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Falsch verstandene Tierliebe

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Tieräztin Maria Klein mit dem fünften „Findelkind“ – ausgesetzt vor ihrer Scheune.
Tieräztin Maria Klein mit dem fünften „Findelkind“ – ausgesetzt vor ihrer Scheune. © -

Eystrup - (brm) · In der großen Eystruper Scheune herrscht reges Treiben. Ziegen, Hühner, Katzen und natürlich Pferde tummeln sich auf dem kleinen Gestüt von Maria Klein. Doch die Tierärztin ist wütend. Gestern Morgen stand mal wieder ein Pappkarton vor dem Tor. Im Innern: vier zitternde Katzenkinder. Während sie von ihrem Fund erzählt, piepst es einige Meter weiter in einem Brennnesselgebüsch. Dort kauert mit weißen Pfoten und großen Augen Nummer fünf.

Seit Jahren wiederholen sich diese und ähnliche Funde. Die Veterenärin Klein ist als tierlieb bekannt. Dieser Aspekt und die Artenvielfalt auf ihrem Hof sind es wohl, die manche Menschen dazu bewegt, sich ihrer Vierbeiner bequem vor Ort zu entledigen. „Es ist ein Unding“, zeigt sich Maria Klein empört. „Ich weiß nicht, was die Leute von mir erwarten.“ Das Ende der Fahnenstange, was ihre Kapazitäten angehe, sei erreicht. Außerdem sei sie kein Abladeplatz.

Warum die fünf Katzenkinder nicht im Tierheim abgeliefert wurden, liegt auf der Hand: das zuständige Tierheim in Drakenburg hat einen Aufnahmestopp für Katzen verhängt. Alle Möglichkeiten seien ausgeschöpft und sogar darüber hinaus. „Die Katzenkinder aus Eys trup sitzen in einem Hasenkäfig in unserem Büro“, erklärt Tierheimleiterin Silvana Romann. Unterm Strich bedeutet der Stopp für die Tierheimmitarbeiter: morgendliche Karton-Funde mit Katzenkindern vor den Türen des Tierheims. „Wir sprechen hier von Lebewesen“, betont Romann. Zweimal im Jahr stelle sich das Tierheim notgedrungen der Katzenkinder-Welle. Zu den Wurfzeiten im Frühjahr und im Spätsommer. Der dringende Appell der Tierheimleiterin: „Eine Katze aufzunehmen, wenn es an Geld oder Zeit mangelt, ist falsch verstandene Tierliebe.“ Die Kastration sei ein unbedingtes Muss, wenn man keine verbindlichen Abnehmer für den Nachwuchs habe. Die unliebsamen Tierkinder seinen Mitmenschen vor die Tür zu stellen, um sich schnell und einfach des Problems zu entledigen, empört Silvana Romann. „Die Tierheime gehen finanziell immer mehr in die Knie – wir können diesem unnötig hohen Bedarf nicht mehr gerecht werden.“

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