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Hoyas Grundschulleiterin Anne Wasner geht in Ruhestand

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Anne Wasner ist stets mit dem Fahrrad zur Schule gefahren. Gestern durfte sie sich fahren lassen. Das Kollegium und zahlreiche Viertklässler holten sie von zu Hause ab. In einem von der Polizei abgesicherten Korso ging es zur Schule. Die Noch-Schulleiterin nahm in einer Rikscha Platz, wurde kutschiert von Lehrer Michael Franke. Anne Wasners Kollegen bewiesen bei der Aktion einen Blick fürs Detail: Wie das Rad von SPD-Mitglied Anne Wasner, so war auch die Rikscha knallrot. - Foto: Klaus Schneider
Anne Wasner ist stets mit dem Fahrrad zur Schule gefahren. Gestern durfte sie sich fahren lassen. Das Kollegium und zahlreiche Viertklässler holten sie von zu Hause ab. In einem von der Polizei abgesicherten Korso ging es zur Schule. Die Noch-Schulleiterin nahm in einer Rikscha Platz, wurde kutschiert von Lehrer Michael Franke. Anne Wasners Kollegen bewiesen bei der Aktion einen Blick fürs Detail: Wie das Rad von SPD-Mitglied Anne Wasner, so war auch die Rikscha knallrot. © Klaus Schneider

Hoya - Von Michael Wendt. Und dann waren da nur noch die Kollegen, die Rosen und die Tränen: Am Ende stand Hoyas scheidende Grundschulleiterin allein auf der Bühne der Aula, einen großen Blumenstrauß in der Hand und einen dicken Kloß im Hals. Alle Schüler hatten sich zuvor persönlich von ihr verabschiedet. Obwohl sich Kollegium, Förderverein und Elternschaft an Wasners Bitte gehalten hatten, keine großen Reden zu schwingen, ist während der gestrigen Feierstunde doch deutlich geworden, welche Wertschätzung die 66-Jährige bei allen genießt.

Anne Wasner fühlte sich sichtlich wohler, als sie zu Beginn noch nicht im Mittelpunkt stand. Sie moderierte die Abschiedsfeier und bedankte sich unter anderem bei den zwölf an die Grundschule abgeordneten Lehrern anderer Schulen. Auch lobte sie Jahrespraktikant Luca Wüppesahl und FSJler Jannik Handke für ihren Einsatz. „Unsere Schule wäre ohne zwei solche Herren heute unvorstellbar“, sagte sie. Als Anne Wasner dann bekannt gab, dass Jannik nun studieren und später Lehrer werden will, riefen viele Schüler begeistert „Jaaaaa“.

Möglicherweise geht der scheidende FSJler damit den Weg von Anne Wasner. Die gebürtige Helzendorferin war nach dem Studium an ihre alte Schule in Hoya zurückgekehrt. Schon früh war ihr klar geworden, beruflich „etwas mit Kindern“ machen zu wollen. „Auf einmal saß ich dann wieder in meinem alten Klassenzimmer, das mittlerweile das Lehrerzimmer war“, erzählte sie im Gespräch mit unserer Zeitung.

Insgesamt 43 Jahre lang unterrichtete die 66-Jährige an der Grundschule. Von vielen heutigen Schülern hatte sie einst bereits die Eltern vor sich sitzen.

Anne Wasner hat den Ruf, eine strenge Lehrerin zu sein. Nicht Wenige haben sie deshalb gefürchtet. Im Nachhinein sagen aber viele ihrer Schüler: Sie war zwar streng, aber auch gerecht – und wir haben viel bei ihr gelernt.

In den vergangenen elf Jahren rückten für Anne Wasner mit der Übernahme der Schulleitung die organisatorischen Dinge in den Vordergrund.

Ja, darauf sollte sie Platz nehmen und das Schauspiel genießen: auf einem Thron. Für die Verabschiedung von Anne Wasner hatten Schüler und Lehrer einen Tanz einstudiert. - Fotos: Michael Wendt
Ja, darauf sollte sie Platz nehmen und das Schauspiel genießen: auf einem Thron. Für die Verabschiedung von Anne Wasner hatten Schüler und Lehrer einen Tanz einstudiert. - Fotos: Michael Wendt © -

„In dieser Zeit hast du Besonderes geleistet“, betonte Lehrerin Undine Tietjen, „du hast Schulgeschichte nicht nur erlebt, sondern geschrieben.“ So hat Anne Wasner unter anderem das Schulmuseum initiiert, früh die Ganztagsschule eingeführt und vor allem erfolgreich für den Neubau des Schulgebäudes gekämpft.

Tietjen, die sich auf Wunsch von Anne Wasner kurz fasste, hob deren „enormen Arbeitseinsatz“ hervor. „Hinter allem steckte stets der Wunsch, dass es uns allen in der Schule gut geht“, sagte sie.

Auch Kathrin Kalla, Vorsitzende des Fördervereins, lobte: „Sie haben in der Schule viel bewirkt, auch in schwierigen Zeiten.“ Zum Abschied überreichte sie Anne Wasner eine DVD der Loriot-Komödie „Pappa ante portas“, in der der rastlose Heinrich Lohse in seinem Ruhestand den familiären Haushalt betriebswirtschaftlich durchorganisiert. „Vielleicht sind da wirklich ein paar Anregungen dabei“, scherzte Anne Wasner lachend. Wie so oft während ihrer Verabschiedung rettete sich die sichtlich gerührte Schulleiterin mit Humor vor den Tränen.

Einigen Schülern, besonders den Viertklässlern, gelang dies nicht so gut: Sie weinten zum Abschied teils bitterlich. Am Ende boten sie ihrer Noch-Schulleiterin gemeinsam einen Tanz dar und überreichten ihr allesamt jeweils eine Rose. Dazu spielte Lehrerin Julia Saadthoff (eigentlich in Elternzeit) am Klavier den Hildegard-Knef-Klassiker „Für mich soll’s rote Rosen regnen“.

Der Blumenstrauß im Arm von Anne Wasner wuchs, die Aula leerte sich, und schließlich waren da nur noch sie und das Kollegium. „Diese Schulzeit und diese Schule, die haben mir gutgetan“, verabschiedete sich Anne Wasner – und spätestens da hatten wirklich alle Tränen in den Augen.

Nachfolgerin von Anne Wasner, der als Bürgermeisterin und Samtgemeinderatsmitglied auch im Ruhestand nicht langweilig werden dürfte, wird Sandra Philipp-Asmus aus Oberboyen, die derzeit noch bei der Landesschulbehörde in Oldenburg arbeitet.

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