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Eine Kindheit mit Streichen, Schlachten und „Rin Tin Tin“

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Anschlag: An der Ecke Hermannstraße/Lange Straße spielten sie einst Verstecken. Beim „Polenkindertreffen“ waren dabei (von links) : Reinhard Meyer (59), Wilhelm Cordes (73), Jürgen Focke (61), Karola Seidel (geb. Grobe, 61), Hartwig Rüter (geb. Strahmann, 61), Ingeborg Gerdes (geb. Haase, 57), Gerhard Krüger (59), Elisabeth Schumacher (62), Ulla Dräger (geb. Meyer, 65), Regina Burmeister (geb. Grobe, 59), Harald Danker (65), Hans Soltau (60), Heiner Bremer (68) sowie (nicht auf dem Foto) Helga Schmidt (geb. Rippe, 63). ·
Anschlag: An der Ecke Hermannstraße/Lange Straße spielten sie einst Verstecken. Beim „Polenkindertreffen“ waren dabei (von links) : Reinhard Meyer (59), Wilhelm Cordes (73), Jürgen Focke (61), Karola Seidel (geb. Grobe, 61), Hartwig Rüter (geb. Strahmann, 61), Ingeborg Gerdes (geb. Haase, 57), Gerhard Krüger (59), Elisabeth Schumacher (62), Ulla Dräger (geb. Meyer, 65), Regina Burmeister (geb. Grobe, 59), Harald Danker (65), Hans Soltau (60), Heiner Bremer (68) sowie (nicht auf dem Foto) Helga Schmidt (geb. Rippe, 63). · © Foto: Jana Wohlers

Hoya - Von Gerhard KrügerFrüher war dort ihr „Anschlag“, jetzt war es der Startpunkt des ersten „Polenkindertreffens“: An der Ecke Lange Straße/Hermannstraße kamen 14 Hoyaer und ehemalige Hoyaer nach vielen Jahren wieder zusammen. Seit den gemeinsam im „Polenviertel“ verbrachten Kindertagen hat das Leben acht von ihnen mehr oder weniger weit in die Welt hinaus geführt. – Ein  Erlebnisbericht von  „Polenkind“ Gerhard Krüger:

Die längste Anreise hatte August Stelling aus Mallorca. Ingeborg Gerdes (geb. Haase) kam aus Wilhelmshaven, Regina Burmeister (geb. Grobe) aus Plön, Reinhard Meyer aus Rhauderfehn, Elisabeth Schumacher aus Bremen, Harald Danker aus Oyten, Helga Schmidt (geb. Rippe) aus Wahnebergen und ich aus Lübeck.

Die Reise in die alte Heimatstadt hat niemand bereut. Das Fazit des erlebnisreichen Tages lautete: „Das hätten wir schon viel früher machen müssen!“ Und: „Das werden wir auf jeden Fall noch mal wiederholen.“

Treffpunkt war die Ecke des Hauses von Böttcher gegenüber der ehemaligen Bäckerei Straßburger an der Ecke Hermannstraße/Lange Straße. Dort war früher stets Sammelpunkt. Irgendjemand war eigentlich immer dort anzutreffen. Um Spielkameraden zu finden, bedurfte es keiner SMS. Ihre Kindheit haben die „Polenkinder“ sommers wie winters zumeist im Freien verbracht. Bei Böttcher, wo der „Anschlag“ war, haben wir Verstecken gespielt.

Nach der ersten Station ging es um den „Pudding“. Wo einst das Siemersche Haus gegenüber der Gastwirtschaft „Juckel“ stand, sprudelten die Erinnerungen an Beate Hornborstel im ersten Stock. Sie schickte uns häufig zum Einkaufen bei Straßburger, weil sie schlecht zu Fuß war. Den Einkaufszettel und das Geld ließ sie in einer arg lädierten Einkaufstasche an einem Strick hinunter. Auf diesem Wege erreichten die Einkäufe auch wieder Beate, die zur Belohnung einige Bonbons herunterließ.

Bei „Juckel“ kuckten wir Ende der 50er die Serien des Wunderpferdes „Fury“ oder die Abenteuer des Hundes „Rin Tin Tin“. Beliebt war später auch Lochbillard, bei dem man bloß nicht den in der Mitte stehenden Holzkegel – genannt „Oma“ – umwerfen durfte.

Dann standen wir vor dem Haus, in dem damals Bäsmanns Luise wohnte. Wer dort Klingelstreiche wagte, konnte froh sein, wenn sie dem Flüchtenden nur derbe Schimpfwörter hinterher rief. Wehe, sie bekam jemand am Schlafittchen zu fassen – dann setzte es ordentlich Ohrfeigen.

Unser Paradies war Rodekohrs Garten gegenüber dem Friedhof, der inzwischen seit langem bebaut ist. Hier wuchsen die besten Äpfel, dort bauten wir Buden und sammelten uns, wenn wieder mal eine „Schlacht“ gegen die Kinder der „Eierburg“ anstand. Verbal waren wir auf Krawall gebürstet – wenn es aber ernst wurde, gaben wir Fersengeld.

Letzte Station des Rundgangs: die Alte Straße, die Verbindung von Hermann- und Langer Straße. Dort wohnte Ingeborg Gerdes (geb. Haase), die als Jüngste stets das Kind beim Mutter-und-Kind-Spielen war.

„Toll war auch immer Stockfußball“, schwärmte Hartwig Rüter (geb. Strahmann). „Und ,Erkläre den Krieg‘ und ,Knicker‘ oder ,Messerstich‘“, ergänzte Hans Soltau. Und Jürgen Focker erinnerte: „Wenn wir mal Holz für Schwerter brauchten, fragten wir bei Tischler Wuttke. Meist erfolgreich, wenn man einen schönen Diener machte.“

Anschließend gingen die „Polenkinder“ dann in die „Börse“, wo sie Hans Soltau aus „Bauer Harms“ in bewährter Manier unterhielt.

„Beim nächsten Treffen bin ich auf jeden Fall wieder dabei“, versprach nicht nur Wilhelm Cordes, der Sohn von „Jockey“ Heini Cordes und mit 73 Jahren das älteste der Polenkinder.

Ein Termin dafür steht noch aus, es wäre schön, wenn sich weitere „Polenkinder“ beteiligten. Bei Interesse genügt eine E-Mail an gerhard.kru@gmail.com.

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