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Vom „Drogen-Händler” bis zum Kondom-Hersteller

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Beim Ausstellungs-Aufbau: Bernd Schönebaum (l.) und der Projektleiter der „Romantik“, Andreas Schnackenberg.
Beim Ausstellungs-Aufbau: Bernd Schönebaum (l.) und der Projektleiter der „Romantik“, Andreas Schnackenberg. © Ney-Janßen

Bad Rehbug - Von Beate Ney-Janßen. Eine Zeitreise durch fünf Jahrzehnte bietet die Ausstellung „Reklame-Welten”, die ab Samstag in der „Romantik Bad Rehburg“ zu sehen ist. Zur Vernissage sind Interessierte für 15 Uhr eingeladen.

20 Jahre alt war Bernd Schönebaum, als er in seiner Heimatstadt Springe an einer Scheune vorbeiradelte, die abgerissen werden sollte. Eine alte Gallone vor der Tür erregte seine Aufmerksamkeit, er warf einen Blick in die Scheune hinein, sah allerhand „altes Zeug“, das ihn noch mehr interessierte, und wurde von dem Abbruchunternehmen hinauskomplimentiert. „Ich bin noch einmal hingefahren“, erzählt er, „dann aber mit dem Auto und einer Kiste Bier.“

Das verschaffte ihm die Erlaubnis, sich eine Stunde lang in der Scheune umsehen und mitnehmen zu dürfen, was ihm gefiel. Zwei Tage später war die Scheune dem Erdboden gleich und Schönebaum hatte den Grundstock für eine Ausstellung.

Was er in dieser einen Stunde rettete, sind Hinterlassenschaften aus einer Drogerie in Springe: Reklame-Plakate aus mehreren Jahrzehnten, Werbe-Pappen und alte Zeitschriften, die er auf dem Dachboden seiner Mutter lagerte. 1994, rund zehn Jahre nach dem Fund, saß er in einem Flugzeug nach Bulgarien, blätterte eher gelangweilt in einer Zeitschrift und stieß auf eine Anzeige der Firma Fromms: Zu seinem 75-jährigen Bestehen suchte der Kondom-Hersteller alte Exponate aus der Firmengeschichte.

Schönebaum erinnerte sich, dass auch eine Fromms-Werbung auf dem Dachboden lag und bot sie dem Unternehmen zur Ausleihe an. Erst da, sagte er, fiel ihm plötzlich auf, was für ein kleiner Schatz der Fund war, den er aus einer Laune heraus mitgenommen hatte. Nach und nach begann er, sich mit der Geschichte der Drogerie-Werbung auseinanderzusetzen und hatte eine erste kleine Ausstellung 2004 in der „Romantik Bad Rehburg“, die eigentlich nur eine Pause zwischen zwei Wechselausstellungen überbrücken sollte.

Seine Recherchen setzte Schönebaum in den Jahren darauf fort und wühlte sich durch viele Unternehmens-Archive. Das Ergebnis ist eine umfangreiche Ausstellung, die eine Zeitreise durch die Reklame-Welten der Drogerie-Artikel ist.

Produkte gegen Kartoffelkäfer

Ein weiteres Ergebnis sind die Geschichten, die Schönebaum dazu gesammelt hat und die er bei Führungen durch die Ausstellung erzählen will. Wie hat sich das Markenzeichen der Firma Schwarzkopf im Laufe der Jahrzehnte verändert? Welche Unterschiede sind in der Werbung der Nachkriegszeit mit ihrer Mangelwirtschaft zur Reklame in Zeiten des Wirtschaftswunders zu erkennen? Hat die Sekretärin der 1950er-Jahre Klosterfrau Melissengeist zur Beruhigung ihrer Nerven am Arbeitsplatz getrunken?

Kuriositäten sind ebenso unter den Werbetafeln – etwa bei Produkten, die gegen Kartoffelkäfer helfen. Und wer weiß heutzutage noch, dass früher einmal ganz selbstverständlich über den Drogerien der Schriftzug „Drogen-Händler“ stand?

Die Ausstellung in der „Romantik Bad Rehburg“ läuft ab Samstag bis zum 5. März des kommenden Jahres. Geöffnet ist mittwochs bis sonntags sowie an Feiertagen von 13 bis 17 Uhr. Zu Führungen durch die Ausstellung mit einer Dauer von rund eineinhalb Stunden lädt Schönebaum für den 13. November, 8. Januar, 5. Februar und 5. März, jeweils 15 Uhr, ein.

Anmeldungen für derartige Führungen sind unter Telefon 05037 /300060 unbedingt notwendig.

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