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Direktorin des Loccumer Predigerseminars wird Regionalbischöfin

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Adelheid-Ruck-Schröder.
Brücken hat Adelheid-Ruck-Schröder in ihren Jahren als Studiendirektorin des Predigerseminars im Kloster Loccum gebaut – nicht nur im übertragenen Sinn. © Beate Ney-Janßen

Die Direktorin des Loccumer Predigerseminars Adelheid Ruck-Schröder im Gespräch mit Blickpunkt-Mitarbeiterin Beate Ney-Janßen.

Loccum. Es war eine kleine Zeremonie in Loccums Stiftskirche, mit der Adelheid Ruck-Schröder verabschiedet worden ist. Klein – wegen der Pandemie. Sechs Jahre lang ist die Theologin Studiendirektorin im Loccumer Predigerseminar gewesen und hat dabei viele Umbrüche begleitet, gestaltet und miterlebt. Nicht zuletzt den, seit Ende 2016 inmitten einer Baustelle auf dem Klostergelände zu arbeiten. Nun wird sie Regionalbischöfin im evangelischen Sprengel Hildesheim Göttingen.

Wir führten ein „Baustellengespräch“ vom Brückenbauen und Kirche im Umbruch:

Frau Ruck-Schröder, Ihre Zeit in Loccum ist von Bauarbeiten geprägt gewesen. Gehören Gummistiefel zu ihrer üblichen Büroausstattung?

Nein, ich bin schon sehr robust, was Baustellen angeht. Einmal stieß ich allerdings auf einen Graben direkt vor meiner Bürotür. Um nicht dauernd herüber springen zu müssen, habe ich mir ein Brett von der Baustelle geholt. Und eine Brücke gebaut. (Lacht)

Haben Sie auch in anderer Hinsicht Brücken bauen müssen?

Auf jeden Fall. 2013 ist das Predigerseminar in die Verantwortung der Landeskirche übergegangen. Nach fast 200 Jahren, in denen das Kloster zuständig war. Da galt es, eine neue Brücke zwischen Landeskirche und Kloster zu bauen.

Das Predigerseminar hat aber noch mehr Veränderungen erfahren. Wie die neue Zuständigkeit für die Ausbildung der Vikare aus fünf Landeskirchen.

Ja, neben Hannover gehören jetzt auch Oldenburg, Braunschweig, Schaumburg-Lippe und Bremen dazu. Eine weitere Brücke, die wir bauen mussten. Zwischen den Vikaren und zwischen den Landeskirchen.

Adelheid Ruck-Schröder.
Das Schild, das an der Tür neben ihrem Arbeitszimmer in Loccum nach dem Ende der Bauarbeiten hängen sollte, nimmt Adelheid Ruck-Schröder nun als Erinnerung nach Hildesheim mit. © Beate Ney-Janßen

Ist das ein Trend? Rückt Kirche näher zusammen?

Ja. Weil wir gemeinsame Aufgaben gemeinsam bewältigen müssen. Das erstreckt sich aber nicht nur auf die evangelisch-lutherischen Kirchen. Wir sind grundsätzlich in einem Umbauprozess. Dazu gehört auch, dass die christlichen Kirchen näher zusammenrücken müssen.

Sie meinen die Protestanten und Katholiken. Wie sieht es mit anderen Religionsgemeinschaften aus?

Der Auftrag von Religionen in der Welt ist es doch, sich für den Frieden einzusetzen. Insofern werden interreligiöse Gespräche immer wichtiger. Ein Thema übrigens, das ich mir auch als Regionalbischöfin vorgenommen habe: Die evangelische Stimme in den Chor vieler Stimmen einzubringen.

Der Chor der christlichen Stimmen wird aber immer kleiner. Thema Mitgliederschwund. Wie gehen Sie damit um?

Unser Erfolg ist nicht allein an Mitgliederzahlen messbar. Das ist es auch, was wir den Vikaren hier vermitteln. Wir predigen ihnen nicht Mitgliederzuwachs gegen den demografischen Trend. Aber es gibt viel mehr Menschen, die sich für religiöse Fragen interessieren, als wir denken. Außerdem sind 50 Prozent der zugewanderten Menschen Christen. Für die ist es gar nicht so leicht, Heimat bei uns zu finden. Wir ermutigen Vikare, über den Tellerrand hinaus zu schauen und sich für den Sozialraum zu öffnen. Was kann Kirche für die Gemeinschaft tun? Das ist die zentrale Frage.

Bedingt der Mitgliederschwund, dass die Vikare um ihre Zukunft bangen müssen? Dass sie befürchten müssen, keine eigene Gemeinde zu bekommen?

Nein, unsere Vikare werden alle ihren Beruf ausüben können. Kirchengemeinden brauchen dringend junge Pastoren und Pastorinnen. Es gibt aber viele andere Felder. Wie die Arbeit von meinem Team und mir hier im Predigerseminar beispielsweise. Und die vielfältigen Aufgaben der Kirche in unserer Gesellschaft wie Krankenhausseelsorge und Religionsunterricht in der Schule. Es geht darum, christliche Fragen einzubringen.

Verändert auch die Pandemie die kirchlichen Antworten?

Ja. Die Pandemie wird unsere Kirche verändern und hat sie schon verändert. Das hören wir immer wieder aus den Gemeinden unserer Vikare. Auch wie vielfältig die Antworten auf die Umstände sind und wie kreativ damit umgegangen wird. Viele Pastorinnen und Pastoren zählen seitdem umso mehr auf die Mitwirkung der jungen Generation und damit auch der Vikarinnen und Vikare.

Wie konnten Sie die Ausbildung in Loccum in diesem Corona-Jahr denn aufrechterhalten?

Schwierig, aber es ging. Präsenzzeiten hatten die Vikare nahezu überhaupt nicht. Für uns ging es darum, auch in Online-Formaten ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu schaffen. Das ist ganz gut gelungen, glaube ich.

Präsenz hier im Kloster haben Sie aber doch ohnehin seit Beginn der Bauarbeiten kaum noch anbieten können.

Ach, das sind schon mehr als vier Jahre! Seitdem sind wir ein mobiles Predigerseminar mit wechselnden Standorten. Aber im Spätsommer werden wir wieder einziehen. Das wollen wir feiern und auch den 201. Geburtstag des Predigerseminars.

Sie haben die Bauarbeiten auf der teuersten Baustelle, die die Landeskirche je hatte, von Beginn an begleitet. Und verlassen Loccum kurz vor der Fertigstellung. Ist das nicht enttäuschend?

Aber ich werde doch weiterhin mit Loccum zu tun haben! Im Herbst darf ich als Regionalbischöfin einige „meiner“ Vikare ordinieren. Außerdem glaube ich, dass ich eine Einladung zur Einweihung bekomme. (Zwinkert) Und sicher werde ich auch weiterhin in Loccum zu Gast sein.

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