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Erinnerungen aufpolieren

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Gewissenhafte Reinigung: Schüler der Marion-Blumenthal-Hauptschule säubern die Stolpersteine in Hoya. © -

Hoya - „Unser Name ist Programm“, sagt Eike Reiche, Rektorin der Marion-Blumenthal-Hauptschule, deren Namensgeberin eine Jüdin aus Hoya ist, deren Familie vom Holocaust betroffen war.

Deshalb bearbeiten Schüler und Lehrer im Unterricht und in Projekten regelmäßig Themen wie den Nationalsozialismus, die Judenverfolgung während des Zweiten Weltkriegs und das Leben von Marion Blumenthal.

Das neuste Projekt: die Pflege der Hoyaer Stolpersteine. Bereits in der Gedenkfeier anlässlich des 73. Jahrestags der Reichspogromnacht in der Deichstraße am 9. November erklärten die Hauptschüler, dass sie die in die Erde gelassenen Gedenktafeln für einstige jüdische Einwohner Ho yas pflegen wollen: „Stolpersteine sind für uns Spuren, die die ehemaligen Bewohner hinterlassen haben. Allerdings sind diese Spuren nicht immer leicht zu finden. Auch, wenn man weiß, wo sie ungefähr sind, hat man mitunter Mühe, sie sofort zu entdecken. Bedingt durch Witterungseinflüsse haben sie ihre Farbe geändert oder sind verschmutzt. Das wollen wir ändern.“

Den Großteil der Stolpersteine hat eine Schülergruppe schon gesäubert, die anderen Steine werden demnächst aufpoliert. „Die Betroffenheit war bei einigen Schülern deutlich zu spüren“, erzählt Schulsozialarbeiterin Frauke Gieße-Claus, die die Jugendlichen begleitete. Den Mädchen und Jungen sei durch diese Aktion vor allem bewusst geworden, dass der Holocaust auch in Hoya erfolgte, also direkt vor der eigenen Haustür.

Doch die Marion-Blumenthal-Hauptschule möchte zukünftig nicht nur regelmäßig die Stolpersteine säubern und pflegen. Langfristig soll auch eine Karte entstehen, die alle Hoyaer Stolpersteine zeigt – inklusive Ausführungen zu den jüdischen Bewohnern, denen damit gedacht wird. Zudem plant die Schule, einen neuen Stein zu kaufen.

Insbesondere Lehrer Johannes Fink und Sozialarbeiterin Frauke Gieße-Claus haben sich für die Aktion eingesetzt: „Wir wollen zeigen, dass wir die Geschichte und das Geschehene nicht vergessen haben. Wir wollen Erinnerungen und Gedenken wach halten, damit so etwas nie wieder geschieht.“

Die Stolperstein-Aktion der Hoyaer Hauptschule ist ein Teil des Projekts „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Seit April gehört die Marion-Blumenthal-Hauptschule Hoya diesem Netzwerk von Schulen an, die sich aktiv gegen Diskriminierung einsetzen, bei Konflikten eingreifen und regelmäßig Projekttage zum Thema „Rassismus und Courage“ organisieren. Während einer Feier am 22. Dezember erhält sie die offizielle Plakette des Netzwerks „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. · abü

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