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Auf ganz leisen Sohlen

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In schickem, bajuvarischem Blau-weiß, aber ohne Blaulicht, präsentiert sich der Zuwachs im Fuhrpark der Polizeiakademie.
In schickem, bajuvarischem Blau-weiß, aber ohne Blaulicht, präsentiert sich der Zuwachs im Fuhrpark der Polizeiakademie. © Leif Rullhusen

NIENBURG - von Leif Rullhusen. Nienburgs Polizeiakademie hat ihren Fuhrpark erweitert. Einen E-Golf, angetrieben von einem 85 Kilowatt starken Elektromotor, sollen die Ordnungshüter im Rahmen des niedersächsischen Projektes „Schaufenster Mobilität“ zwei Jahre lang im täglichen Einsatz testen.

NIENBURG - von Leif Rullhusen. An der Ampel lässt er so ziemlich jedes Auto stehen – und das vollkommen geräuschlos. Trotzdem setzt die Nienburger Polizei ihren neusten motorisierten Zuwachs nicht im Streifendienst ein. Dem VW Golf fehlt neben einem Funkgerät nämlich auch die Blaulichtanlage auf dem Dach. „Das würde den Verbrauch in die Höhe treiben“, erklärt der stellvertretende Dezernatsleiter der Nienburger Polizeiakademie für Technik, Jens Wulff. Aus diesem Grund sei auch die Geschwindigkeit auf 140 Stundenkilometer gedrosselt.

Der Begriff "Benzingespräch" stimmt hier nicht mehr: Jens Wulff, Volker Wehrmann vom Sachbereich Kfz und Dieter Buskohl (v.l.) fachsimpeln über die Funktionen im Cockpit des E-Golf.
Der Begriff "Benzingespräch" stimmt hier nicht mehr: Jens Wulff, Volker Wehrmann vom Sachbereich Kfz und Dieter Buskohl (v.l.) fachsimpeln über die Funktionen im Cockpit des E-Golf. © Leif Rullhusen

Energieverbrauch und damit Reichweite sind die entscheidenden Faktoren des blau-weißen Elektro-Fahrzeugs. Der Li-Ionen-Akku mit einer Kapazität von 24,2 Kilowattstunden bringt den 85 Kilowatt starken Golf rund 190 Kilometer weit. Jeder genutzte Verbraucher an Bord – und dazu würde das Blaulicht zählen – verringert diese Distanz.

Wie sich der innovative Antrieb im täglichen Einsatz bewährt, soll die Polizeiakademie in den kommenden beiden Jahren testen. Seit drei Wochen bereichert der Wolfsburger deren Fuhrpark. „Die Polizei Niedersachsen muss als moderne und zukunftsorientierte Organisation Vorreiter bei technischen Entwicklungen sein. Elektromobilität ist dabei hinsichtlich ihres Beitrags zum Umweltschutz und der ökonomischen Vorteile für unseren Fuhrpark ein aktuelles und zentrales Thema“, erklärt der neue Akademie-Direktor Dieter Buskohl. Bekommen hat die Polizeiakademie den emissionsfreien Golf im Rahmen des niedersächsischen Projektes „Schaufenster Mobilität“. Landesweit wurden insgesamt zwölf dieser Fahrzeuge an verschiedene Polizeieinrichtungen übergeben, um sie im täglichen Einsatz auf ihre Alltagstauglichkeit zu testen. „Neben der Zuverlässigkeit werden wir auch die Kosten unter die Lupe nehmen“, erklärt Wulff. Jede Fahrt und jeder Ladevorgang wird aus diesem Grund dokumentiert und später ausgewertet.

Die 190 Kilometer Reichweite hat der stellvertretende Dezernatsleiter bei einer Dienstfahrt nach Braunschweig übrigens schon bis an ihre Grenze ausgelotet. Ganze 15 Kilometer Restdistanz zeigte der Bordcomputer am Ziel noch an. „Ob ich die Strecke noch einmal fahren würde, weiß ich nicht“, blickt der Dezernatsleiter angesichts dieser Punktlandung zurück. „Sämtliche Komfortfunktionen, wie Heizung und Radio hatte der Computer bereits abgeschaltet, um Energie zu sparen.“ Das sei aber auch nicht das eigentliche Einsatzgebiet. In erster Linie soll der Wolfsburger für Kurier- und Postfahrten in die Landeshauptstadt, in die Nienburger Polizeiinspektion oder im Rahmen der Ausbildung zur Schießanlage nach Langendamm eingesetzt werden. Sind die 190 Kilometer abgespult, muss der E-Golf für sechs Stunden an die Steckdose. Eine Ladestation wurde dafür eigens auf dem Gelände der Polizeiakademie installiert. Die Ladezeit sei ein weiterer Grund, warum sich der VW nicht für den Streifeneinsatz eigne. „Dort sind die Fahrzeuge aufgrund des Schichtdienstes rund um die Uhr im Einsatz“, erklärt der Akademie-Direktor. „Bei uns kann er über Nacht in Ruhe aufgeladen werden.“

Auf eine weitere Elektrofahrzeug-typische Eigenart müssen sich vor allem alle anderen Verkehrsteilnehmer einstellen. „Man hört uns nicht kommen“, berichtet Wulff. Häufig hätten sich Passanten schon mächtig erschreckt, wenn der lautlose Golf plötzlich vor ihnen auftauchte. „Für diese neue Gefahr im Straßenverkehr wird man die Menschen noch sensibilisieren müssen“, mahnt Buskohl. Für so manchen Polizeieinsatz könnte diese Eigenschaft hingegen durchaus positiv sein.

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