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Deutsch klingt überraschend sanft

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Familie Hasselbruch, (v.r.) Renate, Jana und Fritz, mit Enkelkind Jonte und Gastsohn Juan am Teich im Garten.
Familie Hasselbruch, (v.r.) Renate, Jana und Fritz, mit Enkelkind Jonte und Gastsohn Juan am Teich im Garten. © -

Hoya - CALLE (ike) · Juan Rivas weiß, wie man ein gutes Gespräch führt, auch wenn er noch gar nicht so viele deutsche Wörter kennt. Die Redewendungen „ach so“ und „genau“ seien sehr nützlich für Unterhaltungen, verrät er lächelnd auf Englisch. Der junge Argentinier lebt für zehn Monate als Austauschschüler bei Familie Hasselbruch in Calle. Wenn er im Sommer in seine Heimatstadt Rosario zurückkehrt, möchte er die deutsche Sprache aber beherrschen.

Seine Gastschwester Jana hat den Trick bereits durchschaut. „Auf einer Party hat er sich mit den Leuten unterhalten und immer wieder ‚ach so‘ und ‚genau‘ gesagt. Dass er wenig verstanden hat, hat keiner bemerkt“, erzählt sie lachend.

Die 20-Jährige und ihre Eltern Renate und Fritz haben Erfahrung mit Gastkindern. Vor zwei Jahren beherbergten sie den jungen Brasilianer Joe und wollten nach dieser sehr positiven Erfahrung wieder einem jungen Menschen die Möglichkeit geben, Deutschland kennenzulernen. Besonders Jana hat viele Pläne für die Zeit mit Juan. Sie bedauere es ein wenig, dass sie die Zeit mit Joe nicht genutzt habe, um ihm Deutschland zu zeigen. Mit Juan möchte sie zum Beispiel an die Nordsee fahren oder nach Berlin. Auch viele ihrer Freunde haben den Gast bereits eingeladen.

An ein buntes Familienleben – unter anderem beleben in Calle Enkel Jonte und Hündin Nora den Alltag – ist der 17-Jährige gewöhnt: Er hat zwei kleinere Geschwister. Eine Umstellung sei allerdings das sehr ländlich gelegene Calle gewesen, Rosario ist die drittgrößte Stadt in Argentinien. Juan hatte in seiner Bewerbung für die Austausch-Agentur keine Präferenz für eine ländliche Gegend oder eine Stadt angegeben. So sei er in Calle gelandet. Aber er finde es gut, die übrigen Austauschschüler, die mit ihm aus Argentinien gekommen seien, lebten alle in größeren Städten, wo es sicher schwierig sei, Freunde zu finden. „Er findet Calle märchenhaft“, verrät Jana. Zu dem märchenhaften Eindruck haben die alten Bäume, Blumen und Rehe beigetragen.

Ein bisschen Deutsch sprechen kann Juan aber doch schon. Geholfen hat ihm dabei unter anderem Hasselbruchs Enkelkind Jonte. Der Zweijährige lernt mittels eines großen Bilderbuchs gerade sprechen und übt mit dem „Gastonkel“ gerne die Wörter. Während ihm „Jacke“ oder „Hose“ leicht über die Lippen gehen, findet Juan Worte mit ä, ö oder nur wenigen Vokalen schwierig auszusprechen. Überrascht hat ihn übrigens, wie „sanft“ die deutsche Sprache klingen kann. Auf Wörter wie „Tschüssi“, das gar nicht laut und hart klinge, sei er nicht vorbereitet gewesen.

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