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Endlich raus aus der Baracke

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Die letzte Baracke aus dem Mudragelände wurde 1967 abgerissen.
Die letzte Baracke aus dem Mudragelände wurde 1967 abgerissen. © Archiv Hische

NIENBURG - Von Heinz-Dieter Hische. Der Tag, an dem zahlreiche Flüchtlingsfamilien das Barackenlager an der Ziegelkampstraße in Nienburg verlassen konnten, jährt sich am morgigen Sonntag, 20. April, zum 62. Mal.

An jenem Tag im Jahr 1952 war über das Churchill-Camp und das Schicksal der Familien zu lesen: „Viele Jahre hatten zahlreiche Menschen in diesen Holz- und Steinbaracken gelebt. Die Zustände waren katastrophal. Dann kam für viele der Umzug nach der Karl-Rosebrock-Straße im Norden der Stadt. Dieser Umzug war für viele von Ihnen mit großer Freude verbunden. Endlich, nach vier, fünf oder sogar sechs Jahren, war es soweit. Schmutz, Lärm, Baufälligkeit und das bedrückende Massenleben hatte ein Ende gefunden.“

Eindrucksvoll wird darin auch das Schicksal einer Familie F. geschildert: Mit fünf weiteren Familien teilten sie sich über Jahre die Baracke 29. Männlein, Weiblein, Kinder jeden Alters, Bett an Bett zusammen unter unwürdigsten, sittlichen und hygenischen Verhältnissen. Aller anderen preisgegeben, wobei es auch vorkam, dass neben dem Lager des jüngsten Kindes der Familie der Großvater einer anderen Familie verstarb.

Die letzte Baracke aus dem Mudragelände wurde 1967 abgerissen.
Die letzte Baracke aus dem Mudragelände wurde 1967 abgerissen. © Archiv Hische

Drei Jahre lebten sie dort in dieser Baracke. Dann bekamen sie eine sogenannte Ein-Raum-Wohnung zugewiesen – 25 Quadratmeter groß. Mit Zwei Erwachsenen und drei Kindern, lebten sie sodann auf engen Raum. In dieser Wohnung fanden sie fünf Betten, einen Herd zum Kochen, einen kleinen Geschirrspind, einen Schrank, zwei Tische und fünf Stühle sowie eine Nähmaschine, ein paar Eimer und Waschschüsseln, vor. Nachts mussten noch die Fahrräder mit in den Raum genommen werden. Obwohl sich das ganze Leben dort abspielen musste, war stets alles sauber und ordentlich.

Am 20. April 1952 erhielten sie nach vier Jahren eine Wohnung mit drei Räumen, eine Küche, eine Bodenkammer, ein Bad und einen Keller. Endlich ein neues, persönliches, abgeschlossenes Leben in einer eigenen Wohnung.

Auch in kommenden Ausgaben sollen im BlickPunkt zum Sonntag wieder historische Stadtbilder zu sehen sein, verbunden natürlich mit der aktuellen Ansicht. Eine Aktion, die selbstverständlich für alle BlickPunkt-Leser geöffnet ist. Sie haben auch eines dieser schönen historischen Fotos? Und wissen möglicherweise eine nette Begebenheit zu dem jeweiligen Motiv zu berichten? Dann am besten mit der BlickPunkt-Redaktion unter Tel. 05021/960831 in Verbindung setzen oder gleich vorbeischauen beim BlickPunkt an der Langen Straße 3. Es wäre doch zu schade, wenn die vielen Eindrücke der Zeitzeugen aus der jüngeren Nienburger Vergangenheit verloren gingen.

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