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Eine Art Kunst-Jogging für Betrachter-Gehirne

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Peter C. Creuzburg aus Bruchhausen-Vilsen mit der Grafik „Gesetzes-Chaos“. Diese und weitere Exponate zeigt der Künstler ab Sonnabend in der Nienburger Galerie N.
Peter C. Creuzburg aus Bruchhausen-Vilsen mit der Grafik „Gesetzes-Chaos“. Diese und weitere Exponate zeigt der Künstler ab Sonnabend in der Nienburger Galerie N. © Kurt Henschel

Nienburg - Von Kurt Henschel. Sie wollen die Betrachter ihrer Werke fordern – genauer gesagt: deren Gehirne. Sie sollen etwas tun, aktiv sein, quasi wie beim Jogging. Die Künstler Peter C. Creuzburg aus Bruchhausen-Vilsen sowie Detlef Ambrassat aus Bremen bestreiten ab Sonnabend, 17. September, in der Nienburger Galerie N die Ausstellung mit dem Titel „Die Wahrheit ist stets eine andere“.

Detlef Ambrassat aus Bremen mit der gefesselten Frau als Skulptur mit dem Titel „Aber sicher“.
Detlef Ambrassat aus Bremen mit der gefesselten Frau als Skulptur mit dem Titel „Aber sicher“. © Kurt Henschel

Was im ersten Moment vielleicht verwirrend klingt, ist für den ehemaligen Ingenieur Creuzburg sowie den nicht mehr praktizierenden Allgemeinmediziner Ambrassat alles andere als das: Sie erlauben beziehungsweise wünschen sich die unterschiedlichsten Betrachtungen und Deutungen ihrer Werke, die zum Nachdenken anregen sollen. Die beiden Aussteller möchten laut einem Begleittext zur Ausstellung, „dass der Betrachter mit ihren Werken (Skulpturen und Grafiken) in einen Dialog tritt und die als Gleichnisse, Metapher oder Zitate gemeinten Arbeiten selbst deutet und gefühlsmäßig umsetzt“. Sowohl Creuzburg als auch Ambrassat hoffen, dass das „Freude, Zustimmung oder Berührtheit“ hervorrufe – eben nach dem Motto der Ausstellung: „Die Wahrheit ist stets eine andere“.

Beide Künstler haben Assoziationen beim Erschaffen ihrer Werke gehabt. Welche das gewesen sind, sollen die Betrachter nicht erkennen. Eigene Deutungen sind ausdrücklich erwünscht von den Künstlern, die über die jeweiligen Empfindungen der Gäste der Ausstellung gern auch sprechen würden – so es denn der Besucher möchte.

Ambrassat präsentiert zwölf Skulpturen, die „alle einen Hintersinn“ haben, wie der Künstler („Ich bin ein absoluter Allein-Arbeiter, der sich voll auf seine Arbeit einlässt und dabei Tag und Nacht sowie Essen und Trinken vergisst“) erklärt. Eine davon heißt „Aber sicher“. Sie zeigt eine aus Carrara-Marmor aus der Toskana geformte, gefesselte Frau in einer Vitrine mit Dach. Die Frau sieht nicht unglücklich aus. Ihr Gesicht ist freundlich, sie lächelt. „Es geht bei diesem Werk um das Gefühl von Sicherheit mit allen Facetten“, so der Bremer Künstler, der mehr nicht verrät und es den Besuchern der Galerie N überlassen möchte, wie sie das jeweils Gesehene im Gehirn verarbeiten, welche Assoziationen dabei entstehen.

Stichwort Gehirn: Ambrassat und Creuzburg, die beide in Nienburg Ausstellungs-Premiere feiern, haben die Idee einem 600-Seiten-Buch des amerikanischen Neurowissenschaftlers Eric Kandel (1929 allerdings in Wien geboren) entnommen. Kandel wollte wissen, wie Kunst auf das Gehirn wirkt und was dann das Gehirn beim Betrachten von Kunst macht.

Creuzburg, der 48 Grafiken zeigt, will das wie sein Künstler-Kollege bei den Besuchern der Ausstellung gern herausbekommen. Eine der Creuzburg--Grafiken trägt den Titel „Gesetzes-Chaos“ und eröffnet – wie „7.000 Kilometer Luftlinie“ oder „Gast aus China“ in der Darstellung einer Krabbe – alle denkbaren Empfindungen und Interpretationen.

Beide Aussteller, die während der bis zum 23. Oktober andauernden Präsentation gern mit den Gästen ins Gespräch kommen möchten, wünschen sich, dass „das Publikum nachdenklich aus der Ausstellung geht“. Und Creuzburg ergänzt: „Ich wünsche mir Publikums-Interesse über den Freundes- und Bekanntenkreis hinaus.“

Als Kuratoren dieser Ausstellung fungieren dieses Mal Hilda Kieseritzky und Jochen Ruopp vom zwölfköpfigen Künstler-Team der Nienburger Galerie.

Öffnungszeiten

Die Ausstellung „Die Wahrheit ist immer eine andere“ in der Nienburger Galerie N“ beginnt mit der Vernissage am Sonnabend, 17. September, um 17 Uhr im Haus an der Leinstraße 6. Danach ist die Präsentation der Werke von Peter C. Creuzburg und Detlef Ambrassat bis zum 23. Oktober immer sonnabends von 11 bis 14 Uhr sowie sonntags von 14 bis 17 Uhr zu sehen. Beide Künstler wollen versuchen, weitgehend bei allen Öffnungszeiten in der Galerie N zu sein, um mit den Besuchern zu kommunizieren.

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