäude ist noch vergleichsweise jung. Gastronomie an jener Stelle hat aber eine lange Geschichte: Es geht um Gasthaus Krähe.

Die ersten Erinnerungen gehen zurück in die Zeit um 1640. Das Land vor dem Waldstück „Die Krähe“ war tiefes Moorland. Große Gräben durchfurchteten das Marschenland. Einer der großen Gräben hatte den Namen „Schiffgraben“, der in späteren Jahren den Namen „Die Führse“ erhielt. Die Torfbauern, die dieses Land bewirtschaften, mussten für das Land und auch für die Benutzung der Gräben einen Zoll bezahlen, den der Moorvogt, der von den „Grafen von Hoya“ eingesetzt war, von den Bauern eintrieb. Das Land, dass sich um das heutige Hotel herum, schon immer etwas anhob, wurde auch schon in dieser Zeit entsprechend genutzt. Schon bald kamen weitere Bauern hinzu, die unter anderem auch die Fließmenge des großen Grabens nutzten und unter anderem auch die „Führser Mühle“, eine wassergetriebene Kornmühle, betrieben.

Der Eingangsbereich des heutigen Gebäudes.
Der Eingangsbereich des heutigen Gebäudes. © Hische

Erinnerungen an die Schul- und Jugendzeit des Autors tauchten beim Schreiben dieser Zeilen wieder auf. Es war nach der Zeit des Zweiten Weltkrieges, als er zusammen mit seinem Großvater Holz aus der Krähe holen musste. Beil, Axt und Säge waren verboten. Da kein Handwagen verfügbar war, musste das gebrochene Holz, in der Fahrradgabel gestapelt werden. Zuvor musste jedes Mal beim Förster ein sogenannter Holzschein, erworben werden.

Auch die leckeren und vitaminreichen Heidelbeeren, holten wir aus der Krähe. Auch dafür benötigte man eine entsprechende Erlaubnis. Oftmals mit geschundenem Rücken und wehen oder klammen Fingern. Nach getaner Arbeit, wurde dann im Gasthaus zur Krähe eingekehrt. 1979 hatten die derzeitige Eigentümerin und ihr Mann, das Ehepaar Deibele, das heutige Waldhotel erworben. 1990 fiel es einem Großfeuer zum Opfer, es wurde komplett vernichtet. Der Baumbestand auf dem Grundstück konnte zum größten Teil gerettet werden. Im Laufe des Jahres 1996 wurde schließlich der erforderliche Neubau fertig. Viel Energie hatte der Neffe der Eigentümerin, der nun auch die Gastronomie betreibt, in den Neubau gesteckt. Das Hotel ist durchgängig geöffnet, Biergarten und Kaffee allerdings nur an Wochenenden. Im beschaulichen Garten haben Gäste einen Blick auf die alten Baumbestände.

Auch in kommenden Ausgaben sollen im BlickPunkt zum Sonntag wieder historische Stadtbilder zu sehen sein, verbunden natürlich mit der aktuellen Ansicht. Eine Aktion, die selbstverständlich für alle BlickPunkt-Leser geöffnet ist. Sie haben auch eines dieser schönen historischen Fotos? Und wissen möglicherweise eine nette Begebenheit zu dem jeweiligen Motiv zu berichten? Dann am besten mit der BlickPunkt-Redaktion unter Tel. 05021/960831 in Verbindung setzen oder gleich vorbeischauen beim BlickPunkt an der Langen Straße 3. Es wäre doch zu schade, wenn die vielen Eindrücke der Zeitzeugen aus der jüngeren Nienburger Vergangenheit verloren gingen.

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